Bürgermeisterwahl

Lampertheimer CDU-Kandidat Alexander Scholl im Interview

Alexander Scholl, CDU-Kandidat für das Amt des Lampertheimer Bürgermeisters, spricht über seine Ideen für eine effiziente Stadtverwaltung. Dabei soll künftig die Kommunikation eine wichtige Rolle spielen

Von 
Stephen Wolf
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Alexander Scholl im Interview mit dem Südhessen Morgen. © Berno Nix

Lampertheim. Herr Scholl, Sie sind seit Jahrzehnten der erste Christdemokrat, der in Lampertheim zur Bürgermeisterwahl antritt. Allein das macht ihre Kandidatur bemerkenswert.

Alexander Scholl: Ja, das ist für die Lampertheimer CDU wirklich keine Selbstverständlichkeit. Der bisher letzte Kandidat, den meine Partei ins Rennen geschickt hatte, war 1997 Franz Korb ...

... der heutige Vorsitzende der CDU und Stadtverordnetenvorsteher. Wie konnten Sie die CDU von ihrer Kandidatur überzeugen?

Scholl: Man muss sich grundsätzlich die Frage nach der Akzeptanz stellen. Mir war es wichtig, dass wir den Prozess der Kandidatur offen und transparent gestalten. Jeder in der Partei hatte die Möglichkeit, sich zu meiner Person zu äußern. Letztendlich wurde ich einstimmig zum Kandidaten gewählt.

Sie arbeiten für den Energiekonzern RWE als Sprecher in Biblis, sie engagieren sich als Vorsitzender des Ortsbeirats in Hofheim. Außerdem sind sie CDU-Fraktionschef im Stadtparlament. Das sind unterschiedliche Perspektiven. Wie blicken sie auf die Stadt?

Scholl: Zurzeit steht die Stadt finanziell nicht gut da. Folgt man den Prognosen der Kommunalverbände, dürfte sich die Situation in absehbarer Zeit nicht unbedingt verbessern. Darauf müssen wir Antworten finden. Lampertheim hat viel Potenzial, dass wir nutzen sollten.

Der CDU Kandidat

  • Alexander Scholl wurde 1983 in Ludwigshafen geboren, lebt seit frühester Kindheit in Lampertheim-Hofheim.
  • Am Wormser Gauß-Gymnasium hat er 2002 Abitur gemacht.
  • Seit 2004 ist er mit seiner Frau Katrin verheiratet. Das Paar hat drei Kinder im Alter von 19, 15 und sieben Jahren.
  • Scholl ist gelernter Fachkaufmann/Fachwirt für Marketing und als Unternehmenssprecher am RWE-Standort Biblis tätig.
  • Seit 2006 engagiert er sich in der Kommunalpolitik.
  • Seit 2016 ist er Hofheimer Ortsvorsteher, seit 2021 CDU-Fraktionschef im Stadtparlament. wol

Die Stadtverwaltung ist stark gefordert. Egal, ob es sich um den Bau neuer Wohngebiete - Stichwort Gleisdreieck -, um die schwierige Kassenlage oder beschädigte Straßen handelt. Was würden Sie als Bürgermeister zur Chefsache erklären?

Scholl: Grundsätzlich müssen wir verschiedene Themen angehen. Sie haben einige angesprochen. Was ich aber zunächst als Chefsache sehe, ist eine Verbesserung der Kommunikation in der Verwaltung. Das wäre ein wichtiger Schritt hin zu mehr Effizienz und einer besseren Planbarkeit städtischer Projekte. Davon abgesehen habe ich den Eindruck, dass wir die positiven Entwicklungen in Lampertheim nicht ausreichend darstellen. Das wäre aber nötig, um eine positivere Stimmung und womöglich sogar Begeisterung für unser Gemeinwesen zu schaffen.

Kommunikation als Schlüssel für Fortschritt?

Scholl: Wir wissen alle, dass Personal und Geld in der Stadtverwaltung ein knappes Gut sind. Das bedeutet, man wird künftig effektiver arbeiten müssen. Somit erhält das Thema Kommunikation mehr Gewicht. Wenn mich die Menschen zum Bürgermeister wählen, möchte ich mich daher für einen Kulturwandel in der Stadtverwaltung einsetzen.

Das Klischee besagt, Verwaltungsapparate seien schwerfällig.

Scholl: Klar ist, wir brauchen eine Struktur, die zu einer verbindlicheren Planbarkeit führt. Ziel sollte es sein, mit einem modernen Projektmanagement die Reibungsverluste zu minimieren. Ich bin überzeugt, der künftige Bürgermeister - egal, wer das sein wird - muss diese Aufgabe angehen. Vor allem der Dienstleistungscharakter der Verwaltung muss stärker herausgearbeitet werden. Und ja, dafür braucht es Zeit und Fingerspitzengefühl. Wenn wir am Ende aber zufriedene Bürger haben und an Lampertheim interessierten Unternehmen einen guten Service bieten können, wäre viel gewonnen. Davon bin ich überzeugt.

Als Sprecher eines Unternehmens habe ich auch Einblicke in andere Bereiche gewonnen. Das könnte helfen, Impulse zu setzen.

Anders als ihr Mitbewerber von der SPD, Marius Schmidt, kommen Sie aus der Industrie. Sehen Sie sich als Seiteneinsteiger?

Scholl: Nein dafür bin ich zu lange in der Kommunalpolitik aktiv. Ich kenne die Mechanismen einer Stadtverwaltung. Immerhin leite ich den Ortsbeirat in Hofheim seit 2016. Den CDU-Fraktionsvorsitz im Stadtparlament habe ich 2021 übernommen. Aber ja, als Sprecher eines Unternehmens habe ich auch Einblicke in andere Bereiche gewonnen. Das könnte helfen, Impulse zu setzen.

Sprechen wir über den Altrhein. Das Gewässer liegt vielen Menschen am Herzen. Aber es droht die Verschlammung. Es sei denn, die Stadt gibt viel Geld für den Erhalt aus. Wie wäre ihr Ansatz?

Scholl: Der Altrhein ist identitätsstiftend, keine Frage. Und ja, auch der Wassersport hat in der Stadt einen hohen Stellenwert. Am Ende des Tages muss aber auch die Finanzierung gesichert sein. Deshalb gibt es aktuell auch Bemühungen, mehr finanzielle Unterstützung zu erhalten. Etwa auf Ebene der EU.

Es gibt die Idee, der Bund könnte das Gewässer an die Stadt übergeben. Laut Machbarkeitsstudie lägen die Kosten für eine Ausbaggerung zwischen 13 und 14 Millionen Euro. Davon würde der Bund maximal 50 Prozent übernehmen. Gleichwohl würde die künftige Unterhaltung und Pflege des Altrheins die Stadt jährliche Beträge in sechsstelliger Höhe kosten.

Scholl: Mit Blick auf die finanzielle Situation der Stadt wäre das zu teuer. Es hilft ja nichts, ohne das notwendige Geld, müssen wir uns weiter um Unterstützung bemühen. Man braucht einen langen Atem.

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Um Geld zu sparen, wird immer wieder über die Vereinsförderung gesprochen. Kritiker sagen, Vereine werden übermäßig unterstützt.

Scholl: Hier habe ich eine eindeutige Meinung und sage ganz klar, die Vereinsförderung abzuschaffen ist für mich keine Option. Denn die Vereine und ihre Mitglieder sind zumeist ehrenamtlich tätig und bereichern unser Gemeinwesen. Außerdem unterstützt die Stadt Vereine vor allem durch Sachleistungen.

Gemeinsam mit FDP und Grünen hatten Sie vor zwei Jahren dafür geworben, die Vereinsförderung unter die Lupe zu nehmen.

Scholl: Ja, aber das wurde von manchen falsch verstanden. Die Stadtverwaltung wollte eine Erhöhung der Grundsteuer B durchsetzen, weil die finanzielle Situation schon damals schwierig war. Daher hatten wir, also CDU, FDP und Grüne, dafür geworben, Prozesse in der Verwaltung zu straffen und neu aufzustellen. Dazu würden sich die Vereinsförderung oder andere freiwillige Leistungen anbieten. Von einer Abschaffung war keine Rede.

Reicht der Abbau von Bürokratie, um die Situation zu verbessern?

Scholl: Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung brechen uns verschiedene Einnahmequellen weg. Das dürfte in den kommenden Jahren weitergehen. Das hat zur Folge, dass Aufgaben und Standards, die wir in wirtschaftlich besseren Zeiten definiert haben, heute schwierig zu finanzieren sind. Und was an Aufgabenlast von Bund und Land bei uns ankommt, können wir nicht beeinflussen. Also müssen wir unsere Probleme selbst lösen und Strukturen verändern.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Scholl: Sicher. Wir müssen uns fragen, ob wir als Stadt die Volkshochschule noch betreiben sollten. Die Stadt Bensheim hat die Volkshochschule jüngst an den Kreis abgegeben, der ist übrigens ohnehin dafür zuständig. Das hat dazu geführt, dass die Stadt weniger Geld ausgibt und - wie man hört - trotzdem keine Einbußen an Qualität und Vielfalt hat. Eine solche Diskussion muss auch bei uns erlaubt sein.

Redaktion

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