Inklusion

Neue Möglichkeit in Lampertheims Schwimmbad: Ohne Barriere ins Becken

Selbständig zum Becken: In Lampertheims Schwimmbad steht Menschen mit Einschränkung nun eine Rampe zur Verfügung. Auch einen speziellen Lift gibt es.

Von 
Stephen Wolf
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Ein Lifter sorgt in Lampertheim für einen leichteren Einstieg in das Schwimmbecken. © Berno Nix

Lampertheim. Seit einigen Wochen können Badegäste im neuen Edelstahlbecken des Lampertheimer Freibads ihre Bahnen ziehen. Außerdem sorgt nicht nur die neue Begrünung rund um den Schwimmerbereich für ein neues Ambiente, die Edelstahlwanne ist nun auch für Menschen mit Beeinträchtigungen besser erreichbar und nutzbar. Das wird durch eine Rampe möglich, die Mitarbeiter der Technischen Betriebsdienste jüngst an der südlichen Seite des Schwimmerbeckens gebaut haben. Dank dieser Konstruktion können jetzt auch Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung selbstständig zum Becken gelangen, bekräftigte Marius Schmidt bei einem Ortstermin.

Biedensand-Bäder: Inklusion ist „Herzensangelegenheit“

Schmidt, der nicht nur Erster Stadtrat in Lampertheim ist, sondern auch als Geschäftsführer der Biedensand-Bäder fungiert, fügte hinzu: „Diese Anlage ist für uns eine Herzensangelegenheit“. Über die Rampe ist es beispielsweise für Rollstuhlfahrer oder Nutzer von Rollatoren möglich, das Schwimmerbecken über eine barrierefreie Durchgangswanne zu erreichen. Der Bau eines behindertengerechten Zugangs zur Freizeitanlage hatte sich angeboten, da das alte Schwimmerbecken nach über fünf Jahrzehnten erneuert werden musste.

Wegen undichter Fugen ging Wasser verloren. Obwohl das neue Becken nicht ganz pünktlich zum Saisonstart fertig war, zog der Geschäftsführer eine positive Bilanz der Bauarbeiten. So habe man die ursprünglich geplanten Kosten von knapp zwei Millionen Euro weitgehend eingehalten. 505 000 Euro übernimmt das Land Hessen von diesem Betrag.

Rampe führt zum Durchgangsbecken

Gleichwohl gehe der Bau der Rampe auf das Konto des städtischen Fachbereichs und ist nach Angaben von Schmidt im Zuge eines bestehenden Dienstleistungsvertrags zwischen den Biedensand-Bädern und der Stadt abgegolten. Neben der Neuanschaffung aus Stahl, einem neuen Rohrleitungssystem sowie dem Einbau einer Rücklaufkammer sei von Anfang an geplant gewesen, zwei barrierefreie Durchgangsbecken zu schaffen. Neben dem Zugang an der neuen Rampe gibt es somit auch an der Ostseite des Beckens eine weitere Durchgangswanne. Beide Vertiefungen haben keine Stufen und stellen daher kein Hindernis für Rollstühle und Rollatoren dar.

Die rollstuhltaugliche Rampe führt zum neuen Schwimmerbecken. © Berno Nix

„Es ist wichtig, dass auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen die Chance haben, ins Wasser zu gelangen“, betonte Schmidt. Für Frauen und Männer, die aufgrund einer körperlichen Einschränkung nicht selbstständig vom Rollstuhl aus in das Becken gelangen, steht seit 2021 ein „Lifter“ bereit, der mit Teleskoparm und Sitz, ausgestattet ist. Mit Hilfe dieses Geräts kann ein Mensch vom Beckenrand aus sanft ins Wasser und wieder zurückbefördert werden. Gleichwohl muss für eine solche Unterstützung ein eigens qualifizierter Mitarbeiter der Biedensand-Bäder helfen.

Lifter wird im Freibad und im Hallenbad in Lampertheim eingesetzt

Das sei aber kein Problem, wie Schmidt versichert. Da sich der Lifter wie ein Fahrzeug bewegen lässt, wird er sowohl im Freibad als auch im Hallenbad eingesetzt. Wer eines der beiden Durchgangsbecken mit einem elektrischen Rollstuhl durchfahren möchte, ist ebenfalls auf Unterstützung des Bäder-Teams angewiesen. Um zu verhindern, dass Schäden am elektrischen Motor entstehen, sollte vor der Durchfahrt das Wasser aus dem kleinen Durchgangsbecken abgelassen werden.

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Beim Lampertheimer Behindertenbeirat kommt die barrierefreie Edelstahlwanne gut an. Der Erste Vorsitzende des Gremiums, Jochen Halbauer, zeigte sich mit Blick auf die Fortschritte im Bad zufrieden und lobte das Konzept, das die Situation für Menschen mit Handicap verbessere. Dazu trage beispielsweise auch bei, dass die Rampe zum Schwimmerbecken eine Neigung habe, die den Zugang auch Rollstuhlfahrern ermögliche, die ohne Motor unterwegs sind.

Herausforderung in Zeiten knapper Kassen

Geschäftsführer Schmidt erinnerte in diesem Zusammenhang an den Aktionsplan Inklusion, der vor etwa fünf Jahren beschlossen wurde und daran, dass seither zahlreiche Projekte für Erleichterungen und somit Teilhabe in Lampertheim gesorgt hätten. Tatsächlich wurde Barrierefreiheit beispielsweise beim Umbau der Zehntscheune, bei der Gestaltung des Alfred-Delp-Platzes oder beim Bau behindertengerechter Toiletten mitgedacht.

Sabine Vilgis, die Leiterin des Fachbereichs Technische Betriebsdienste, sagte am Rande der Veranstaltung, die Stadt Lampertheim sehe die Notwendigkeit, diesen Pfad weiterhin zu beschreiten. Gleichwohl erinnerte sie auch an die schwierige Kassenlage der Stadt. Diese stehe zwar einer schnellen Umsetzung von Barrierefreiheit gelegentlich im Wege. „Grundsätzlich aber geht es voran. Schritt für Schritt“, bekräftigte Vilgis.

Redaktion

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