Unterhaltung

Kabarett mit Lachgarantie –ZwiBuR begeistert mit „Verwählt“

Der Hüttenfelder Theaterverein ZwiBuR begeistert mit seinem Kabarattprogramm „Verwählt“ und trifft den Nerv der Zeit.

Von 
Ronald Ehret
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Bodo Ehret (r.) und Jürgen Rudolph bei ihrem Parkbanksketch. © Ronald Ehret

Lampertheim. Der Hüttenfelder Theaterverein ZwiBuR hat es wieder getan: Mit einem feinen Gespür für gesellschaftliche wie lokale Schräglagen präsentierte sich das Ensemble erneut als Garant für ein rundum gelungenes Kabarettprogramm. Das Foyer des Bürgerhauses war an diesem Abend bis zum Platzen gefüllt und die Stimmung unter den Zuschauerinnen und Zuschauern ausgezeichnet.

Der Titel der diesjährigen Produktion: „Verwählt“. Ein doppeldeutiges Wortspiel, das angesichts jüngster Wahlzyklen in Politik, Gesellschaft und dem täglichen Leben mehrdeutig verstanden werden durfte – und genau diese Ambivalenz machten sich die ZwiBurianer zunutze.

Ein neuer Eingangssong von Ralf Ehret leitete das Publikum nicht nur musikalisch ein, sondern stimmte direkt auf das zentrale Thema des Abends ein. Durch das abwechslungsreiche Programm führte wie gewohnt Bodo Ehret als charismatischer „Konfronteur“, der mit seiner unnachahmlichen Mischung aus Charme, Ironie und souveränem Timing den roten Faden hielt.

Erster Höhepunkt: Das ZwiBuR-typische Nachrichtensatire-Format

Ein erster inhaltlicher Höhepunkt war wie in den Vorjahren das ZwiBuR-typische Nachrichtensatire-Format, diesmal präsentiert von Malena und Alexandra Plenert. Lokales und Globales wurde hier gleichermaßen pointiert und durch den Kakao gezogen: So bewarb sich etwa „Kanzler Merz“ nach der Wahlniederlage um das Bürgermeisteramt in Lampertheim – mit der Hoffnung, diesmal den ersten Wahlgang zu schaffen. Die Zuschauer lachten herzlich über diesen satirischen Perspektivwechsel.

Ein weiterer Publikumsliebling durfte natürlich nicht fehlen: Die legendäre Parkbank-Szene mit Bodo Ehret und Jürgen Rudolph, die inzwischen Kultstatus genießt. Diesmal begab sich Bodo mitsamt seinem störrischen Hund Beppo zum Psychiater. Ehe-Alltag thematisierten Manuela und Ronald Ehret – nicht nur auf der Bühne ein Paar – mit liebevoller Selbstironie, in der sich viele Paare wiedererkannten

Nicht fehlen durfte die „grün-weiße Stange“, ein Dauerbrenner mit Ronald Ehret und Jürgen Rudolph, der diesmal unter anderem das Übermaß an Anglizismen im Fußball und die sprachliche Verwirrung auf und neben dem Spielfeld aufs Korn.

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Auffällig war, wie stark der Name Ehret das Bühnenbild dominierte – in Hüttenfeld kaum überraschend. Doch auch das Sketch-Duo Ralf und Ulrike Ehret überzeugte auf ganzer Linie. Mit einem klugen Vergleich zwischen behördlicher Trägheit und wirtschaftlicher Realität nahmen sie die deutsche Verwaltung auf die Schippe.

Ein weiterer Höhepunkt war der Sketch rund um das Familienministerium: Dane und Bruno Ehret sowie Pia Rendl zeigten mit feinem Gespür für absurde Alltagssituationen, wie man bürokratische Vorteile bereits vor der Geburt eines Kindes für sich beanspruchen kann – satirisch überspitzt, aber nah an der Realität.

Besonders erfreulich war die starke Präsenz der jungen Generation im Ensemble. Robin Wroblewski, Malena Plenert, Kim und Pia Rendl und Dane Ehret brachten moderne Themen wie Digitalisierung, soziale Medien und Telemedizin auf die Bühne. Der Sketch zum „digitalen Jugendraum“ etwa traf den Nerv der Zeit: Statt live auf der Bühne zu agieren, zeigten die jungen Darsteller ein satirisches Video, in dem auch Hüttenfelder Geschäftsleute in Nebenrollen glänzten. Diese ungewöhnliche Mischung aus digitalem Format und lokalem Bezug sorgte für große Heiterkeit.

Nicht minder erfolgreich: die Parodie auf medizinische Handy-Apps durch Malena, Robin und Undine Ihrig, die mit viel Spielfreude zeigten, dass nicht jeder technische Fortschritt ein echter Fortschritt ist.

Heike Ehret (l.) und Undine Ihrig zeigten sich sportlich topfit. © Ronald Ehret

Ein komödiantisches Highlight war die Nummer von Heike Ehret und Undine Ihrig, die sportlich-absurde Bewegungsformen wie „Slow Jogging“ und „Couch horsing“ präsentierten. In einer mitreißenden Mischung aus Satire und Körperkomik demonstrierten sie, wie absurd der moderne Fitnesswahn manchmal wirkt.

Für eine überraschende Wendung sorgte Undine Ihrig dann in ihrer Solonummer: Als Jungfrau Maria drapiert, nahm sie mit messerscharfem Witz die katholische Kirche ins Visier – ein mutiger Auftritt, der für viele Lacher, aber auch nachdenkliche Gesichter sorgte.

Zum Finale hin wird es in einem Sketch politisch

Zum Finale hin wurde es politisch: Ein gemeinsamer Sketch von Robin und Alexander Krauth sowie den Ehrets Ralf, Ulrike und Heike thematisierte die Herausforderungen und Widersprüche der Ampel-Koalition. In einer überzeichneten, aber zugespitzten Darstellung wurde deutlich, wie unübersichtlich und manchmal auch hilflos aktuelle politische Entscheidungsprozesse wirken.

Undine Ihrig als Jungfrau Maria nahm sich die katholische Kirche vor. © Ronald Ehret

Ein weiteres Highlight des Abends war einmal mehr Bruno Ehret mit seinem „Zeitungsmotzer“. Inzwischen von der Zeitung aufs Smartphone umgestiegen, ließ er es sich nicht nehmen, via „Zwitscher-App“ aktuelle Schlagzeilen bissig zu kommentieren. Seine spöttischen Beobachtungen zu Politik, Medien und Gesellschaft gipfelten wie gewohnt in einem musikalischen Schluss, der das Publikum zum Mitsummen und Schmunzeln brachte.

Ein verbindendes Element war der sich durch das gesamte Programm ziehende Running Gag rund um das Missverständnis des „Verwählens“ – sei es am Telefon, an der Wahlurne oder im täglichen Leben. Diese Klammer hielt den Abend nicht nur dramaturgisch zusammen, sondern verlieh dem Programm eine zusätzliche Tiefe. Die ZwiBurianer haben es einmal mehr geschafft, Humor mit Haltung zu verbinden.

Freier Autor

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