Bildung

In der Lampertheimer Schillerschule bleibt's eng

Die Raumnot an der Lampertheimer Schillerschule ist groß, aber auch im neuen Schuljahr wird sich daran nichts ändern. Der dringend erwartete Erweiterungsbau lässt weiter auf sich warten

Von 
Susanne Wassmuth-Gumbel
Lesedauer: 
Für die Anforderungen moderner Pädagogik fehlt der Schillerschule in ihrem historischen Schulhaus der Platz. Der Kreis favorisiert einen Erweiterungsbau dort, wo das Parkhaus (rechts im Bild) steht. © Berno Nix

Lampertheim. An der Lampertheimer Schillerschule geht es im neuen Schuljahr weiter wie bisher. „Es wurde nichts renoviert oder anderweitig gemacht in den Ferien. Wir bleiben dreizügig und haben im Kollegium weder Ab- noch Zugänge zu verzeichnen“, sagt Schulleiterin Annette Wunder-Schönung im Gespräch mit dieser Redaktion.

Dass sich nichts verändert, heißt aber nicht, dass alles gut ist. Im Gegenteil: Schon seit Jahren leidet die Grundschule im Herzen der Stadt unter enormem Platzmangel. „Wir haben keine Räume, um zu differenzieren oder Kinder einzeln oder in kleineren Gruppen zu beschulen. Es ist räumlich sehr schwierig, den Ansprüchen an eine moderne Pädagogik gerecht zu werden“, sagt Wunder-Schönung. Seit langem beklagt sie die beengten Verhältnisse, mit denen sie und ihr Lehrerteam versuchen, so gut wie möglich zurechtzukommen. „Da braucht es oft viel Kreativität.“

Die Notwendigkeit eines Erweiterungsbaus sieht auch der Kreis Bergstraße als Schulträger. Dort ist das Problem seit langem bekannt. Doch dem Kreis fehlt das Gelände für einen Erweiterungsbau. Seit einigen Jahren bemüht er sich um die Fläche, auf der heute noch das Parkhaus Domgasse steht (wir haben mehrfach berichtet). Dieses würde Landrat Christian Engelhardt (CDU) am liebsten heute als morgen abreißen, um dort einen Neubau zu errichten: eine moderne Schulturnhalle mit Klassenzimmern oben drüber.

Parkhaus gehört der Stadt Lampertheim

Doch das Parkhaus gehört der Stadt und der Volksbank Darmstadt-Südhessen. Und die hat einem vom Kreis vorgeschlagenen und auch von der Stadt gewollten Gebäude- und Flächentausch bisher nicht zugestimmt. Angedacht war, dass der Kreis das Parkhaus bekommt und die Stadt dafür die Sedanhalle und die Alte Schule in Hofheim erhält. Allerdings hatten Kreis und Stadt bei den ersten Absprachen die Rechnung ohne die Volksbank gemacht, die Miteigentümer des Parkhauses ist (wir haben berichtet).

Der Vorstand der Volksbank unterstützt das Vorhaben prinzipiell, verweist aber auf Nachfrage erneut darauf, dass sich aus dem Deal „für unsere Mitarbeitenden, die Kundinnen und Kunden, sowie die Bank keine Nachteile ergeben“ dürfen.

Konkret bedeutet das, dass sie für den Miteigentumsanteil am Parkhaus die Zahlung eines adäquaten Kaufpreises verlangt und dass die Zahl der Stellplätze, die die Bank nachweisen muss - 51 seien hier bauaufsichtsrechtlich vorgesehen - weiterhin zur Verfügung stehen müssten. „Zu diesen beiden Punkten sind wir aktuell in Abstimmung mit der Stadt Lampertheim und dem Kreis Bergstraße“, heißt es in der Antwort der Volksbank.

Frage über Parkplätze für Volksbank in Lampertheim

Das bestätigt auch Landrat Engelhardt im Gespräch mit dem „Südhessen Morgen“. „Ein Erhalt der Parkplätze macht wirtschaftlich keinen Sinn“, sagt der CDU-Politiker und erteilt der Idee, dass unter dem Neubau eine Tiefgarage erhalten bleiben könnte, eine Absage.

Entsprechende Prüfungen vor allem der Statik hätten ergeben, dass ein Überbau der bestehenden Tiefgarage nicht so möglich, wie er nötig und wünschenswert wäre. Deswegen favorisiert der Kreis den Abriss des Parkhauses und einen Neubau auf neuem Fundament. Alles andere würde zu teuer.

Wo dann aber die Volksbank-Kunden und -Mitarbeiter parken könnten, weiß keiner - weder die Volksbank, der Landrat noch Bürgermeister Gottfried Störmer (parteilos). „Wir brauchen diesen Parkraum. Wenn nicht dort, dann an anderer Stelle“, sagt Störmer auf Anfrage. Prinzipiell sähen alle Beteiligten die dringende Notwendigkeit, der Schillerschule mehr Platz zu verschaffen - doch einigen können sich die drei Parteien offenbar nicht. Noch im Juli sollte es ein weiteres Gespräch geben, doch offenbar hat es bisher nicht stattgefunden.

Schülerzahlen in Lampertheim steigen weiter an

Schulleiterin Wunder-Schönung hat sich vorgenommen, das Thema gelassener zu sehen. „Wir arrangieren uns mit den Möglichkeiten, die wir haben“, sagt sie und klingt dabei doch resigniert. Gerne würde sie mit ihrem Kollegium anders, moderner unterrichten - im Interesse der Kinder. Doch der mangelnde Platz lasse das oft nicht zu.

Und die Schülerzahlen steigen auch an der Schillerschule weiterhin, obwohl der Kreis die Grenzen der Schulbezirke leicht verschoben hat und einige Straßenzüge jetzt der Pestalozzischule zugeordnet sind. Im neuen Schuljahr 2023/24 besuchen 330 Mädchen und Jungen die Schillerschule in 15 Klassen.

Mehr zum Thema

Bildung

Lampertheimer Pestalozzischule bekommt zusätzliche Räume

Veröffentlicht
Von
Susanne Wassmuth-Gumbel
Mehr erfahren
Bildung

Interesse an Ganztagsklassen an Lampertheimer ADS steigt

Veröffentlicht
Von
Susanne Wassmuth-Gumbel
Mehr erfahren
Neubau (mit Fotostrecke)

Schillerschule in Bürstadt bietet bald Platz für neues Lernen

Veröffentlicht
Von
Sandra Bollmann
Mehr erfahren

Das sind je drei Klassen in den vier Jahrgängen, eine Sprachintensivklasse, eine Vorklasse und ein Vorlaufkurs mit 30 Kindern. Die Prognosen des Kreises gehen von weiteren Zuwächsen aus, für das Schuljahr 2027/28 rechnet der Kreis mit 17 Klassen an der Schillerschule. Wo die dann unterrichtet werden sollen, weiß Annette Wunder-Schönung nicht.

Das neue Schuljahr startet für die Kinder der zweiten, dritten und vierten Klasse am Montag, 4. September, um 8 Uhr. Die Abc-Schützen werden am Dienstag, 5. September, in drei Gruppen auf dem Schulhof willkommen geheißen: die 1a um 9 Uhr, die 1c um 9.30 Uhr und die 1b um 10 Uhr. Die Begrüßung der Vorklassen-Kinder findet um 8.30 Uhr statt.

Redaktion Susanne Wassmuth-Gumbel ist stellvertretende Teamleiterin des Südhessen Morgen.

Copyright © 2025 Südhessen Morgen