Ludwigshafen. Bumm, bumm, bumm, tönt es durch das ganze Haus. Durchdringend, laut, und das minutenlang. Dann wird Sturm geklingelt. „Was soll denn die ganze Bumserei“, schreit ein genervter Nachbar. „Tanzt ihr Flamenco?“ „Was sollen wir mit ´nem Flamingo?“, fragen die Urheber des Lärms zurück und setzen Unschuldsmienen auf. „Keine Ahnung, wo das herkommt. Hier owwe wohnen Engel – und die bumsen net.“
Die beiden Schwestern Helene und Angelika Engel (Ines Schanzenbach und Annette Zimmermann) sehen aus, als könnten sie kein Wässerchen trüben, haben es aber faustdick hinter den Ohren. In der neuen Komödie „Owwe wohne Engel“ im Prinzregenten Theater spielen sie zwei alte Jungfern, die an Scheinheiligkeit und Boshaftigkeit kaum zu überbieten sind. Dabei wollen sie nur eines: Vom Dachgeschoss in die geräumigere Wohnung ein Stockwerk tiefer ziehen, aber eben zum selben Preis.
Die „Engel“ haben schon drei Mieter vergrault
Dafür ist ihnen jedes Mittel recht – und so klopfen sie mit Gesangbuch und Bibel so lange auf den Tisch, bis die Mieter unten wieder ausziehen. Drei Familien haben sie so bereits rausgeekelt, doch Vermieter Willi Maffenberger (Klaus Sokoli) hat sich wieder für eine Familie entschieden, mit sieben Kindern. „Hän mir net schun genug Rotznase im Haus?“, meint dazu Nachbarin Erna (Uschi Graf), die sich gerne mal Sachen ausleiht, aber nie zurückbringt. Mit ihrer markant-derben Stimme mischt sie sich überall ein und legt sich dabei ständig mit dem Vermieter an. „Wenn die mol stirbt, muss man’s Maul extra dotschlage“, meint der dazu.
Während der aktuelle Mieter Werner Schlüter (Ralf Lüdke) kurz vorm Nervenzusammenbruch steht, schmieden die Engels den perfekten Plan für den nächsten Mieterwechsel: Neffe Klaus (Julian Jäger) muss mit einziehen, um den Bedarf einer größeren Wohnung zu unterstreichen. Den Bu‘ haben sie zwar eine Ewigkeit nicht mehr gesehen, aber der soll sein Geld fürs Zimmer einfach sparen. Was beide nicht ahnen ist, dass der noch eine alte Rechnung mit seinen Tanten offen hat. Denn die haben seinen Eltern einst das Leben schwergemacht.
Neffe Klaus dreht den Spieß um
Und wie es der Zufall so will, ist die Tochter des aktuellen Mieters seine einstige Sandkastenliebe. Während er Karin (Ayleen Heneka) näherkommt und alte Gefühle wieder aufflammen, entdeckt er den wahren Grund für den Spuk im Haus. Kurzerhand dreht Klaus den Spieß um und macht seinen Tanten das Leben zur Hölle.
Die turbulente Komödie nimmt Fahrt auf und endet mit Gesangseinlagen und einer moralischen Lektion, frei nach dem Motto „was du nicht willst, das man dir tu …“. Das Stück, geschrieben von Jens Exler und bearbeitet von Bernhard Dropmann, ist ein echter Klassiker des Boulevardtheaters aus dem Jahr 1963, bekannt unter anderem durch Fernsehübertragungen des Hamburger Ohnsorg-Theaters. Im Hemshof war es zuletzt 2009 zu sehen. Die aktuelle Wiederauflage kam beim Premierenpublikum bestens an, auch dank der hervorragenden Leistungen des Ensembles.
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