Wetter

Glätte sorgt in Lampertheim für Ausnahmesituationen

Kaum ist gestreut, gefriert der Boden wieder und es wird gefährlich glatt: Der Winterdienst ist im Dauereinsatz. So lief der ungewöhnliche Tag in Lampertheim

Von 
Daniela Hoffmann
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Ein Streufahrzeug ist im Lampertheimer Stadtgebiet unterwegs. Doch die Wirkung des Salzes verpufft schnell. © Berno Nix

Lampertheim. „Gespenstisch still ist es, eine ganz eigenartige Atmosphäre“, schilderte eine Anwohnerin des Guldenwegs die Stimmung in Lampertheim am Mittwochvormittag. Angesichts der Glatteiswarnungen vom Vortag waren etliche Spargelstädterinnen und Spargelstädter offenbar zu Hause geblieben. Deutlich weniger Autos als sonst fuhren auf den Straßen.

Ungewöhnlich ruhig blieb es auch an der Schillerschule in der Innenstadt. Die Schulleitungen in Lampertheim waren am Dienstag bereits übereingekommen, dass die Bildungseinrichtungen aufgrund der Wetterbedingungen mittwochs geschlossen bleiben. Landrat Christian Engelhardt hatte angeregt, den Unterricht - wenn möglich - als Distanzunterricht stattfinden zu lassen.

Notbetreuung für Grundschüler

„Wir haben nach unserer Entscheidung dann gleich die Eltern benachrichtigt“, erklärte Schillerschulleiterin Annette Wunder-Schönung im Gespräch mit dieser Redaktion. Eine Notbetreuung hatte die Grundschule ebenfalls organisiert, die von zehn Kindern besucht wurde.

Fröhliche Mädchen und Jungen tönten unterdessen beim Spielen und Toben in der Kita Neuschloß. Von den 57 Kindern, die normalerweise in die Tagesstätte kommen, wurden wegen des Wetters nur drei entschuldigt. Einige Eltern hätten sich positiv überrascht darüber gezeigt, dass die Einrichtung geöffnet war, sagte Robin Vollhardt, stellvertretender Pressesprecher der Stadt.

„Ich bin um 7 Uhr nach Hüttenfeld zur Arbeit gefahren, da war noch kein Glatteis, Regen oder Schneefall“, berichtete Janina Israel, Controllerin bei der Firma Parker Hannifin. Auch ihre Kollegin Jeanette Neher war gekommen, einige andere Angestellte hingegen hatten Urlaub eingereicht oder Homeoffice angemeldet. „Schauen wir mal, was noch kommt“, blickte Neher auf die Wetterlage.

Sabrina Mohr, Leiterin des Familienzentrums, kam in den frühen Morgenstunden ebenfalls noch gut mit dem Auto von Biblis in die Spargelstadt. Als gegen 9.30 Uhr der Niederschlag und damit verstärkt Glätte einsetzte, machte sie sich wieder auf den Heimweg.

Bereits eine Stunde danach war es auf der Tangente zwischen Wehrzollhaus und Bobstadt zu einem Unfall gekommen. „Glücklicherweise ohne Verletzte“, hieß es da vonseiten der Polizei.

Es sollte der einzige Unfall bis zum Abend auf Lampertheimer Gemarkung bleiben. Die Leute seien entweder nicht oder sehr umsichtig gefahren. „Es ist im Ried nicht mehr passiert als an einem ganz normalen Arbeitstag“, so ein Beamter.

„Man sieht wenig Fußgänger. Und wenn, laufen sie vorsichtig“, hatte Brigitte Scholz beobachtet, die in der Stadtmitte zu Hause ist. „Wer heute nicht unbedingt raus muss, bleibt zu Hause“, meinte auch Seniorin Erika Kögel. Dennoch hatte sie Besuch von einer Mitarbeiterin der Diakoniestation, die betonte: „In meinen 32 Arbeitsjahren gab es noch keinen Tag, an dem ich die Patienten im Stich gelassen habe.“

„Sicherheit geht vor“, sagte Miriam Horlé, Chefin des gleichnamigen Geschäfts für Mode, Haushalts- und Geschenkwaren. Trotzdem seien einige Leute unterwegs, schilderte die Geschäftsfrau. Das bestätigte auch Beate Schwarz, Filialleiterin in der Bäckerei Görtz gleich um die Ecke. Verkauf und Café seien in den Vormittagsstunden gut besucht gewesen.

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Derweil konnte eine Polizeistreife einem älteren Ehepaar helfen, das wegen der Glätte nach dem Einkauf nicht mehr nach Hause kam. Nachdem die beiden vergeblich versucht hatten, ein Taxi zu bestellen und auch an der Bushaltestelle kein Bus erschien, brachten die Ordnungshüter das Paar im Streifenwagen sicher nach Hause.

Busunternehmer Martin Müller, der normalerweise die lokalen Linien im Ried mit 30 Bussen pro Tag bedient, musste am Mittwoch sein Angebot einschränken. „Wir können nur auf den Hauptstraßen fahren - auf den Nebenstraßen keine Chance“, sagte er.

Dabei war das Team der Technischen Betriebsdienste seit dem Morgen mit 65 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Einsatz - mit Trupps, die von Hand streuten, sowie mit zwei Unimogs, einem Großschlepper und zwei Kleinschleppern, die Salz und Sole ausbrachten.

„Der Winterdienst arbeitet auf Hochtouren. Doch kaum ist gestreut, regnet es wieder drauf, und die Wirkung lässt nach“, erklärte Bauhof-Leiterin Sabine Vilgis. „Es ist eine wirkliche Ausnahmesituation, die nicht zu unterschätzen ist. Die Menschen sollten vernünftig sein und - wenn irgendmöglich - nicht rausgehen“, mahnte sie.

Bis zum Abend viermal gestreut

Bis zum frühen Abend hatten die Technischen Betriebsdienste viermal die Hauptrouten in der Kernstadt und in den Stadtteilen gestreut. Dann endete ihre Schicht. „Eine Pause ist wichtig, denn ab 4 Uhr müssen die Mitarbeiter am Donnerstagmorgen erneut raus“, so Vilgis.

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