Oggersheim

Brutaler Angriff mit zwei Toten in Ludwigshafen - Fassungslosigkeit und viele offene Fragen

In Oggersheim herrscht am Dienstag das Entsetzen. Nach dem blutigen Angriff mit zwei Toten sucht die Polizei Zeugen. Einige sollen Videos der Tat gemacht haben

Von 
Julian Eistetter
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Ludwigshafen. Schwerbewaffnete Polizisten stehen am Dienstagnachmittag in der Comeniussstraße und sichern den weiträumig abgesperrten Tatort. Eine immer größer werdende Schar von Medienvertretern versammelt sich auf dem Bürgersteig gegenüber dem Drogeriemarkt Rossmann, in dem Beamtinnen und Beamte in weißen Overalls Spuren sichern. Spuren einer brutalen Bluttat, die am Dienstag weit über den Ludwigshafener Stadtteil Oggersheim hinaus für Fassungslosigkeit sorgt. Bei einem Messerangriff sterben zwei Männer, ein weiterer wird schwer verletzt. Den mutmaßlichen Täter, einen 25 Jahre alten Mann, stoppt die Polizei erst mit Schüssen aus einer Dienstwaffe.

Zu den Hintergründen der brutalen Tat wird am Dienstag nichts bekannt. Die Polizei ermittelt eigenen Angaben nach in alle Richtungen. Anwohner, die sich in Scharen an den Absperrbändern versammeln, wollen da schon mehr wissen. Dem Ganzen sei ein Beziehungsstreit vorausgegangen, sagen sie. Der Tatverdächtige habe in der Philipp-Scheidemann-Straße die Wohnung seiner Ex-Partnerin aufgesucht, um die gemeinsamen Kinder zu sehen. Dies habe sie ihm jedoch verwehrt. Daraufhin habe der Mann zwei Handwerker angegriffen und brutal getötet. Die Polizei bestätigt diese Informationen am Dienstag nicht.

Auch dass es sich bei der Tatwaffe um eine Machete gehandelt haben soll, bleibt vorerst Spekulation. Thorsten Mischler, Sprecher des Polizeipräsidiums Rheinpfalz, spricht von einem „Messer oder messerähnlichen Gegenstand“. Von einer Amoktat oder einem Verbrechen mit islamistischem Hintergrund gehen die Ermittler nach derzeitigem Stand nicht aus. Ausgeschlossen wird am Dienstag beides jedoch nicht.

Drittes Opfer außer Lebensgefahr

Gesichert ist laut Mischler folgender Ablauf: Um kurz nach 12 Uhr attackiert der mutmaßliche Täter in der Philipp-Scheidemann-Straße zwei Männer mit einer Stichwaffe. Für die 20 und 35 Jahre alten Opfer kommt jede Hilfe zu spät. Der Angreifer flüchtet rund 500 Meter zu einem Drogeriemarkt in der Comeniusstraße, wo er auf ein weiteres Opfer losgeht. Der 27-Jährige wird schwer verletzt, ist aber außer Lebensgefahr. Alarmierte Beamte stellen den 25-Jährigen in der Rossmann-Filiale und stoppen ihn mit Schüssen. Wie oft die Dienstwaffe abgefeuert wird, ist laut Polizei noch nicht bekannt. Auch der Verdächtige, der in ein Krankenhaus gebracht wird, schwebe nicht mehr in Lebensgefahr. Näheres wird zum Angreifer am Dienstag nicht bekannt.

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Die beiden Tatorte bleiben bis in den Abend abgesperrt. „So lange, bis die Kriminaltechnik die Spurensicherung abgeschlossen hat“, sagt Mischler. Ein Abschnitt der Comeniusstraße kann von Autos nicht befahren werden. Der Bahnverkehr ist jedoch durchgängig sichergestellt.

An der unmittelbar neben dem zweiten Tatort liegenden Haltestelle Oggersheim gibt es nur ein Gesprächsthema. Eine Gruppe junger Männer steht dort am Nachmittag und unterhält sich über das Geschehene. Den Täter kenne niemand näher, bei den Toten soll es sich um zwei Maler handeln, erzählt man sich. „Es scheint, als waren sie einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort“, sagt ein Mann.

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Ein anderer hat zum Zeitpunkt der Schüsse und der Festnahme im Norma-Markt gearbeitet, der direkt neben der Rossmann-Filiale liegt. „Wir hatten ziemlich viele Kunden im Laden und wollten natürlich eine Panik verhindern“, berichtet er. Aus dem Laden habe er das schwer verletzte Opfer sehen können. „So, wie der Mann da lag, habe ich gedacht, er ist tot“, sagt er. Der mutmaßliche Täter sei mit einer Trage vom Rettungsdienst fortgebracht worden.

Portal für Zeugenhinweise

Laut Mischler gibt es für die Tat wohl einige Augenzeugen. „Wir gehen davon aus, dass einige Personen auch Videos gemacht haben“, sagt er. Aus diesem Grund sei ein Hinweisportal eingerichtet worden, über das Aufnahmen an die Beamten gesendet werden können. Es ist im Internet unter https://rlp.hinweisportal.de erreichbar. Auch ein Hinweistelefon ist geschaltet unter 0621/963-26 25. Am Dienstag werde die Polizei zwischen 10 und 13 Uhr eine Zeugenanlaufstelle in der Comeniusstraße 16 einrichten.

Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck zeigt sich am Dienstag ebenfalls tief betroffen von der „grausamen Tat“. „Um unsere Trauer um die Opfer zum Ausdruck zu bringen, habe ich Trauerbeflaggung angeordnet“, lässt sie am Nachmittag mitteilen.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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