Kriminalität

Beziehungsstreit vor Messerangriff in Ludwigshafen? - Polizei geht Hinweisen nach

Noch gibt es zu dem Mann, der in Oggersheim zwei Menschen getötet haben soll, wenige Informationen. Auch sein Motiv ist noch nicht bekannt. Die Beamten arbeiten "mit Hochdruck" daran. Unterdessen kursieren Videos im Internet

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Julian Eistetter
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Im Drogeriemarkt Rossmann in der Comeniusstraße wurde der Verdächtige niedergeschossen. Die Polizei stellte dort ein großes Küchenmesser sicher. © Michael Ruffler

Ludwigshafen. Warum im Ludwigshafener Stadtteil Oggersheim zwei junge Männer sterben mussten und ein weiterer schwer verletzt wurde, darauf gibt es auch am Tag nach dem brutalen Angriff keine Antworten. „Die Hintergründe und Umstände der Tat sowie das Motiv des Täters konnten bislang noch nicht eindeutig ermittelt werden“, teilten Staatsanwaltschaft Frankenthal und Polizeipräsidium Rheinpfalz am Mittwoch mit, nachdem am Dienstag ein Mann einen 20-Jährigen und einen 35-Jährigen getötet hatte. Gesicherte Erkenntnisse gibt es vorerst nur zu der verwendeten Tatwaffe und zur Todesursache der beiden Opfer.

Demnach sei in dem Drogeriemarkt in der Comeniusstraße, in dem die alarmierten Polizisten den 25-jährigen mutmaßlichen Täter mit Schüssen stoppten, ein großes Küchenmesser sichergestellt worden, bei dem es sich laut Polizei um die Tatwaffe handeln dürfte. Spekulationen unter Anwohnern und Augenzeugen, dass der Täter seine Opfer mit einer Machete angegriffen haben soll, bestätigten sich also nicht.

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Die Leichen der beiden Opfer wurden bereits am Mittwoch auf Antrag der Staatsanwaltschaft durch die Rechtsmedizin in Mainz obduziert. „Nach dem vorläufigen Ergebnis starb der 35-Jährige aufgrund eines Stiches in den Halsbereich, der eine Vene und die Lungen verletzte“, heißt es in der Mitteilung. „Ursächlich für den Tod des 20-Jährigen war ein inneres und äußeres Verbluten nach Stichverletzungen in den Brustkorb“, so die Erkenntnisse der Behörden. Dem Vernehmen nach soll es sich bei den Toten um zwei Mitarbeiter eines Malerbetriebs handeln. Warum der Täter ausgerechnet auf sie losgegangen ist, ist noch völlig unklar.

Beziehungsstreit nicht bestätigt

„In den Medien wird derzeit über einen möglich Beziehungsstreit vor der Tat und über Ausrufe des Täters bei der Tat berichtet. Diese Informationen sind Bestandteil der laufenden Ermittlungen und können derzeit nicht valide bestätigt werden“, kommentieren die Ermittlungsbehörden Berichte von Anwohnern. Diese hatten wahrgenommen, dass der Verdächtige, ein somalischer Staatsbürger, die Wohnung seiner Ex-Partnerin in der Philipp-Scheidemann-Straße aufgesucht hatte, um die gemeinsamen Kinder zu sehen. Dies habe sie ihm verweigert, woraufhin der 25-Jährige in Rage geraten sei und „Gerechtigkeit“ eingefordert habe. Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei arbeiten eigenen Angaben nach „mit Hochdruck“ daran, diesen Hinweisen nachzugehen.

Hinweise

  • Die Polizei geht davon aus, dass viele Augenzeugen das Tatgeschehen beobachtet haben könnten.
  • Aus diesem Grund wurde unter der Rufnummer 0621/963-26 25 ein Hinweistelefon eingerichtet.
  • Videos und Fotos, die den Täter oder die Tat zeigen, sollen unter https://hinweisportal.de im Internet eingereicht werden. Eine Verbreitung im Internet kann strafbar sein

Das gilt auch für das Video- und Fotomaterial, das Zeugen über ein eigens eingerichtetes Hinweisportal bei der Polizei einreichen konnten. Allzu viel sei dabei noch nicht eingegangen, sagt eine Polizeisprecherin am Mittwoch. „Das bewegt sich im unteren zweistelligen Bereich“, berichtet sie. Auch an der Zeugenanlaufstelle, die am Vormittag in Oggersheim eingerichtet wurde, ging es eher ruhig zu. Sechs Personen seien dorthin gekommen, um Angaben zu machen. Ein Vater habe für seinen Sohn seelsorgerische Betreuung organisieren wollen. „Die meisten Zeugen haben vermutlich schon am Dienstag ihre Informationen weitergegeben“, sagt die Sprecherin.

Im Internet und in sozialen Medien kursieren jedenfalls zahlreiche Videos. Sowohl der mutmaßliche Täter mit Baseball-Kappe auf dem Kopf als auch Aufnahmen von den Opfern sind dort zu sehen. Die Polizei hatte bereits am Dienstag darauf hingewiesen, dass Personen, die solche Inhalte verbreiten, sich strafbar machen können. Entsprechende Aufnahmen sollten unter https://rlp.hinweisportal.de bei der Polizei eingereicht werden.

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Noch nicht vernehmungsfähig

Sowohl das dritte Opfer, ein 27 Jahre alter Mann, den der Täter im Drogeriemarkt attackierte, als auch der Verdächtige selbst wurden am Dienstag notoperiert. Sie sind außer Lebensgefahr, waren beide aber noch nicht vernehmungsfähig, wie Staatsanwaltschaft und Polizei mitteilten. Sobald es der Gesundheitszustand des 25-Jährigen zulässt, soll er einem Haftrichter vorgeführt werden.

Emotional reagierte am Tag nach der Tat der Ludwigshafener Bundestagsabgeordnete Christian Schreider (SPD) auf die Geschehnisse. „Der grausame Angriff in Oggersheim macht mich wütend und betroffen. Es ist unbegreiflich, wie es zu diesem Drama, dieser Tragödie gekommen ist“, sagt er. Den Familien der Opfer spricht er sein Mitgefühl aus.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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