Alternatives Konzept

Pflegebauernhöfe in Lampertheim: Lebensabend mit Hühnern

Denise und Daniel Kern wollen in Lampertheim zwei Senioren-Bauernhöfe eröffnen. Im Vordergrund sollen Gemeinschaft und ein würdiges Altern stehen. Rüstige und pflegebedürftige Menschen sollen hier eine Heimat finden.

Von 
Stephen Wolf
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Setzt auf Menschen, die im Alter Lust auf Landleben haben: Der Lampertheimer Daniel Kern auf dem Charlottenhof, der seit dem vergangenen Jahr verlassen ist. © Berno Nix

Lampertheim. An einem kühlen Januartag führt Daniel Kern über den verlassenen Charlottenhof an der Wormser Landstraße. Noch sieht es hier nicht besonders wohnlich aus. Aber das soll sich in den kommenden Jahren ändern, denn der 34 Jahre alte Lampertheimer und seine Frau Denise wollen hier einen Pflegebauernhof für Senioren eröffnen.

„Das Anwesen bietet ihnen eine Möglichkeit, weiterhin am Alltagsleben teilzunehmen“, sagt Kern, der bis Ende vergangenen Jahres bei einer Mannheimer Immobilienfirma tätig war. Nun will er sich als Projektleiter und Geschäftsführer der Senioren Gemeinschaft Kern (SGK) dieser Aufgabe mit voller Energie widmen. Hühner und Ziegen füttern oder Gemüse ernten anstatt schon am Mittag im Fernsehsessel wegzudämmern - so lässt sich das Konzept des Senioren-Bauernhofs in einfachen Worten zusammenfassen. „Hier können rüstige Rentner ein Zuhause finden, aber auch Menschen, die auf Pflege und betreutes Wohnen angewiesen sind“, beschreibt der Lampertheimer seine Vision. Im Zentrum stehe, dass die Menschen im Alltag aktiv bleiben können und sich wohlfühlen.

Mit der Landwirtschaft wolle man übrigens nicht etwa Gewinne erzielen: „Im Prinzip geht es um Selbstversorgung“, sagt Kern. Hühner und Ziegen soll es hier eines Tages geben, womöglich auch Schafe. Anders als in einem herkömmlichen Seniorenheim können sich die Bewohner daher je nach Interesse und Konstitution bei der Tierhaltung engagieren oder andere Aufgaben übernehmen.

Auch ein Anwesen in Hofheim soll zum Pflegebauernhof werden

Kerns Idee geht über ein herkömmliches Seniorenheim auch deshalb hinaus, weil er generationenübergreifend denkt. So soll neben der Senioren-Wohngemeinschaft auch eine Bauernhof-Kita mit etwa 40 Kindern für Schwung sorgen. Die Kombination aus Pflegeeinrichtung, Kindertagesstätte, Tierhaltung und Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen zur Erzeugung von Lebensmitteln stellt eine ambitionierte Aufgabe dar. Wie ernst es Daniel Kern damit ist, wird schon daran deutlich, dass er einen zweiten Bauernhof in der Hofheimer Backhausstraße bereits gekauft hat, um auch dort Frauen und Männer im Rentenalter zu beherbergen.

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Die Bauernstube auf dem Gehöft soll als Gemeinschaftsraum dienen, in der Werkstatt in wenigen Jahren geschreinert werden. Wie der Geschäftsführer sagt, wollen er und seine Frau die beiden Anwesen als Familienbetrieb führen. Aktuell kalkuliere man mit etwa 40 Menschen sowohl in Hofheim als auch auf dem Charlottenhof an der Wormser Landstraße. An dem Großprojekt arbeiten die Eheleute seit Mitte 2023, der Hof soll als Familienbetrieb geführt werden. Dass die Idee auf den ersten Blick wie eine charmante Alternative zu herkömmlichen Seniorenheimen wirkt, ändert nichts an den zahlreichen Aspekten, die Kern und seine Frau im Blick behalten müssen.

Um etwa die 24-Stunden-Betreuung für die Senioren gewährleisten zu können, plane man die Zusammenarbeit mit einem Pflegedienst aus der Region. Eine entsprechende Zusage gebe es bereits. Den Umbau der Höfe zu seniorengerechten Einrichtungen wollen die Eheleute in Eigenregie organisieren und sind auch schon mit Baufirmen im Gespräch, sagt der Geschäftsführer.

Preise vergleichbar wie im Seniorenheim

Wie viel Geld investiert werden muss, um ein seniorengerechtes Wohnen zu ermöglichen, also barrierefreie Badezimmer einzurichten, gemütliche Aufenthalts- und Wohnräume zu schaffen, sei noch unklar. Zumal es etliche weitere Anforderungen gibt, wie beispielsweise an den Brandschutz. Ach ja, eine Weiterbildung zu Landwirten im Nebenerwerb sei bei Denise und Daniel Kern in den kommenden Monaten ebenfalls vorgesehen. Unklar sei momentan auch noch, wie hoch der Eigenanteil für die künftigen Bewohner sein wird. „Wir müssen erst sehen, wie hoch am Ende die Investitionen sein werden“, sagt Kern. Klar aber sei, man wolle sich im Durchschnitt herkömmlicher Seniorenheime bewegen.

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Indes werde man nicht umhin kommen, das Gelände an der Wormser Landstraße zu umzäunen. Weder sollen Senioren, die womöglich mit Demenz kämpfen, oder Kinder aus der Bauernhof-Kita auf die stark befahrene Straße laufen.

In der Stadt kommen die Pläne gut an. Im Bauausschuss wurden die Pläne bereits fraktionsübergreifend gelobt. Und auch Bürgermeister Gottfried Störmer (parteilos) zeigt sich beeindruckt vom Engagement der Eheleute, die Eltern dreier Kinder sind. Nun muss nur noch die Bauplanung stehen. Das dürfte noch einige Monate dauern.

Redaktion

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