Lampertheim. Wie lässt sich Lampertheim weiterentwickeln? Was sind die Anliegen junger Bewohner? Fragen wie diesen gehen 120 Schüler vier Stunden lang nach. Auf rund ein Dutzend Tische verteilen sich die Neuntklässler, jede Gruppe bearbeitet ein Thema. Der Schultag in der Hans-Pfeiffer-Halle bildet zugleich die erste Konferenz des Lampertheimer Neuner-Rates in diesem Jahr. Das seit Herbst 2021 bestehende Format soll Jugendliche direkt in die Stadtentwicklung einbeziehen.
„Jeder Schüler soll einmal in seiner Laufbahn am Beteiligungsprozess mitwirken“, erläutert Marius Schmidt, Erster Stadtrat und Mitinitiator des Projekts. Beschlossen wurde das Modell, mit dem ein weiterer Schritt zur „kinderfreundlichen Kommune“ unternommen wird, schon 2020 in der Stadtverordnetenversammlung. Eingebunden in den Neuner-Rat sind sämtliche neunten Realschulklassen der Alfred-Delp-Schule sowie die Neunte des Litauischen Gymnasiums.
Der Neuner-Rat
- Der Neuner-Rat ist ein Beteiligungsformat für Lampertheimer Schüler zur Stadtentwicklung.
- Einbezogen sind die Schüler und Schülerinnen der neunten Klasse des Litauischen Gymnasiums sowie der neunten Realschulklassen der Alfred-Delp-Schule.
- Zweimal jährlich treffen sich mehr als 100 Jugendliche zur Findung und Konkretisierung von Ideen.
- Sportangebote, Treffpunkte und Veranstaltungen für junge Menschen sind typische Themen der Konferenzen.
- Der Neuner-Rat kooperiert eng mit dem Jugendbeirat. Die gemeinsam entwickelten Vorschläge werden an die Stadt weitergegeben.
Während die erste Konferenz der Ideensammlung dient, geht es in der zweiten Runde um die Konkretisierung. Die Themen, die die Schüler als drängend identifizieren, sind vielfältig: Sportangebote, Treffpunkte, Veranstaltungen, aber auch das Schwimmbad werden diskutiert. Ein Dauerbrenner sind die Sportanlagen: „Wir brauchen in Lampertheim einen reinen Basketballplatz“, fordert Marco Hahn, der in seiner Freizeit regelmäßig trainiert. Die Kombination aus Basketball- und Fußballfeld, so vorzufinden an der Ringstraße, sei wenig tauglich. Die Tore wirkten störend, schnell komme man sich in die Quere. Das Problem wurde bereits beim Jugendbeirat angesprochen, der den Wunsch an die Stadtverwaltung adressiert hat.
Fehlende Sprungbretter im Schwimmbad sind ein vieldiskutiertes Thema
Dass man Kritik dort nicht nur Ernst nimmt, sondern Vorschläge soweit möglich auch umsetzt, betont der Erste Stadtrat: 60.000 Euro seien im Haushalt für ein reines Basketballfeld in Hofheim eingeplant. Dazu werde der Bolzplatz an der Grillhütte mit einem Tartanbelag versehen und die Tore abmontiert. Ebenfalls hoch im Kurs steht ein Kunstrasenplatz.
Verbesserungsvorschläge betreffen ferner das Schwimmbad. Seit langem im Gespräch sind die fehlenden Sprungbretter. „Verschiedene Interessen treffen aufeinander“, argumentiert die Stadt. Schulen, Vereine und Sportschwimmer stehen der Errichtung von Sprungtürmen bisher im Wege. Auch wird die stärkere Beheizung des Außenbeckens erst mal ein Wunsch bleiben, 26 Grad müssen reichen. In Aussicht gestellt sind dafür spezielle Events: Ein „Nachtschwimmen“ kann sich Marius Schmidt durchaus vorstellen. Damit die Schüler sich selbst ein Bild machen können, will der Stadtrat eine Ortsbegehung durchführen.
Ein ständiges Thema für Schüler sind Treffplätze. Ein solcher entsteht in der Nähe der Biedensand-Bäder. Auch eine Überdachung werde es geben, verspricht Sabine Vilgis, Fachbereichsleiterin Technische Betriebsdienste. Ob ein Basketball-Angebot angeschlossen wird, ist offen. Überdachte Jugendräumlichkeiten fordert der Nachwuchs vor allem für Hüttenfeld. Indoor- und Outdoor-Aktivitäten sollten miteinander verbunden werden können. Die bereits vorhandene „Spielekiste“ reicht vielen nicht aus. Gewünscht wird auch eine Jugenddisco. Am 12. August hatte sie im Schwanensaal Premiere. Nun solle sie sich etablieren. „Eine Disco für Jugendliche zwischen 14 und 17, geöffnet von 18 bis 24 Uhr“, formuliert Jugendbeiratsvorsitzende Leonie Krämer die Idee. Eine geeignete Location müsse man aber erst finden.
Wunsch: Christen, Juden und Muslime sollen zusammenkommen
„Wir brauchen mehr interkulturellen Dialog“, resümiert Martin Theodor vom Beratungszentrum KOBRA, der die Konferenz moderiert. Die nächste Moschee liege in Worms oder Mannheim, beklagt Ledjon Malaj. Der 14-Jährige sieht Bedarf für alle jungen Menschen, die wie er religiös orientiert sind. Von Bedeutung nicht nur für ihn sind Offenheit und Austausch: Christen, Juden und Muslime sollten zusammenkommen und mehr voneinander erfahren.
„Es ist immer wieder spannend, welche Themen euch bewegen - und was ihr in Lampertheim verändern möchtet“, lobt Gottfried Störmer das Engagement. Dass es dennoch „kein Wunschkonzert“ werde, betont Rachid Machkour. Der Deutsch- und Politik-Lehrer ist zuständig für Beteiligungsprojekte an der Alfred-Delp-Schule - und zum dritten Mal mit seinen Schülern beim Neuner-Rat dabei. Und damit überhaupt etwas entstehen könne, brauche es vor allem eines: die Mitarbeit der Jugendlichen. Die zweite Konferenz ist für März geplant.
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