Lampertheim, Bürstadt. Lampertheim/Bürstadt. In Lampertheims Stadtpark herrscht an diesem Junitag reichlich Verkehr. Kleinkinder sind mit Spielfahrzeugen unterwegs. Es gibt einen kleinen Parkplatz, der mit Sensoren ausgestattet ist. Bugsiert ein Kind das Bobbycar erfolgreich in eine Parklücke, wird das registriert und auf dem Monitor angezeigt, der wenige Meter entfernt aufgebaut ist.
Was im Kleinen funktioniert, soll künftig auch verstärkt die Parkplatzsuche erwachsener Autofahrer erleichtern. „Das ist eines von zahlreichen Beispielen für Anwendungen, die wir erarbeiten“, sagt Corina Strohmenger von der Stadtverwaltung in Bürstadt. Sie ist dafür zuständig, dass das interkommunale Projekt Smart City in beiden Städten umgesetzt wird. Dafür haben Bürstadt und Lampertheim einen Zuschuss von 2,5 Millionen Euro vom Land Hessen erhalten. Bis Ende des Jahres muss das Geld ausgegeben, sollen Projekte umgesetzt sein.
Bürger erhalten Zugriff auf die erhobenen Daten
Was sich mit Sensoren alles bewerkstelligen lässt, demonstrieren Mitarbeiter beider Städte und Fachleute einer Firma aus Baden-Württemberg an diesem Tag in Bürstadt, in Hofheim und eben im Stadtpark. Dabei stehen nicht nur digitale Dienstleistungen der Verwaltungen im Vordergrund, wie Corina Strohmenger bekräftigt. Im Zentrum stehe auch der Versuch, Infrastruktur und Daseinsfürsorge beider Städte fortschrittlicher und effizienter zu organisieren.
Das umfasse Bereiche von der Mobilität über die Grünflächenbewässerung bis hin zur Gefahrenabwehr. Ein sogenanntes Dashboard soll künftig allerlei interessante Daten zugänglich machen. Dazu zählen etwa Wetter-, Umwelt- oder Verkehrsdaten. „Doch nicht nur die Stadtverwaltung und andere Institutionen werden Zugriff auf die Daten haben, sondern auch die Bürger“, sagt Strohmenger. Gerade für sie solle es konkrete Vorteile geben.
Bewässerung von Parks und städtischen Grünflächen mit Hilfe von Sensoren
Um erste Pflöcke einzuschlagen, wurden in den vergangenen anderthalb Jahren vier Teilbereiche herausgearbeitet und entsprechende Schritte in die Praxis umgesetzt. Im Vordergrund steht dabei zunächst die urbane Datenplattform, die es den Bürgern ermöglichen soll, am Bildschirm des eigenen Computers oder am Smartphone Einblicke in die gesammelte Datenvielfalt zu gewinnen. So können Nutzer auf diese Weise nicht nur auf digitale Dienstleistungen der Verwaltungen zugreifen. Auch sollen sich vom kommenden Jahr an auch Wetter-, Umwelt- oder Verkehrsdaten beider Kommunen auf den Monitoren abbilden.
Welchen Nutzen das Datensammeln aus Sicht der Stadtverwaltung hat, lässt sich an mehreren Teilprojekten gut aufzeigen. So soll beispielsweise mit Hilfe eines Grünflächenmanagements eine effiziente Bewässerung von Parks und weiteren städtischen Grünflächen gesichert werden.
Smarte Region
- Bürstadt und Lampertheim hatten sich gemeinsam um einen Zuschuss für das Projekt Smart City beworben. 2023 kam vom Land Hessen ein Förderbescheid über 2,5 Millionen Euro ins Ried.
- Die Förderquote beträgt 90 Prozent. Bürstadt und Lampertheim tragen also nur zehn Prozent – knapp 250 000 Euro – der Kosten. Bis Ende 2025 haben sie Zeit, den Zuschuss auszugeben.
Dabei kommen Sensoren zum Einsatz, mit denen sich die Feuchtigkeit der Böden feststellen lässt. „Das sorgt dafür, dass wir von der Stadt beispielsweise die Ressource Wasser sinnvoll und gezielt einsetzen können“, sagt Sabine Vilgis, Leiterin der Technischen Betriebsdienste in Lampertheim. Auch ein Klima-Monitoring samt Messung des Niederschlags, der Wasserqualität und der Pegelstände des Altrheins soll wertvolle Informationen liefern. Sinnvoll erscheint in Zeiten der Wetterextreme zudem die Installation von Waldbrandsensoren, die ähnlich wie kleine Rauchmelder an Bäumen angebracht werden.
Brandschutz im Wald
Aktuell testen die Städte die Geräte in einem Waldgebiet, das sowohl zu Lampertheim als auch zu Bürstadt gehört. In diesem Zusammenhang diskutiere man aktuell auch über eine Kooperation mit dem Forstamt und den Feuerwehren. Datenbasiertes Verkehrsmanagement ist der Überbegriff eines dritten Projekts, das die künftigen Smart-Cities voranbringen soll. Dabei geht es unter anderem darum, ein automatisiertes Parkleitsystem zu etablieren. Zudem wollen die Städte mit Kameras und Bodensensoren Parkverstöße feststellen und zurückdrängen.
Auch Gesundheit und Sicherheit seien Aspekte, die eine Smart City fördern soll. Etwa wenn es um den Ausstoß von Schadstoffen im Verkehr geht, die messbare Spuren in der Luft hinterlassen.
Ebenso die winterliche Glätte auf Fahrbahnen lasse sich dank Sensoren frühzeitig erkennen, was witterungsbedingte Unfälle verhindern könnte. Schließlich soll die Straßenbeleuchtung in den künftigen Smart Cities durch elektronische Steuerung optimiert werden. Auf diese Weise ließen sich „Angsträume“ in hell erleuchtete Gebiete umwandeln. Es gebe viele mögliche Anwendungsgebiete in diesem Bereich, hebt Corina Strohmenger hervor. „Der Anfang ist jedenfalls gemacht“, fügt sie hinzu.
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