Integration

Migranten lernen in Lampertheim gemeinsam Deutsch

Wer eine Sprache erlernen will, muss sich sprechen. In Lampertheim haben Migrantinnen und Migranten einmal die Woche im Sprachtreff die Gelegenheit dazu unter Anleitung von ehrenamtlichen Helfern

Von 
Amelie Wegerle
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Lesen und Schreiben sind Voraussetzungen dafür, gut im Alltag in einem fremden Land anzukommen. © Fabian Sommer/dpa

Lampertheim. „Sprechen lernt man nur durch sprechen üben“, erklärte Marius Schmidt bei der Vorstellung des Sprachtreffs in der Lampertheimer Dieselstraße. Seit einigen Monaten treffen sich jeden Mittwoch ehrenamtliche Helfer und Migrantinnen und Migranten im Familienzentrum des Altenwohnheims in der Dieselstraße, um zu reden und die deutsche Sprache zu üben.

Eingeführt wurde dieses Projekt bereits Anfang des Jahres und seitdem wird es fleißig genutzt. Etwa fünf bis zehn Besucherinnen und Besucher zählen Bodo Ehret und Andreas Lüneburg jeden Mittwoch in ihrer kleinen Runde, in der es um das Erlernen der Sprache geht. Die Besucherinnen und Besucher sind immer wieder unterschiedliche. Jede und jeder, der Interesse hat und leichte Deutschkenntnisse besitzt, kann vorbeikommen und mitüben.

Auch Analphabeten dabei

Die Anwesenden stammen aus verschiedenen Ländern, sprechen andere Muttersprachen und sind bereits unterschiedlich lange in Deutschland. All das unter einen Hut zu bekommen, scheint gar nicht so einfach, erst recht nicht, wenn manche das Alphabet lernen müssen, während andere bereits die ersten Wörter können. „Es braucht eine gewisse Grundvoraussetzung, damit wir hier sprechen üben können“, erklärt Lüneburg, der in einer Signal-Gruppe auf den Aufruf zu helfen aufmerksam wurde. Kurzerhand entschloss er sich, sich im Sprachtreff zu engagieren und somit etwas Gutes zu tun.

Andres Lüneburg (links) übt mit den Besucherinnen des Sprachtreffs in der Dieselstraße. © Amelie Wegerle

Da Deutschkurse sehr begrenzte Kapazitäten haben und die Nachfrage aktuell enorm hoch ist, kam es zur Gründung des Sprachtreffs. Ein Beispiel nahmen sich die Lampertheimer an dem Bensheimer Babbeltreff der Caritas, den es seit langer Zeit gibt und der sehr erfolgreich ist. „Also wurde der Sprachtreff gegründet, als zusätzliches Angebot zu den Deutschkursen“, so Schmidt.

Seit September gibt es nun den Flüchtlingstreff, seit April den Sprachtreff. Zum internationalen Frauenkaffee in Lampertheim wird nun die Planung des internationalen Frauentreffs in Hofheim in die Wege geleitet. Alles in allem ist die Stadt Lampertheim also gut ausgestattet und schafft auf verschiedene Art und Weise ein Miteinander für alle Interessenten.

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„Viele besuchen unseren Treff und können im Anschluss einen Deutschkurs belegen“, so Ehret. Dieser hat bereits im Jahre 2015, zur großen Flüchtlingskrise, tatkräftig geholfen und in der Nachbarschaft die Flüchtlinge beim Deutschlernen unterstützt. Ihm geht es nicht nur um das eigentliche Lernen der Sprache, sondern auch um das Kennenlernen. „Die Migranten können ihre neuen Nachbarn und Mitmenschen kennenlernen, so wie wir.“ Es geht um Freundschaften, die geschlossen werden können, Gemeinschaften, die entstehen. „Die Dankbarkeit ist ein wunderbares Geschenk“, erklärt der Ehrenamtliche, der aufgrund seiner Vorerfahrungen von der Stadt erneut um Hilfe gebeten wurde.

Lesen für den Alltag

Seitdem unternehmen Ehret und Lüneburg die verschiedensten Aktivitäten mit den Besuchern. Sie unterhalten sich, damit die Lernenden den Sprachfluss üben. Es wird gelesen. Bevorzugt werden Bücher mit kleinen Bildern, sodass das Gelesene zusätzlich gesehen wird. Es werden Spaziergänge unternommen und Schilder gelesen, um sich besser im Alltag zurechtzufinden. Denn darum geht es. Egal ob aus der Ukraine, aus Syrien oder dem Irak - alle sollen hier zurechtkommen, alle sollen sich wohlfühlen und die Chance haben, Teil der Gesellschaft zu sein.

„Aktuell haben wir ausschließlich Frauen bei uns, zu Beginn unseres Treffs waren es überwiegend Männer, die mit uns Deutsch übten“, erklärt Ehret. An diesem Mittwoch hatte er die Geschichten von Max und Moritz dabei, die gemeinsam gelesen und im Anschluss besprochen werden sollen. In der nächsten Woche gibt es wieder ein neues Thema, durch welches die Besucherinnen und Besucher Deutsch üben können.

Info: Sprachtreff jeden Mittwoch um 18.30 Uhr in der Dieselstraße 2

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