Lampertheim. Seine derzeitigen Arbeitsplätze und sein Wohnbereich im Südosten der Insel Mindoro sind einfach. Dr. Walter Seelinger hat für sechs Wochen seine moderne Hausarztpraxis in Lampertheim mit der Station der German Doctors im Ort Mansalay eingetauscht.
In diesem Kurzzeiteinsatz engagiert sich der Lampertheimer Mediziner ehrenamtlich für das German Doctors Projekt, in dem es darum geht, den Einheimischen zu helfen, die nur unter schwierigen Bedingungen die Möglichkeit einer ärztlichen Behandlung haben. Außerdem verfolgen die deutschen Ärztinnen und Ärzte mit dem medizinischen Personal vor Ort das Ziel, eine nachhaltige Unterstützung zur Selbsthilfe der Bevölkerung zu erreichen.
Kürzlich wurde ein älterer Mann gebracht, der einen Schlaganfall erlitten hatte. Er wurde mithilfe eines Getreidesackes transportiert.
Behandelt werden Patienten jeden Alters, vom Säugling bis zum hochbetagten Menschen. Im Allgemeinen seien nötige Medikamente vorhanden, denn die würden durch Spenden der Organisation und durch Gelder der Entwicklungshilfe für Notleidende zur Verfügung gestellt, erklärt Seelinger. So gebe es Tabletten für eine HIV-Therapie preisgünstig zu kaufen. Wichtig sei, die Menschen aufzuklären. „Allerdings gibt es seit drei Monaten keine Medikamente für die Infektionskrankheit Tuberkulose und das ist ein Problem, da die Patienten schnell behandelt werden müssen“, sagt der Allgemeinmediziner und Sportarzt im Gespräch.
Schlaganfall-Patient im Getreidesack transportiert
In Lampertheim können die Ärztinnen und Ärzte ihre Patienten umfassend mit modernen Geräten behandeln. Aber auf den Philippinen sei die Not überwiegend groß. „Wer eine Ziege besitzt, ist reich“, berichtet Seelinger. Er verdeutlicht: „Kürzlich wurde ein älterer Mann gebracht, der einen Schlaganfall erlitten hatte. Er wurde mithilfe eines Getreidesackes transportiert.“ Wohl jeder aufgeklärte Deutsche weiß, dass in solch einem Fall Minuten zählen.„Der Erkrankte in Mansalay wurde zwei Kilometer zu uns Ärzten getragen, denn Autos oder Busse gibt es nicht“, schildert Seelinger.
Weil die meisten Einheimischen nicht mobil sind, kommen die Ärztinnen und Ärzte mit der Rolling Clinic zu ihnen. Auch in die Bergregionen. „Dann fahren wir in das Landesinnere. Jeden Tag zu einem anderen Bereich. Heute, ab 7 Uhr, Ortszeit, sind wir anderthalb Stunden zu den Patienten gefahren“, sagt Seelinger am Abend. Das Personal sei ein eingespieltes Team, auch mit einheimischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Dazu gehören wie etwa Pharmazeuten, anerkannte Gesundheitshelferinnen, Dolmetscher und Fahrer.
Die Krankheitsbilder der Patienten seien vielfältig. „Ein großes Problem ist die Unterernährung, besonders wie bei den Mangyanen“, betont der Lampertheimer. Darum gibt es auch ein Hilfsprogramm für Kindernahrung. „Das Gewicht der Babys kontrollieren wir mit einer Kofferwaage“, versinnbildlicht Seelinger die einfachen Mittel. Statt einem Ultraschallgerät wird für die Untersuchungen von Schwangeren ein Tablet verwendet.
Aber auch die Aufklärungsarbeit gehört dazu, denn die Schwangerschaften bei Teenagern seien hoch. Walter Seelinger spricht aber auch über die Strapazen, die die deutschen Medizinerinnen und Mediziner in Kauf nehmen: „Unser Einsatz ist sehr anstrengend. Es sind meistens 35 Grad und eine hohe Luftfeuchtigkeit, die Kleidung klebt am Körper. Der Ventilator im Basishaus verteilt die Hitze nur.“ Obendrein fällt auch manchmal der Strom aus und das Wasser kommt nur als Rinnsal aus der Leitung.
Taifun bringt Planungen durcheinander
„Ich arbeite zehn Tage hintereinander und habe anschließend drei Tage frei“, erzählt der engagierte Mediziner. Eigentlich sei Mindoro eine wunderschöne Insel, mit tollen Stränden und üppiger Vegetation. Doch für Freizeitaktivitäten bliebe nicht viel Zeit. Gelegentlich fährt der Lampertheimer, der ein durchtrainierter Radfahrer ist, mit einem alten Damenfahrrad durch die Gegend. In den letzten Tagen hat ihm jedoch immer wieder ein Taifun einen Strich durch seine Rechnungen gemacht. So konnte selbst die Rollende Klinik nicht ausrücken.
Das Essen sei gewöhnungsbedürftig. Hauptsächlich werde Reis, Bananen, Salat und Papayas gegessen. Und viel getrunken. „Kürzlich haben wir von der Organisation uns in einem Lokal zum Weihnachtsessen getroffen. Die Filipinos feiern vier Monate Weihnachten“, erläutert Seelinger.
Er und seine Frau spenden regelmäßig an die Organisation. „Im Rahmen des Einsatzes meines Mannes haben wir eine Online-Spendenaktion für dieses Projekt in Mindoro gestartet. Da kann jeder mithelfen“, sagt Martina Seelinger. Auch die Hausarztpraxis unterstützt Projekte der German Doctors.
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