Bei allem, was er tat, sah er sich als Anwalt der Schwachen. Ob in seiner Rolle als Gewerkschaftschef, als Bundestagsabgeordneter, Stadtrat oder Vorsitzender des Fördervereins Blies - stets war es ihm ein Anliegen, die Gesellschaft menschlicher und lebenswerter zu machen. Jetzt ist der Sozialdemokrat Manfred Reimann im Alter von 94 Jahren gestorben.
Das bestätigte am Wochenende die Ludwigshafener SPD, die um ihren Weggefährten trauert. „Er hat sich als Sozialdemokrat mit hohem Engagement sowohl auf Bundes-, Landes- und Stadtebene für seine Mitmenschen eingesetzt und sich dabei an unseren sozialdemokratischen Werten orientiert. Dabei war er durchsetzungsstark und eben auch streitbar“, sagt Partei- und Fraktionschef David Guthier. „Unsere Gedanken und unser Mitgefühl gehören seiner Familie, seinen Freunden und Weggefährten.“
Auch Oberbürgermeisterin und Parteifreundin Jutta Steinruck würdigt Reimann, der am 14. April 1928 in Höhr-Grenzhausen (Westerwaldkreis) geboren wurde. „Manfred Reimann war stets ein Streiter in der Sache. Er war Sozialdemokrat durch und durch und hat sich mit Herzblut für die sozialpolitischen und arbeitsmarktpolitischen Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eingesetzt“, sagt sie. „Sein Herz schlug immer für die Schwachen der Gesellschaft. Dabei hatte er stets die großen politischen Themen und Debatten im Blick“, so Steinruck.
Der gelernte Maschinenschlosser Reimann, dessen Vater von den Nazis ins Konzentrationslager verschleppt wurde, kämpfte sein Leben lang für soziale Gerechtigkeit. 16 Jahre lang, bis 1983, leitete er als Geschäftsführer die bundesweit größte Verwaltungsstelle der damaligen IG Chemie.
Direktmandat gegen Kohl geholt
Zwei Jahre gehörte er dem rheinland-pfälzischen Landtag an, ab 1983 wurde er für drei Wahlperioden in den Bundestag gewählt. Zweimal holte er dabei das Direktmandat im Wahlkreis gegen den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), weshalb er oft als dessen Rivale bezeichnet wurde. 1990 gewann Kohl das Direktmandat.
Reimann war ein Mann mit Ecken und Kanten, der auch für die eigene Partei nicht immer pflegeleicht war. 2003 drohte ihm sogar der Ausschluss aus der SPD. Reimann hatte eine weitreichende Zusammenarbeit mit der CDU kritisiert, die Stadtratsfraktion verlassen und mit Rainer Metz (FWG) eine Fraktionsgemeinschaft gebildet. Erst durch die Intervention des damaligen SPD-Landeschefs Kurt Beck glätteten sich die Wogen. Auch diese Streitbarkeit hat die Person Manfred Reimann für Jutta Steinruck ausgemacht: „Seine Unerschütterlichkeit, seine Unerschrockenheit und sein Mut haben mich immer beeindruckt. Ich habe viel von ihm gelernt.“