Wettbewerb

Landwirte in Südhessen warnen vor 15 Euro Mindestlohn

Anbaubetriebe für Spargel warnen vor höheren Ausgaben für Saisonkräfte. Das könnten viele Unternehmen nicht stemmen.

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Stephen Wolf
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Frisch gestochener Spargel wird in eine Kiste gelegt. Bei den Anbaubetrieben sind in der Regel Saisonarbeiter im Einsatz. © Armin Weigel/dpa

Lampertheim. Landwirte in der Region blicken mit Skepsis auf eine anstehende Erhöhung des Mindestlohns. Der könnte womöglich auf 15 Euro ansteigen. Vor allem mit Blick auf Saisonkräfte sei ein solches Arbeitsentgelt problematisch, sagt etwa der frühere Vorsitzende des Regionalbauernverbands Starkenburg, Willi Billau. Es sei fraglich, ob manche Anbaubetriebe wettbewerbsfähig bleiben.

Im Vertrag der wohl künftigen Regierungskoalition aus Union und SPD ist vereinbart, dass eine von Arbeitgebern und Gewerkschaften besetzte Mindestlohnkommission eine Abwägung treffen soll, die sich etwa an der Tarifentwicklung orientiert. Somit könnte das Arbeitsentgeld von 12,82 Euro auf 15 Euro steigen. Die vorherige Anhebung des Mindestlohns war indes umstritten, diese sei eine „Attacke“ auf die Tarifautonomie gewesen, kritisiert Billau.

Landwirte pochen auf Mindestlohnkommission

Damit spielt der Landwirt auf das Jahr 2022 an, als die damalige Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP den Mindestlohn außerplanmäßig zum 1. Oktober 2022 auf 12 Euro erhöhte. Eine Mindestlohnkommission wurde damals nicht eingesetzt.

Darauf aber bestehen die Landwirte diesmal, die CDU hat das auch zugesagt. Auf der anderen Seite beklagt die Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, der geltende Mindestlohn werde „durch Wuchermieten und pauschale Abzüge für Verpflegung unterlaufen“.

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Dabei gehen die Ideen der Landwirte noch weiter. „Unsere Bauern- und Gärtnereiverbände fordern für Saisonarbeitskräfte einen Mindestlohn II, der zirka zwei Euro unter dem ausgehandelten Mindestlohn liegen sollte“, betont Billau. Schließlich müssten Saisonarbeiter nicht nur Erntetätigkeiten verrichten, „sondern in ertragsschwachen Zeiten auch Hack- und Aufräumarbeiten“ übernehmen. Immerhin würden den Menschen, die in der Regel aus dem europäischen Ausland angereist kommen, laut Vertrag mindestens 40 Arbeitsstunden pro Woche zustehen. „Somit müssen auch Arbeiten bereitgestellt werden, die fern jeder Rentabilität liegen“, argumentiert der Lampertheimer.

Bauernverband warnt vor Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit

Umgekehrt bestehe ein Risiko, dass Betriebe in der Region während einer besonders warmen Saison so große Erntemengen produzieren, dass am Ende die „Preise unter die Kostenschwelle fallen“. In solchen Fällen sei ein Mindestlohn von 15 Euro besonders schmerzhaft, zumal Kunden nicht dazu bereit seien, immer höhere Preise zu zahlen. Der Hessische Bauernverband stimmt Billau zu und warnt vor „einer Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit und der Marktverdrängung ins Ausland“.

Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes waren Anbaufläche und Erntemenge beim Spargelanbau 2024 so gering wie nie seit 2013. Trotz des Rückgangs blieb Spargel in Deutschland das Gemüse mit der größten Anbaufläche von 19.800 Hektar. Nicht nur in der Landwirtschaft wird die Anhebung des Mindestlohns kritisch gesehen. Auch der Arbeitgeberverband Gesamtmetall warnte jüngst vor steigenden Preisen. Dem widersprach das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Demnach dürfte sich ein Mindestlohn von 15 Euro gesamtwirtschaftlich positiv auswirken, da dies zu mehr Konsum und einem stärkeren Wirtschaftswachstum führe.

Redaktion

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