Ludwigshafen. Die Baumfällungen entlang der Hochstraße Süd kündigen sich schon aus der Ferne an. Wer sich dem Berliner Platz am Donnerstagvormittag nähert, hört den Motor der Kettensäge kreischen. An dem einst belebten innerstädtischen Knotenpunkt ist es ruhig geworden, seitdem die Durchfahrt in die südlichen Stadtteile unter der Hochstraße Süd gekappt ist und Straßenbahnen und Busse den Platz nicht mehr anfahren können. Da ist ein Geräusch wie das einer einzelnen Kettensäge noch deutlicher zu vernehmen als ohnehin schon.
Ast für Ast, Stamm für Stamm frisst sich die Säge durch die 14 Platanen entlang der Dammstraße, die kerngesund sind, dem Abriss der Pilzhochstraße aber im Weg stehen. Baum für Baum arbeiten sich die vier Mitarbeiter der Firma Weiland Grünbau voran, von der Otto-Stabel-Straße bis zum Berliner Platz. Von fünf Bäumen ist am späten Vormittag nicht mehr als ein Stumpf zu sehen. Vom sechsten Baum ist nur noch ein etwa sieben Meter hoher Stamm übrig. In kleinen Abschnitten trägt Ulrich Klöppner auch diesen ab. Es regnet Holzspäne. Zwei weitere Arbeiter werfen die Stamm-Stücke in die Schaufel eines Radladers, bevor die Baumreste in Containern verschwinden.
Ulrich Klöppner legt die Säge für einen Moment zur Seite und steigt von seinem Hubsteiger herunter: „Endlich mal wieder festen Boden unter den Füßen“, sagt er und setzt seinen Schutzhelm ab. Er schwitzt. „Dieser Baum war größer und hat einen dickeren Stamm“, erklärt er und bedauert, dass die Platanen nicht stehenbleiben können. „Es ist schade um die Bäume, aber das weiß ja jeder.“ Dann setzt er wieder die Säge an. Dieses Mal ganz unten, so dass auch Baum Nummer sechs kurz darauf nur noch ein Stumpf ist. Acht Platanen haben er und seine Kollegen nun noch vor sich. Bis Freitagabend wollen sie fertig sein.
Eilantrag erfolglos
Dass die Bäume gefällt werden müssen, hatte die Stadt Mitte Dezember angekündigt. Dazu hatte sich die Verwaltung die Genehmigung der Oberen Naturschutzbehörde eingeholt. Wie die Stadt damals mitteilte, müssen für die Baustelleneinrichtung acht Platanen weichen. Sechs weitere Bäume müssen gefällt werden, um den Verkehr flexibel führen und eine Notzufahrt für Rettungskräfte zu den Häusern in der Dammstraße einrichten zu können. Außerdem benötige die Abrissfirma Platz, um an den Brückenkanten arbeiten zu können.
Doch ein Eilantrag der Fraktion Grüne und Piraten beim Verwaltungsgericht in Neustadt stoppte zunächst die Rodung, die eigentlich noch vor Weihnachten erledigt werden sollte. Die Fraktion sah für die Baumfällungen keine Notwendigkeit und schlug stattdessen ein anderes Vorgehen beim geplanten Brückenabriss vor. Die einstweilige Verfügung war bei den anderen Fraktionen im Rat auf Kritik und großes Unverständnis gestoßen. Für Wirbel hatte kurzzeitig auch ein zweiter vermeintlicher Eilantrag des Landesverbands des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) gesorgt. Dieser hatte sich jedoch als Fälschung herausgestellt.
Am 19. Dezember entschied das Verwaltungsgericht, den Eilantrag als unzulässig abzuweisen. Warum die Verwaltung die Fällung, die bereits am Mittwochvormittag begonnen hatte, jedoch nicht angekündigt hat, konnte ein Sprecher der Stadt am Donnerstag nicht begründen.
Als eine der Vorbereitungen auf den Hochstraßen-Abriss hat die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft bereits vor Weihnachten die Oberleitung der Straßenbahn unter der Hochstraße sowie an der Auffahrt zur Adenauer-Brücke abmontiert. Welche weiteren Vorarbeiten noch nötig sind, konnte der Stadtsprecher am Donnerstag nicht sagen.
Neue Details könnten am Montag bekannt werden: Dann tagen gemeinsam der Bau- und Grundstücksausschuss sowie der Ortsbeirat Süd. Auf der Tagesordnung steht der Punkt „Information weitere Vorgehensweise Abriss Hochstraße Süd“ an erster Stelle. Die Sitzung beginnt um 15 Uhr im Stadtratssaal des Rathauses. Von den 14 Platanen an der Dammstraße werden dann nur noch die Stümpfe zu sehen sein.
Hochstraße Süd
- Wegen Rissen in der Tragkonstruktion ist die wichtige Verkehrsader in der Region seit 22. August gesperrt.
- Nach Bekanntwerden der Einsturzgefahr am 22. November wurden alle Durchgänge auf einem 500 Meter langen Abschnitt dicht gemacht.
- Viele Straßenbahnlinien nehmen seitdem eine andere Route, weil der Berliner Platz nicht mehr angefahren werden kann.
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