Lampertheim. Wem Fahrradfahren am Herzen liegt, hat ab sofort einen Ansprechpartner: Seit Anfang Juni amtiert Jörg Docter als Lampertheims erster Radverkehrsbeauftragter. Der 61-jährige Betriebswirt hat sich in einem Auswahlverfahren gegen mehrere Bewerber durchgesetzt. Nach einem Gespräch mit Marius Schmidt war die Entscheidung gefallen, die der Magistrat in einen Beschluss fasste. Die Belange der fahrradfahrenden Bevölkerung stärker in den Blick zu nehmen, ist erklärtes Ziel der Stadtverwaltung. Die neu geschaffene Funktion, die in ähnlicher Form bereits mancherorts existiert, soll Bindeglied zwischen Bürger, Stadt und Organisationen sein. In der weltweit größten Interessenvertretung für Radfahrer, dem ADFC, ist Jörg Docter aktives Mitglied.
Eine Fahrradstraße wäre einer seiner Wünsche
Die Liebe zum Fahrrad währt schon länger. „In meiner Heimat fährt man einfach viel Rad“, sagt Docter mit Blick auf das Ruhrgebiet. Aufgewachsen in Gelsenkirchen, zu Besuch bei Freunden am Niederrhein: Die flache Landschaft sei geradezu prädestiniert. Kontakte nach Münster zeigten ihm schließlich die „Fahrrad-Kultur“ – bis heute inspirierend. Im Gedächtnis blieben die Ölkrisen. Als Klassensprecher richtete Docter Ausflüge mit einem besonderen Ziel aus: „An autofreien Sonntagen sind wir auf der Autobahn Rad gefahren.“
Was wird in Lampertheim wichtig sein? „Die Belange der Radfahrer vertreten, Impulse setzen, auf Missstände hinweisen“, hat Docter für sich formuliert. Trotz insgesamt guter Rahmenbedingungen fehlten in der Spargelstadt Radwege. „Eine Fahrradstraße wäre ein Wunsch“, erklärt der neue Funktionsinhaber, wohl wissend, dass „das Rad nicht immer Priorität hat“. Doch auch die Radler selbst nimmt Docter in die Pflicht. Rücksichtnahme sei nun mal keine Einbahnstraße – weswegen er ein ordnungsgemäßes Verhalten anmahnt, auch gegenüber den Autofahrern. Noch ein anderes Thema beschäftigt den ehrenamtlichen Radverkehrsbeauftragten: der Helm – „wenngleich er nicht verpflichtend ist“. Da spreche er Menschen schon einmal an, genauso bei Regelverstößen: „Möchten Sie vielleicht anzeigen, in welche Richtung Sie fahren?“
Beauftragter für den Radverkehr
Jörg Docter ist erster ehrenamtlicher Radverkehrsbeauftragter der Stadt Lampertheim. Der Magistrat berief den 61-jährigen passionierten Radfahrer in seine ehrenamtliche Funktion.
Beratung von Politik und Verwaltung in allen Fragen zum Fahrrad ist Hauptaufgabe des in Lampertheim wohnhaften Zollreferenten. Als Bindeglied zwischen Bürgern und Stadt soll Docter die Belange der radfahrenden Bevölkerung verstärkt in den Blick nehmen.
Angepeilt ist die Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur , die Förderung eines radverkehrsfreundlichen Klimas und die Stärkung der Verkehrssicherheit in Zusammenarbeit mit Polizei und Verkehrsaufsicht.
Angesiedelt ist die Stelle im Fachbereich 30 – Verkehr, Sicherheit und Ordnung. Eine Sprechstunde wird einmal im Monat eingerichtet. Jörg Docter ist per E-Mail erreichbar: radverkehr@lampertheim.de.
Eine Hauptaufgabe für Docter besteht in der Abstimmung mit Gremien und Organisationen. Wertvollen Input liefert der „Fahrradklimatest“. Entwickelt wurde dieser vom ADFC, um die Fahrradfreundlichkeit deutscher Städte und Gemeinden zu messen. „Fühle ich mich sicher, werde ich benachteiligt?“, sind Fragen in der Erhebung. Die Ergebnisse will Docter nutzen, um den Dialog zwischen Verkehrsteilnehmern und Stadt zu intensivieren.
Hilfreich ist auch die Arbeit des „Counterparts“ auf Kreisebene: Wim Roukens aus Lorsch ist 84 und „ehrenamtlicher Beauftragter für die Radfahrerinteressen im Landkreis Bergstraße“, so die Bezeichnung. In Lampertheim selbst ist Markus Fischer Hauptansprechpartner. Der Sachbearbeiter in der Verkehrsplanung ist seit April im Amt und zuständig für die Beschilderung. Mit ihm zusammen werden Maßnahmen fortan umgesetzt. Wenn Straßen saniert, Radwege angelegt und Einbahnstraßen-Regelungen getroffen werden, dann ist der Radverkehrsbeauftragte involviert. Auch soll er „offiziell“ mitwirken – mit einem Sitz in der Verkehrskommission. Polizei, Feuerwehr, Fahrschulen, Ordnungsamt und Lokalpolitik sind in dem Gremium vertreten, das zwei- bis dreimal jährlich tagen wird.
Bürger und Stadtverordnete identifizieren „Problemstellen“
Die Sitzung am 12. Mai bildete den Startschuss für eine bis Herbst dauernde Kampagne: „Abstand halten!“ erinnert die Kraftfahrzeugführer an den gebotenen Abstand von 1,50 Meter zum Zweiradfahrer. Zehn Banner werden im Stadtgebiet ausgehängt, eine Ausstellung im Ordnungsamt durchgeführt. Eine Fünf-Kilometer-Tour mit Schwimmnudeln zur Simulation der Distanz hat Docter bereits absolviert.
Ein weiteres Tätigkeitsfeld ist die Radverkehrsschau. Bei dem seit 2015 existierenden Format identifizieren Bürger und Stadtverordnete „Problemstellen“ – im Rahmen einer gemeinsamen Rundfahrt. Unabhängig davon fällt Docter „so manches auf“. Schließlich ist er am Wochenende privat mit dem Rad unterwegs. Den Aufwand im Ehrenamt schätzt der zweifache Familienvater auf zwei bis vier Stunden pro Woche. Einmal im Monat will er eine Sprechstunde halten – voraussichtlich an einem Freitag von 10 bis 12 Uhr.
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