Es ist das Jahr 2014, an das sich Joris an diesem Abend in der Halle 02 in Heidelberg erinnern wird. Denn damals, vor acht Jahren, als der Absolvent der Mannheimer Popakademie gerade am Beginn seiner Karriere stand, die ersten Konzerte spielte, war es just dieser Ort, an dem der einst 24-jährige Singer-Songwriter zum allerersten Mal Station machte. Er stand vor den ersten großen Hits. Vor seiner ersten EP „Schneckenhaus“. Vor dem Ruhm.
Die Menschen kamen dennoch, vertrauten dem Reiz des Neuen, Unbekannten – und sollten nicht enttäuscht werden. Denn da stand ein entschlossener junger Mann mit sonorer, glockenklarer Stimme auf der Bühne, der wusste, was er will und dafür nicht viel mehr brauchte, als ein Mikrofon in der Hand und einer Gitarre um den Hals.
Fast wie eine Reminiszenz an diesen Anfang, der heute, dieses knappe Jahrzehnt später, meilenweit entfernt zu sein scheint, beginnt Joris seine Show vor restlos ausverkauftem Haus ganz in Dunkelheit. Nur eine einzige Glühbirne erhellt die Bühne, ein vollakustisches „Sturm & Drang“ huscht durch die Reihen – und eröffnet eine musikalische Rückkehr, die im Verlauf ihrer gut 90 Minuten zu einer regelrechten Pop-Party wird.
Das liegt einerseits am Bühnensetting mit zarten, geschmackvollen Visuals sowie einer Begleitband, die einen zwar straffen, aber niemals überproduzierten Sound auf die Füße stellt, auf den Joris mit seinem Gesang nur noch aufsetzen muss. Und das liegt freilich am Protagonisten selbst, der aus der Freude dieses Abends zu keinem Zeitpunkt ein Geheimnis macht und genau das auch gesanglich auszudrücken versteht.
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Denn zum einen verteilt Joris die großen Nummern wie „Bis ans Ende der Welt“, „True Love“ oder „Herz über Kopf“ dramaturgisch so geschickt, dass die Spannung selbst bei tiefsinnigen Balladen wie „Sommerregen“ oder dem andachtsvollen „I Will Follow You Into The Dark“ („Ich folge dir in die Dunkelheit“) erhalten bleibt. Zum anderen präsentiert sich Joris auch als regelrecht entzündeter, gereifter Künstler, der es sich mittlerweile ganz hervorragend erlauben kann, nicht nur auf die Akkuratesse seines Sets zu achten, sondern eben jenes mit kleinen Publikumsspielen, wilden Klavier-Soli („Du“) oder Publikumschören stilvoll zu veredeln.
Was dabei herauskommt, ist ein Abend, an dem die Hitze der Euphorie unweigerlich für intimere Momente sorgt, die im Schweiße des Angesichts schlichtweg zelebriert werden – oder wie Joris selbst das sagen würde: „Es ist so heiß hier! Aber ihr macht mir so viel Freude, ihr seid großartig!“ Das ist letztlich auch das Schöne daran: dass man einen charmanten jungen Künstler, der sich seine Bodenständigkeit bewahrt hat, gar nicht auf einen Sockel heben muss, weil er lieber in und mit der Menge tanzt, als abgöttisch verehrt zu werden. Und so wird auch dieser Heidelberger Abend wieder einer sein, der sehr viel mehr war als „Nur die Musik“ – und genau deshalb in Erinnerung bleibt. Für Joris und ganz sicher auch für die gut 1000 Gäste dieses Abends.
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