Lampertheim.
„Wie wollen wir künftig wohnen?“, „Wie lässt sich Inklusion erreichen?“, „Wo herrscht der größte Bedarf?“ Diese Fragen sollen am Samstag, 23. November zwischen 10 und 14 Uhr im Familienzentrum in Lampertheim in der Dieselstraße beantwortet werden. Unterstützt von Expertinnen und Experten bietet die „Infobörse Wohnen“ ein niederschwelliges Format zum Austausch von Ideen, zur Entwicklung neuer Konzepte sowie zur Vernetzung.
„Es ist ein Ansatz, um Wohnraum neu zu denken“, erklärte Marius Schmidt bei einem Pressetermin. Dabei gehe es weniger um ein konkretes Endergebnis denn um einen kreativen Auftakt, betont der Erste Stadtrat. Dass besonders im Bereich der Inklusion noch Arbeit anliegt, verdeutlicht Andreas Dexler, Fachdienstleiter Soziales bei der Stadt: Mit dem von der Nieder-Ramstädter Diakonie getragenen Wohnprojekt im Falterweg bestehe zwar ein wichtiges Angebot für Menschen mit körperlicher und geistiger Beeinträchtigung – dies reiche jedoch nicht aus. Eine Stadt dieser Größenordnung benötige weitere Impulse, speziell ein ambulantes betreutes Wohnangebot. Die verfügbaren stationären Plätze würden absehbar zu knapp, zudem sei das Pflegeheim nicht immer die beste Option für die Betroffenen. „Der Pflegenotstand ist längst da“, unterstreicht Christina Adler-Schäfer, psychosoziale Fachkraft auf dem Lande (PauLa).
So zielt der 23. November vor allem auf ältere Menschen und Personen mit Einschränkung ab. Eingeladen sind dennoch alle Bürger der Riedkommunen. „Egal ob mit oder ohne Handicap, egal ob mit oder ohne Geld – gewünscht ist ein möglichst reicher Ideenfluss“, so die Initiatoren. Die Bürger aus Lampertheim, Bürstadt, Biblis, Einhausen, Groß-Rohrheim und Lorsch erwartet unter der Moderation von Heike Leitschuh ein Mix aus Themenarbeit und Ausstellung. Hierbei werden Gemeinden und Institutionen alternative Wohnformen darstellen.
Vorzeigeprojekt „CleVermieter“ hilft gegen Wohnungsnot
Für die Stadt Lampertheim hat „CleVermieter“ Bekanntheit erlangt. Das Prinzip soll die Vermietung leerstehender Immobilien für Vermieter attraktiv machen. Als Mieter fungiert die Stadt, die den Wohnraum ihrerseits untervermietet, zumeist in Fällen, in denen ein Vermittlungshemmnis besteht. So kommen sozial Schwächere im angespannten Wohnungsmarkt zum Zuge. Der Verein „Wohnvision Bergstraße“ hat ein Projekt entwickelt, das Generationen verbindet und das einst aus einem Volkshochschulkurs hervorging. Ein vielbeachtetes inklusives Wohnprojekt existiert auch in Heppenheim mit der Alten Musikschule. Ulrike Köppel wird zu gemeinschaftlichen Wohnformen Auskünfte erteilen. Den theoretischen Fundus liefert eine Studie aus Darmstadt zum „Wohnen im Alter“. Hierüber werden Christina Adler-Schäfer und Gemeinwesenarbeiterin Kerstin Biehal informieren, die sich bei der Regionalen Diakonie Bergstraße um seniorenrelevante Anliegen kümmert.
Eingeflossen ist der fachliche Background in einen Fragebogen, der vor Ort ausliegen wird: Unter dem Motto „Wohnideen“ können die aktuelle Situation und persönliche Bedürfnisse mitgeteilt werden. Weiter wird abgefragt, ob alternative Wohnformen wie Wohnungstausch, Wohngemeinschaft oder Mehrgenerationenwohnen grundsätzlich in Frage kommen. Auch wird evaluiert, was beim Wohnen individuell von Bedeutung ist: Je nach Präferenz lassen sich Aspekte wie soziales Miteinander, Mobilität, Barrierefreiheit, Einkaufsmöglichkeiten, Internet und medizinische Versorgung auswählen.
Weitere Veranstaltung am 26. Oktober in der Notkirche
Die kreative Arbeit der Infobörse wird an den Thementischen erbracht. „Suche-Biete-Wand“ und „Kreativwand“ sollen für weiteren Input sorgen. „Ideen fürs Wohnen sind häufig vorhanden“, berichtet Christina Adler-Schäfer: „Ist das Haus zu groß geworden, sind viele bereit, jemand Neues mitaufzunehmen.“ Doch gebe es keine Plattform, um den Plan zu verwirklichen.
Dies soll sich mit der Infobörse Wohnen nun ändern. „Kreative Ideen sollen durch die Bürgerbeteiligung generiert werden und bestenfalls eine Gruppe entstehen, die an dem Prozess weiterarbeitet“, hoffen die Organisatoren. Erklärtes Ziel ist die Etablierung einer neuen gemeinschaftlichen Wohnform in Lampertheim. Anknüpfen soll das Netzwerk an die „Arbeitsgruppe Wohnen“. Diese ist Teil des Aktionsplans Inklusion, der seit 2022 in der Spargelstadt umgesetzt wird.
Was bisher erreicht wurde und was noch ansteht, ist Thema einer weiteren Veranstaltung: Bereits am 26. Oktober findet in der Notkirche von 10 bis 14 Uhr der Workshop „Inklusion in Aktion“ statt. Höhepunkt ist die Podiumsdiskussion zur Frage, wie das Bewusstsein für Inklusion in der Bevölkerung gestärkt werden kann.
Der „Geist der Inklusion“ sei in Lampertheim lebendig, findet Stadtrat Marius Schmidt. Dennoch zeigten sich immer wieder Herausforderungen, etwa mit Blick auf die Barrierefreiheit von Bushaltestellen. Teilnehmen werden an dem durch die Aktion Mensch geförderten Workshop der Bundesbehindertenbeauftragte Jürgen Dusel, außerdem Tina Winter, Mitglied des Bundesvorstands der Lebenshilfe, sowie Matthias Golbeck, Referent des Hessischen Landesbehindertenbeauftragten. Auch für diese Veranstaltung ist der Eintritt frei, eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.
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