Lampertheim. „Solche Dinge passieren nicht plötzlich. Hat vielleicht ein Organisationsversagen vorgelegen?“ Mit dieser Frage konfrontierte der Lampertheimer FDP-Stadtverordnete Gernot Diehlmann den Ersten Stadtrat Marius Schmidt in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung. Diehlmann bezog sich auf die Schließung der Kommunalen Kindertagesstätte Rosengarten. Zu diesem Schritt sah sich die Stadtverwaltung veranlasst, nachdem Eltern erhoben hatten und nicht mehr ausreichend Personal zur Verfügung stand, um den Betrieb in der Rosengartener Einrichtung aufrechtzuerhalten (wir haben berichtet). Mütter haben – auch im Gespräch mit dieser Zeitung – unter anderem berichtet, dass Verletzungen ihrer Kinder nicht bemerkt und versorgt worden seien und Kinder unbemerkt das Kita-Gelände verlassen konnten. Von Kindeswohlgefährdung, Mobbing, Verletzung der Aufsichtspflicht ist die Rede. Die Stadt prüft derzeit, was genau passiert ist und Teilen des Personals vorgeworfen wird.
„Es ist wichtig, dass wir darüber sprechen, auch über Verantwortlichkeiten“, sagte Diehlmann in der Stadtverordnetenversammlung. Eltern müssten sich jederzeit zu 100 Prozent auf ihre Kita verlassen können. Von der Verwaltung wollte er daher wissen, wann und durch wen der Magistrat beziehungsweise der Fachbereich erstmals von den Missständen erfahren habe. Ob es schon früher Auffälligkeiten in dieser Kita gegeben habe? Und warum der Sozial-, Bildungs- und Kulturausschuss in der Vorwoche nicht schon über die Verteilung der 36 Kinder auf vier andere städtische Betreuungseinrichtungen im Stadtgebiet informiert worden sei?
Dezernent hat nach eigenen Angaben am 25. Juni erstmals von den Vorfällen erfahren
Erster Stadtrat Marius Schmidt beantwortete die Anfrage als zuständiger Sozialdezernent direkt in der Parlamentssitzung. Er habe am 25. Juni durch persönliche Vorsprache einer betroffenen Mutter erstmals von einem Vorfall erfahren. In der Folge seien weitere Fälle bekannt geworden. So hatte Schmidt es auch dieser Redaktion geschildert. Die Teams der kommunalen Einrichtungen würden von den Mitarbeitern des zuständigen Fachbereichs Frühkindliche Bildung in ihrer Arbeit eng begleitet. Es habe Gespräche gegeben, aber keine Hinweise auf Vorfälle dieser Art, erklärte Schmidt gegenüber dem Parlament.
Dass der Ausschuss über die Aufteilung der Kinder auf vier andere Einrichtungen nicht informiert wurde, lag laut Schmidt daran, dass die Entscheidung darüber erst am folgenden Tag gefallen sei. Im Ausschuss hatte er noch erklärt, dass die Kita in Rosengarten in der Folgewoche wieder öffnen soll. An dem Abend war Schmidt noch davon ausgegangen, dass es gelingt, ein arbeitsfähiges Team, das in Teilen die Kinder und die Einrichtung kennt, zusammenzustellen. Dies war aber nicht gelungen. Um allen Kindern möglichst rasch wieder einen Betreuungsplatz anbieten zu können, habe sich die Verwaltung dann für die Aufteilung entschieden. Nun solle so schnell wie möglich die Stelle der Kita-Leitung neu ausgeschrieben und ein neues Team gebildet werden, damit die Zwei- bis Sechsjährigen nach Rosengarten zurückkehren können. Das werde aber sicher eher Monate als Wochen dauern, so Schmidt.
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