Bildung

Deckeneinsturz in Ludwigshafener Kita: Eltern beklagen "Modernisierungsstau“ in Einrichtungen

Während der Stadtelternausschuss marode Zustände in den Ludwigshafener Kitas beklagt, sitzt der Schock ob der eingestürzten Decke in der KTS Nord noch tief. Etwaige Sanierungen sind aber nicht das einzige Problem

Von 
Kai Plösser
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In der KTS Nord im Hemshof ist die Decke im Altbau runter gefallen. Menschen kamen nicht zu Schaden, der Raum war bei dem Vorfall leer. © Stadt Ludwigshafen

Ludwigshafen. Der Schock ist am Freitag noch spürbar, nachdem in einem Aufenthaltsraum der Kindertagesstätte (KTS) Nord in Ludwigshafen die Deckenkonstruktion herabgestürzt ist (wir berichteten). „Das steckt noch in den Knochen“, sagt Pascal Thümling, Leiter des Bereichs Kindertagesstätten, im Gespräch mit dieser Redaktion. Reinigungskräfte hatten am Donnerstagabend, 6. Oktober, den Schaden bemerkt. Die Erleichterung, dass sich zu dem Zeitpunkt weder Kinder noch Personal in dem Raum befanden und somit keine Verletzten zu beklagen sind, ist Thümling anzumerken. Gleichzeitig schaut er aber auch nach vorne: „Wir tun alles, um das für die Zukunft zu vermeiden“.

Rainer Bernhard, Leiter der Gebäudewirtschaft, ist in erster Linie auch froh, dass es bis auf den Sachschaden nichts Schlimmeres zu berichten gibt: „Was ein Glück, dass das abends passiert ist.“ Einen Gutachter, der alle Decken in der KTS Nord unter die Lupe nehmen soll, sei gefunden worden. Er wird seine Arbeit in der kommenden Woche aufnehmen. Auch die Besichtigung der 36 anderen Kindertagesstätten der Stadt seien bereits angelaufen. Am Donnerstag waren laut Bernhard bereits sieben Kitas in Augenschein genommen worden.

Die Stadt begutachtet wegen der eingestürzten Decke in der KTS Nord vorsichtshalber alle Kitas, die neue KTS in Oppau ist nun eingeweiht worden. © Thomas Tröster

„Wo Auffälligkeiten bestehen, werden wir handeln“, betont Bernhard. Sollten Räume etwa mit derselben Deckenkonstruktion ausgestattet sein , sollen diese sofort für die Nutzung gesperrt und ein Austausch der Decke veranlasst werden.

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Darüber hinaus will die Stadt vorsorglich auch die Decken in Schulen, Jugendfreizeitstätten, Kultureinrichtungen und Verwaltungsgebäuden besichtigen. „Damit wollen wir ein deutliches Signal senden, dass wir den Vorfall sehr ernst nehmen“, wird Baudezernent Alexander Thewalt in einer Mitteilung zitiert.

Auch der Stadtelternausschuss zeigt sich betroffen von dem Vorfall in der KTS Nord. Es sei schlimm, dass so etwas vorkommen könne, sagt Martin Schöne, Vorstandsmitglied des Ausschusses. Auch er ist genau wie die Eltern glücklich, dass niemand zu Schaden kam. „Wie kann so etwas passieren?“, hätten sich viele der Eltern dennoch gefragt.

Schöne berichtet, dass Thümling umgehend Kontakt mit dem Ausschuss aufgenommen habe und die anstehenden Maßnahmen besprochen worden seien. „Aus unserer Sicht ist das aber nur ein Blickwinkel“, hebt Schöne hervor. Es müsse mehr getan werden, als auf die Decken in den einzelnen Einrichtungen zu schauen. „Eltern berichten von einem Modernisierungsstau in den Kitas“, erklärt Schöne. Nicht nur die im Jahr 1957 errichtete KTS Nord ist demnach also marode.

„Wir wünschen uns eine Analyse, was in den Kitas gemacht werden muss“, so Schöne. Anhand derer soll eine „Prioritätenliste“ erstellt werden, die es gelte abzuarbeiten. „Dazu hoffen wir auf die nötigen Gelder“, merkt Schöne an. Konkret wurde dies noch nicht an die Stadt herangetragen. Ein Schreiben sei derzeit jedoch in Arbeit.

Neue KTS in Oppau eingeweiht

Derweil ist am Freitag die neue KTS in Oppau eingeweiht worden. Von der alten Kita gegenüber sind Kinder und Personal in eine moderne und große Einrichtung gezogen, die ihren Betrieb bereits im Februar aufgenommen hatte. Eine riesige Freispielfläche, fünf Bildungsräume - wie zum Beispiel das Bau- und das Rollenspielzimmer - stehen unter anderem zur Verfügung. Auch eine Schulkindbetreuung findet in zwei Räumen statt. Insgesamt hat die KTS Oppau Platz für 155 Kinder. Wegen des Personalmangels werden derzeit aber nur 70 Kinder betreut.

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Ein Problem, mit dem die KTS Oppau nicht alleine dasteht. Und ein Problem, dass das Ziel der Stadt, jedem Kind einen Betreuungsplatz anbieten zu können, gefährden könnte - auch wenn weitere Kitas errichtet werden sollten. „Wir sind noch nicht am Ende“, sagt Thümling zum Neubau von Kitas in der Stadt.

Schöne sieht den Bau neuer Kitas dagegen mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Einerseits sei es gut, wenn mehr Betreuungsplätze angeboten werden. Dies sei aber verbunden mit mehr Personal.

„Mit einem Neubau verbessert sich die Situation nicht“, erläutert Schöne. Das Problem verlagere sich damit von den alten Kitas in die neuen. Da nur wenig neues Personal in Aussicht sei, würden die vorhandenen Fachkräfte lediglich ihren Arbeitsplatz wechseln. Folglich fehle das Personal in den Einrichtungen, in denen es vorher beschäftigt war. Schöne erzählt in dem Zusammenhang von komplett geschlossenen Kitas und von eingeschränkten Betreuungszeiten. „Wir haben noch keinen Plan gesehen, wie man das mittelfristig in den Griff bekommen will“, ist Schöne ratlos.

Redaktion

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