Comedy

Alles andere als politisch korrekt

Dieter Nuhr in der Ludwigshafener Ebert-Halle

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Eckt gern auch mal an: der Kabarettist Dieter Nuhr. © Marcel Kusch/dpa

„Kein Scherz“ lautet das Programm von Dieter Nuhr. Allerdings dürfte es sich der 61-Jährige mit all jenen verscherzen, denen nicht zum Scherzen zumute ist – weil sie gerade mit dem Retten der Erde samt Weltschmerz oder diversem Gendern beschäftigt sind. Solcherart Zeitgenossen scheinen nicht viele in der gut besuchten Ludwigshafener Ebert-Halle zu sitzen. Jedenfalls zeigt sich das Publikum begeistert. Nuhr dekliniert große und kleine Ereignisse durch. Und dies alles andere als politisch korrekt. Dafür provoziere er Lachen, das den Kriterien „vegan, glutenfrei und halal“ entspricht, behauptet der Komiker. Schließlich wolle er allen Zielgruppen gerecht werden, auch den Achtsamkeits-Aposteln. Vor dem „Tourneekünstler“, wie er sich gern nennt, ist nichts sicher: „Auch das, was man nicht mehr sagen darf.“ Dass Nuhr mit seinen Kalauern über die Klimaaktivistin Greta Thunberg einen Shitstorm ausgelöst hat, scheint ihn wenig beeindruckt zu haben. Seinen alten Witz „Ich bin gespannt, was Greta macht, wenn es kalt wird. Heizen kann es ja wohl nicht sein“ preist er im Rückblick als „geradezu visionär“.

Hurentöchterin und Entenmilch

Auch wenn der Profi im Fettnäpfen-Reintreten treuherzig versichert, ganz bewusst auf Indianer-Witze zu verzichten, so legt er sich bei anderen heiklen Themen keine Maulsperre an. Belehrendes Sprach-Feminisieren, so verkündet er: „Das geht mir auf den Sack!“ Der Tisch habe zwar einen männlichen Artikel, aber deshalb noch lange keine Hoden. Und dass Rapper den in Schmähsongs gern zitierten Hurensohn als „Hurentöchterin“ zurechtgendern sei ebenso absurd wie jene Muttermilch, die zwar weiterhin aus der weiblichen Brust fließt, aber künftig „Elternmilch“ heißen soll. Tosender Beifall im Saal.

Der von ihm beklagte „Humorpolizist“, der Kabarettisten mit loser Zunge das Bühnenleben schwer mache, scheint nicht in der Ebert-Halle aufzupassen. Und wenn doch – die Stimmung ist gleichwohl tiefenentspannt. Und für all jene, denen im Herbst angstvoll durch den Kopf gehen sollte, dass wieder vermehrt Virus-Aerosole wabern, gibt der bei Nicht-Fans gern aneckende Lebens-Sezierer auf den Heimweg mit: Gesundheit sei nichts anderes als die längste Form zu sterben.

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