Ludwigshafen. Der britische Schauspieler und Komiker Charlie Chaplin hat einmal gesagt, dass „die Jugend eine schönere Zeit wäre, wenn sie erst später im Leben käme“. Wenn man sie mit all der Erfahrung des Erwachsenseins so richtig zu schätzen wisse also. Die Unbekümmertheit und Sorglosigkeit. Die Träume und Ideen. Zurückdrehen lässt sich die Zeit bekanntlich nicht. 50 Menschen aus Ludwigshafen sind jetzt aber bei einer Ausstellung des Stadtmuseums noch einmal tief in ihre Jugend eingetaucht. „Jugendwelten - Jugendträume. Talkin‘ ‘bout my Generation“ heißt das Videoprojekt, das seit dieser Woche im Vortragssaal der Volkshochschule (VHS) im Bürgerhof zu sehen ist. Es ist die erste Sonderausstellung dieses Jahres und die erste Schau in neuen Räumen nach der Schließung des Museums im Rathaus-Center.
Das Stadtmuseum hatte im vergangenen Sommer zur Teilnahme an dem Projekt aufgerufen, das sich um die Jugend und den Diskurs zwischen Generationen dreht: Wie handeln Generationen ihr Zusammenleben aus? Wie wird die eigene Jugend im Nachhinein betrachtet? Reden „die Alten“ eigentlich nur über oder auch mit der „Jugend von heute“? Das sind einige der dem Projekt zugrunde liegenden Fragen.
Öffnungszeiten und Führungen
- Die Sonderausstellung „Jugendwelten – Jugendträume. Talkin‘ ‘bout my Generation“ im Vortragssaal der Volkshochschule (Bürgerhof) kann noch bis 11. März unter der Woche immer montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr besichtigt werden.
- Auch an folgenden Samstagen ist die Schau geöffnet: 29. Januar, 12. und 26. Februar, 5. März, jeweils von 11 bis 15 Uhr. Der Eintritt ist frei.
- Führungen können per E-Mail an regina.heilmann@ludwigshafen.de vereinbart werden. An allen Samstagen gibt es öffentliche Führungen um 12 und 14 Uhr.
- Das Projekt wird ermöglicht durch das Förderprogramm TOR 4 der BASF.
Beteiligt haben ich 50 Menschen aus der Stadt. Mitgemacht haben Bürgerinnen und Bürger verschiedener Geschlechter, Kulturen und gesellschaftlicher Gruppen, das Altersspektrum umspannte knapp 80 Jahre, teilt die Stadt mit. Vor der laufenden Videokamera sprachen all diese Menschen über ihre Jugend in Ludwigshafen. Herausgekommen sind 60 Stunden reines Filmmaterial, das vom Projektteam gewichtet und geschnitten wurde. Nach Angaben der Verantwortlichen sei es vor allem darum gegangen, nicht nur Unterschiede, sondern auch Gemeinsamkeiten dieses prägenden Lebensabschnitts in Beziehung zu setzen.
Auf sechs Bildschirme verteilt
„Die Grundidee, sich subjektiv und sehr persönlich zu seiner eigenen Jugendzeit zu äußern, wurde von den Teilnehmenden wunderbar aufgegriffen“, sagt Museumsleiterin Regina Heilmann. „Sich die Erzählungen der Einzelnen dabei anzuhören, macht nachdenklich, berührt und schmerzt zuweilen, bereitet aber auch oftmals einfach großen Spaß. Durch die Kombination und Kompilation der Mitwirkenden untereinander wird zudem ein geradezu soghaftes Bedürfnis erzeugt, sich als Ausstellungsbesucherin oder -besucher nicht nur möglichst vielen Erzählungen vor Ort zuzuwenden, sondern auch mit der eigenen Jugend auseinanderzusetzen.“
Filmausschnitte mit einem Gesamtumfang von 40 Stunden seien letztlich choreographiert und auf sechs große Bildschirme im Raum aufgeteilt worden. Ein siebter enthält Informationen zur Entstehung und zum Verständnis des Projekts. „Alle Menschen, die an diesem Projekt teilgenommen haben, stehen stellvertretend für eine Stadt im Wandel und im Lauf der vergangenen sechs Jahrzehnte“, erläutert Heilmann und fügt an: „Uns ist natürlich sehr bewusst, dass diese Ausschnitte nur ein winziges und auch nicht empirisch auswertbares Segment der Stadtbevölkerung widerspiegeln. Dennoch wird mit Sicherheit jeder Gast im Verlauf seines Aufenthalts im Saal früher oder später irgendwas erfahren, auf das man selbst Bezug nehmen kann.“
Durch die schiere Masse an Videomaterial werde jeder Besuch der Ausstellung quasi ein Zufallsprodukt, niemand werde dieselbe Ausstellung besuchen. Durch das Stimmengewirr von den verschiedenen Monitoren soll zunächst ein Missklang erzeugt werden, der sich nach dem Eintauchen in die verschiedenen Lebenswelten der Menschen in einen Wohlklang verwandeln soll, so die Hoffnung der Schöpfer.
Workshop und Vortrag
Im Rahmen der Ausstellung ist zudem ein geschlossener Jugend-Workshop für Schülerinnen und Schüler geplant. Angeleitet von der Stadtsoziologin und Fotografin Sandra Köstler nähern sich die Jugendlichen dabei ihrer eigenen Identität anhand von Selbstporträts fotografisch an, heißt es in der Ankündigung.
Historiker Klaus-Jürgen Becker wird zudem am 21. Februar, 18 Uhr, in der VHS einen Vortrag zu dem Banküberfall durch die RAF in Ludwigshafen am 21. Februar 1972 halten. Das Themenfeld RAF und Deutscher Herbst habe einen großen Einfluss auf Teile der Jugendkultur gehabt und soll auf diesem Wege für die Ausstellung aufgegriffen werden. Der Vortrag wird auch live ins Internet übertragen.
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