Zivilgesellschaft

Darum geht es bei der zweiten Demokratiekonferenz in Lampertheim

Am 25. November können Interessierte über die Rolle von Medien in Demokratien ins Gespräch kommen. Experten referieren unter anderem über Krisenberichterstattung, Fake News und Filterbubbles

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Dirk Timmermann
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Laden zur zweiten Lampertheimer Demokratiekonferenz: Stadtverordnetenvorsteher Franz Korb, Oliver Schmitt vom Begleitausschuss „Partnerschaft für Demokratie“, Jennifer Fröhlich vom Fachbereich 40-1, Erster Stadtrat Marius Schmidt, Renate Nagel vom Begleitausschuss und Bürgermeister Gottfried Störmer. © Dirk Timmermann

Lampertheim. „Lügenpresse“ war „Unwort des Jahres“ 2014. Mit dem Kampfbegriff würden Medien pauschal diffamiert, sagte die Jury damals zur Begründung. Kritik an Presse und Rundfunk hat seitdem eher zugenommen, doch auch der adäquate Umgang mit Informationen will gelernt sein. „Was Menschen mit Medien und Medien mit Menschen machen“, ist Thema der zweiten Lampertheimer Demokratiekonferenz am 25. November. Dazu lädt die Partnerschaft für Demokratie interessierte Bürger ins Litauische Gymnasium nach Hüttenfeld ein.

Seit April letzten Jahres ist Lampertheim Teil der Initiative, mit der das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Programms „Demokratie leben!“ auf verschiedenen Ebenen zu zivilgesellschaftlichem Engagement ermutigt. Mehr als 170 000 Euro hat die Stadt 2023 an Fördermitteln erhalten, über ein Dutzend Projekte wurden durchgeführt, wie der Erste Stadtrat Marius Schmidt erklärt. Die Demokratiekonferenz, die im Vorjahr in der Zehntscheune Premiere feierte, ist für Schmidt ein hervorstechendes Angebot zur politischen Bildung und Vielfaltsgestaltung. Dass das diesjährige Thema „Medien und Demokratie“ hochaktuell ist, betont Franz Korb: „Fake News und alles, was damit zusammenhängt, muss aufgearbeitet werden“, fordert der Stadtverordnetenvorsteher. Je mehr Informationen vorhanden seien, umso wichtiger werde es, den Wahrheitsgehalt zu identifizieren. Allzu häufig würden Nachrichten „gepusht“, nur um Meinung zu machen. Hierfür die Sinne zu schärfen sowie eigenes Nutzungsverhalten von Medien zu reflektieren, sind Ziele der Veranstaltung, deren Federführung bei Jennifer Fröhlich vom Fachbereich 40-1 - Bildung, Jugend und Kultur und dem Begleitausschuss „Partnerschaft für Demokratie“ liegt.

Über Krisen berichten

Los geht es am 25. November um 10.30 Uhr mit einer Präsentation bisheriger Projekte. Dabei besteht die Möglichkeit, mit städtischen Vertretern des media.labs ins Gespräch zu kommen, die an einem Infostand Einblicke in ihre Arbeit geben. Den inhaltlichen Einstieg leistet der Jugendbeirat, bevor die Besucher den Vortrag eines Experten hören: „Einseitig, unkritisch, regierungsnah - Berichterstattung in Krisenzeiten“, lautet das Thema bei Pablo Jost, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehr- und Forschungsbereich für politische Kommunikation an der Uni Mainz. Nach Diskussion und gemeinsamem Mittagessen finden vier Workshops statt. Journalist Volker Siefert vom Hessischen Rundfunk wird „Desinformation und Fake News auf der Spur“ sein, während sich Caroline Lindekamp vom Recherchezentrum CORRECTIV der „Stärkung von Medienkompetenz und Umgang mit Fake News im sozialen Nahraum“ widmet. Welche Auswirkungen „Filterbubbles“ auf die Meinungsbildung haben, hinterfragt im dritten Workshop Lukas Spahlinger vom Referat Umwelt und digitale Welt am Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN).

Den Einfluss von Influencern via Instagram, TikTok und Co. beleuchten unter der Leitung von Cem Vamin die Mannheimer Medienlotsinnen Karla und Ciena. Die Abschlussdiskussion erfolgt im Fish-Bowl-Format, bei dem die Workshop-Leiter auf Fragen aus dem Publikum reagieren. Moderieren wird Hans-Peter Stoll, seinerseits Sprecher für Hörbuch, Hörspiel, Voice-Over, Impro-Trainer und darüber hinaus Teil der Musiker-Initiative Lampertheim (MIL). Das Ende der Veranstaltung ist für 18 Uhr angesetzt. Bürgermeister Gottfried Störmer kann sich vorstellen, dass am Litauischen Gymnasium insbesondere Erfahrungen mit Medien aus Osteuropa zur Sprache kommen. Den Vorteil darin, die litauische Community mit einzubeziehen, sieht ebenso Franz Korb. Eine Demokratiekonferenz in Lampertheim wird es auch 2024 geben. Dann wird erstmals die Nachfolgerin von Susanne Kolb bei der Regionalen Diakonie Bergstraße mitwirken. Die Vakanz in der Koordinations- und Fachstelle wird zu Jahresbeginn besetzt. Die Teilnahme an dem Event am 25. November ist dank der Förderung durch das Bundesprogramm kostenlos.

Die Bedeutung einer Staatsform

Wer noch Argumente braucht, weswegen sich das Mitmachen lohnt, dem seien die Worte von Reza Solhi ans Herz gelegt. Den Wirtschaftswissenschaftler und mehrfachen Bildungspreisträger zitiert Renate Nagel vom Begleitausschuss: „Demokratie heißt, die Wahrheit zu suchen und nach dem Höchsten zu streben, das Schöne, das Wahre und das Gute zu säen und es wieder zu ernten.“ Die wichtigste Voraussetzung: „Demokratie kannst du nur leben, wenn du sie wahrhaftig fühlst.“

Anmeldung bis zum 17. November online unter www.diakoniebergstrasse.de

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