Lampertheim. Einmal Nordkap und zurück, das war der jahrelange Traum von Rainer Gössnitzer aus Lampertheim. Verwirklicht hat er ihn nun mit dem Eintritt in den Ruhestand. „Der Gedanke spukte schon länger im Kopf herum. Jugendfreunde waren 1978 mit dem VW Bulli dort, außerdem hatte ich Reiseberichte gelesen“, erzählt der ehemalige Triathlet.
Rainer Gössnitzer legt rund 8.300 Kilometer zurück
Die Hinfahrt führte ihn auf dem Zweirad durch Dänemark und Norwegen. Zurück ging es durch Finnland und Schweden. Dabei legte er 8.300 Kilometer und 53.500 Höhenmeter zurück. Als Ausdauersportler besitze er eine Grundkondition, könne sich die Kräfte einteilen. Schon deshalb stand bei ihm von Anfang an fest: „Die Strecke absolviere ich mit dem Rad. Ich möchte meine eigenen Grenzen testen.“ Seine Erfahrungen in der Triathlon-Langdistanz ließen ihn sogar mit einer gewissen Lässigkeit an die Tour herangehen. „Ich habe das Vorhaben optimistisch in Angriff genommen“, bekennt Gössnitzer.
„Das Reiserad mit Getriebeschaltung und Carbonriemen habe ich mir in einem Fachgeschäft aufbauen lassen“, erklärt der Fahrradfan. Seine Route hat er selber ausgeklügelt und ein kompetenter Freund hat ihn bei der Outdoor-Ausrüstung beraten. Mit 40 Kilogramm ging es am 9. Mai in Lampertheim los. „Letztendlich hat es sich gezeigt, ich hatte zu viel warme Kleidung mit. Das Fahrrad-Werkzeug und die Reiseapotheke habe ich unbenutzt wieder mitgebracht“, berichtet Gössnitzer.
Ab Trondheim begleitet Gössnitzers Ehefrau ihn entlang der Küste
Das viele Gepäck und der zeitweise starke Wind hätten ihm zu schaffen gemacht. Er nahm sich auf seiner Tour Zeit, um auf der Hin- und Rückfahrt Freunde und Bekannte zu besuchen. Von Dänemark ging es mit der Fähre nach Kristiansand und über Lillehammer weiter bis Trondheim. „Dort habe ich am 5. Juni meine Frau mit ihrem Fahrrad vom Flugplatz abgeholt. Gemeinsam sind wir entspannt den Küstenradweg geradelt“, so Gössnitzer.
„Faszinierend waren die Landschaftsformationen mit eindrucksvollen Ausblicken, die Fjorde und Inselgruppen. Zwischendurch blieb an Ruhetagen Zeit zum Wandern oder Museen zu besuchen“, berichtet er. Übernachtete hat das Ehepaar überwiegend in Gästehäusern und Hütten. Manchmal wurde auch wild gecampt. Das Ehepaar konnte den mystischen Zauber des legendären Nordkaps, einschließlich hoher Klippen und der Mitternachtssonne genießen.
Kerstin Bartelheimer flog später von Tromsø zurück nach Frankfurt. Und Rainer Gössnitzer trat in die Pedalen seines Zweirades. „Auf dem Rückweg habe ich Gas gegeben. Aber die 30 Grad Celsius am Polarkreis machten mir zu schaffen“, gesteht der Abenteurer. In Finnland litt er unter der brütenden Hitze und den Stechmücken.
Unterwegs feierte Rainer Gössnitzer seinen 66. Geburtstag. Er nimmt das Lied „Mit 66 Jahren“ des österreichischen Sängers Udo Jürgens, dass das Leben mit 66 Jahren erst anfange, zwar nicht wörtlich, aber er stellte sein Leben wahrlich nochmals auf den Kopf. Denn im Endeffekt legte er durchschnittlich täglich 90 Kilometer zurück. Am 23. August kam Gössnitzer wohlbehalten und glücklich in Lampertheim an. „Ich habe die Fahrradreise in vollen Zügen genossen“, resümiert Rainer Gössnitzer im Gespräch mit dieser Redaktion.
Auch im Alltag ist der Lampertheimer fast nur mit dem Rad unterwegs
Er fährt auch im Alltag immer mit dem Rad. „Als gebürtiger Münsteraner bin ich ohne Auto aufgewachsen und gewohnt, bei jedem Wetter Rad zu fahren“, gibt er lächelnd zu bedenken. Münster gelte nicht nur als besonders fahrradfreundlich, „das Radfahren war für uns Kinder und Jugendlichen unentbehrlich für die tägliche Mobilität“, sagt Gössnitzer.
Auch jetzt hat der Lampertheimer kein Auto. Und schiebt nach: „Wenn doch mal etwas transportiert werden muss, dann nehmen wir das Auto von meiner Frau Kerstin Bartelheimer.“ Doch auch sie ist für das Zweirad zu begeistern. Das Ehepaar ist auch schon in Etappen von Madrid nach St. Petersburg geradelt.
Um für alle Radtouren gerüstet zu sein, besitzt er ein ganzes Sortiment an Zweirädern. Obendrein ist der Gastroenterologe täglich zur Arbeit ins Frankenthaler Krankenhaus geradelt. Jetzt ist er dort noch zwei Tage als Gastroenterologe tätig. „Im April bin ich mit 65 Jahren in Rente gegangen und habe nun Zeit für solche Reisen Zeit“, freut sich Gössnitzer.
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