Lampertheim. Die Planungen für ein Flipper-Museum in Lampertheim treten aktuell auf der Stelle. Wie bereits mehrfach berichtet, will der Sammler Joachim Fuchs Dutzende seiner restaurierten Flipperautomaten einer größeren Öffentlichkeit in der früheren Kneipe Neckartal präsentieren. Die selten gewordenen Spielgeräte aus den vergangenen Jahrzehnten sind seit 2024 in dem einstigen Musiklokal untergestellt. Noch ist aber offen, zu welchen Bedingungen dort auch ein Museum entstehen kann. Der 57 Jahre alten Sammler zeigt sich irritiert darüber, dass von der Stadt bisher noch keine Rückmeldung vorliegt.
Die Verwaltung hatte eine Frist gesetzt, wonach Fuchs bis Mitte April sein Vorhaben näher beschreiben sollte. Das Papier hatte der Sammler nach eigenen Angaben auch pünktlich im Stadthaus eingereicht. Eine Antwort habe er bisher aber nicht erhalten. „Eigentlich soll ja die Verwaltung den Bürger unterstützen und Lösungsoptionen anbieten, leider Fehlanzeige“, moniert er.
Auf Anfrage dieser Redaktion hatte die Stadt bereits Anfang April auf die rechtlichen Herausforderungen hingewiesen, die es mit Blick auf ein geplantes Flipper-Museum gebe. Während man einerseits eine Schanklizenz für Softdrinks als relativ unproblematische Aufgabe einschätzte, galt das mitnichten für steuerrechtliche Fragen. Städte erheben Steuern auf Spielapparate. In Lampertheim stand zunächst zur Diskussion, ob das Museum wie eine Spielhalle besteuert werden soll, also mit 25,60 Euro pro Gerät im Monat.
Der zuständige Fachdienst soll stark ausgelastet sein
Initiator Joachim Fuchs argumentiert hingegen, dass es sich bei seiner Flippersammlung keinesfalls um eine Spielhalle handle. Er plane Veranstaltungen mit pauschalem Eintritt, nicht den klassischen Münzeinwurf am Gerät selbst, der etwa bei der Besteuerung von Spielautomaten ausschlaggebend sei. Vielmehr erlaube der Besuch im Flipper-Museum „die Begutachtung der ausgestellten Geräte, Besucher könnten den Großteil der liebevoll restaurierten Geräte dabei auch ausprobieren“. So hoffte Fuchs bisher, dass die Stadt ihren Ermessensspielraum nutzt, um das Projekt nicht zu gefährden.
Doch ist Lampertheim überhaupt an einem Flipper-Museum interessiert? Noch im April bekräftigte der Erste Stadtrat Marius Schmidt (SPD), dass die Stadt einem solchen Projekt durchaus etwas abgewinnen kann. Gleichwohl müsse man die bestehende Gesetzeslage berücksichtigen und etwa darüber nachdenken, was die Verwirklichung eines Flipper-Museums bedeute, bekräftigte Schmidt damals in seiner Rolle als Dezernent für den Fachdienst Sicherheit und Ordnung. Dazu steht Schmidt noch heute, wie er am Dienstag auf Anfrage sagte. Gleichwohl, so fügt er hinzu, liegen die aktuellen Fragen zur Besteuerung nicht in seinem Wirkungsbereich, der Fachdienst Steuern und Abgaben sei zuständig.
Weshalb Lampertheim ein interessantes Projekt, wie das Flipper-Museum, nicht mit Nachdruck verfolgt, erörtert eine Quelle aus der Stadtverwaltung, die namentlich nicht genannt werden will. Zwar sei es aus Sicht von Joachim Fuchs nachvollziehbar, auf eine fundierte Aussage von der Verwaltung zu drängen.
Flipper gelten längst als Kulturgut
Gleichwohl sei der Fachdienst Steuern und Abgaben aktuell mit vielfältigen Aufgaben beschäftigt, „vor allem Widerspruchsverfahren bezüglich der Grundsteuerbescheide“ sorgten in diesen Tagen für viel Arbeit. Insofern stehe das Projekt des Flipper-Sammlers zwar nach wie vor weit oben auf der Agenda. „Die Verwaltung steht dem Vorhaben auch nicht negativ gegenüber“, heißt es aus dem Stadthaus. Noch aber stehe die abschließende Prüfung aus. Dabei gehe es etwa um die Frage, inwieweit Schankbetrieb und Museum zueinander passen.
Was definitiv zueinander passt, ist das rustikale Ambiente des einstigen Musiklokals Neckartal und die ächzenden und blinkenden Automaten, die hier ordentlich in langen Reihen aufgestellt sind. Lange vor dem Siegeszug von Computer, Smartphones und Konsolen gehörte das Spiel mit der glänzenden Metallkugel zur Jugendkultur. Flipper-Automaten standen in Bahnhofskneipen, in den Foyers der Kleinstadtkinos oder auf Volksfesten. Spieler warfen eine Münze ein und bekamen drei Spiele. Durch das Erreichen einer gewissen Punktzahl konnten sie sich zusätzliche Flipper-Runden sichern. Flipper gelten längst als Kulturgut.
Die Lampertheimer Kneipe mit ihren 55 Sitzplätzen eignet sich gut für das Museum, findet Joachim Fuchs. Es gäbe zahlreiche Menschen, die sich für die Spielgeräte interessierten. Deutlich zeige sich das etwa in den sozialen Netzwerken, wie Facebook oder Instagram. Dort würden tausende Flipper-Enthusiasten ihr Interesse bekunden.
Flipper als Pop-Kultur
- Die Sammlung in der ehemaligen Lampertheimer Gaststätte Neckartal umfasst alte Spielgeräte, aber auch neuere Modelle, wie etwa einen Batman-Flipper . Auch die berühmte Film-Hymne Krieg der Sterne erklingt aus einem gleichnamigen Flipper zur Science-Fiction-Saga.
- Weitere Bilder auf den Kopfaufsätzen der Automaten reichen vom Konterfei des Comic-Helden Flash Gordon bis hin zum grimmigen Terminator Arnold Schwarzenegger. wol
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