Neubau

Schillerschule in Bürstadt bietet bald Platz für neues Lernen

Die Rohbauarbeiten sind schnell vorangeschritten, im September sollen Wände und Decken stehen: Beim Rundgang erläutern Landrat Christian Engelhardt und Architekt Klaus Klinger die Details

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Sandra Bollmann
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So soll der Neubau der Schillerschule aussehen: Der Eingangsbereich mit großzügigem Forum verbindet den Nord- und den Ostflügel. © Klinger-Brückmann

Bürstadt. Kleine Wasserfälle plätschern wie in einer Tropfsteinhöhle durchs Gebäude, überall lauern ausufernde Pfützen. Landrat Christian Engelhardt spürt gar ein wenig Endzeitstimmung bei Rundgang im Dauerregen, so düster und ungemütlich präsentiert sich der Rohbau der Schillerschule. Allerdings soll es hier bald ganz anders aussehen: Hell, freundlich und gemütlich plant das Büro Klinger und Brückmann den Grundschulneubau. „Die Kinder sollen sich geborgen fühlen“, erläutert Architekt Klaus Klinger.

Jacke aufhängen, die Straßenschuhe gegen gemütliche Pantoffeln tauschen - und dann rein in den Schultag, mit allem, was so dazu gehört. Jeder Jahrgang bekommt künftig seinen eigenen Bereich. „Und den brauchen die Kinder eigentlich die ganze Zeit nicht mehr verlassen“, beschreibt Klinger das neue Konzept.

Bautrupps arbeiten trotz starkem Regen

Zu den Pausen geht es bei schönem Wetter natürlich auch in Zukunft raus auf den Schulhof. Aber bei so einem Schmuddelwetter wie zurzeit könnten die Jungen und Mädchen einfach in ihrem Stockwerk bleiben, ausspannen, spielen und sich bewegen. Platz ist genug, wie bei der Ortsbegehung schnell deutlich wird.

Bildung

Schillerschule Bürstadt: Rundgang durch die Baustelle

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Trotz heftiger Schauer arbeiten die Bautrupps ununterbrochen weiter. Gerade liefert ein riesiger Laster eine Deckenplatte an. Dennoch haben die Arbeiter den Weg frei gemacht für die Besucher. Und es gibt einiges zu sehen. Wir gehen über den Hof zum Nordflügel, der an die Siegfriedstraße grenzt. Zwar fehlt hier noch das Dach, aber trotzdem hat der Rohbau seine endgültige Höhe bereits erreicht.

Beim Ostflügel - zuvor Domizil von Schulleitung und Verwaltung - fehlt noch das gesamte oberste Stockwerk. Da, wo sich die beiden Gebäudeteile treffen, entsteht der Eingangsbereich. Eine Glaskonstruktion überspannt hier künftig ein großzügiges Forum und lässt zwar viel Licht, aber dank ausgeklügelter Technik nicht zu viel Hitze hindurch.

Der alte Baum bleibt stehen

„Die Proportionen stimmen“, ist Klaus Klinger zufrieden. Die neue Schillerschule wird kaum höher sein als die Wohnbebauung in der Nachbarschaft, der Hof wirkt immer noch weitläufig, trotz der vielen Baugerüste ringsum. Auch der ausladende Baum neben der Mensa steht noch. „Darauf haben wir großen Wert gelegt“, sagt der Architekt.

Im ersten Obergeschoss des Nordflügels ist dann deutlich zu sehen, wie viel Platz den Schillerschülern demnächst offen steht. Ein Stockwerk - oder Cluster - ist jeweils für einen kompletten Jahrgang reserviert. Wir nehmen die Treppe ganz außen und passieren mehrere Rinnsale, die an uns vorbeifließen. Von hier aus geht’s ins Innere - vielleicht zu den künftigen Erstklässlern? Noch ist nicht festgelegt, welcher Jahrgang hier einzieht. In der Mitte des Trakts sind bereits die Wände für Lehrerstützpunkt, Toiletten und andere Funktionsräume eingezogen. Drei Klassenzimmer sind an der Hofseite angeordnet, drei weitere in Richtung Siegfriedstraße.

Über den Dächern von Bürstadt: Architekt Klaus Klinger erklärt Landrat Christian Engelhardt (vorn) beim Rundgang durch den Rohbau die Details. © Berno Nix

Ein Stückchen weiter hinten ist viel Raum für zusätzliche Arbeitsplätze, aber auch Sitzgelegenheiten zum Entspannen. Eine offene Lernlandschaft soll hier auch entstehen, um Hausaufgaben zu erledigen oder sich mit Freunden auszutauschen. Lehrkräfte können mit einzelnen Schülern besonders herausfordernde Themen durchsprechen. Und auch für Gruppenarbeit ist die Fläche groß genug. Hier im ersten Stock grenzt eine breite Fensterfront den Bereich zum Forum ab. Eine weitere Treppe führt dann wieder hinunter zum Haupteingang.

Immer zwei Cluster sind in den beiden Gebäudeteilen untergebracht, jeweils eins im ersten und im zweiten Obergeschoss. Damit haben alle Jahrgänge ihr eigenes Stockwerk. Aus Feuerschutzgründen ist jeder Trakt mit zwei getrennten Treppenhäusern ausgestattet. Auch einen Aufzug gibt es im neuen Forum, so dass alles Räume barrierefrei zu erreichen sind.

Ins Erdgeschoss zieht die Betreuung ein - mit direktem Zugang zum Hof. Und auch die Mensa gegenüber ist schnell zu erreichen. Verwaltung und Schulleitung bekommen ihre Büros dann ebenfalls im Erdgeschoss.

Im September könnte der Rohbau fertig werden. „Das Richtfest ist in Sicht“, kündigt Johannes Kühn vom Kreis-Eigenbetrieb Gebäudewirtschaft an. „Wir sind sogar schneller dran, als geplant“, freut sich Landrat Engelhardt.

Einzug im Sommer 2025

Bisher sei alles wie am Schnürchen gelaufen. Bei all den Gewerken und der Logistik, die dahinterstecke, keine Selbstverständlichkeit. Dennoch dauert es bis zu den Sommerferien 2025, bis die Gebäude einzugsbereit sind. „Die Rohbauarbeiten lassen sich ja sehr gut verfolgen“, weiß Engelhardt. Was sich im Inneren abspielt, sei allerdings kaum zu sehen. Das könne dann durchaus so wirken, als würde sich alles endlos hinziehen.

Um die umfangreiche Technik für die neue, moderne Schule einzubauen, samt Heizung, Leitungen, Belüftung und etliches mehr, brauche es seine Zeit, bestätigt auch Architekt Klinger. Wie die neue Schillerschule künftig aussehen soll, kann er allerdings schon zeigen. Sein Büro hat etliche Bilder konzipiert, die Ansichten von innen und außen darstellen. Farben und Möbel wählen Schule und Kreis zusammen aus.

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Jutta Fellbaum
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Fest steht: Es wird eine helle Klinkerfassade geben - eigentlich eher ungewöhnlich. Aber Kühn und auch Klinger sind von dem nachhaltigen und umweltfreundlichen Baustoff überzeugt: Eine Fassade aus diesen Steinelementen hält Jahrzehnte, ohne dass sie Pflege braucht. „Das sehen sie auch am Bürstädter Bürgerhaus“, zieht der Architekt den Vergleich. Allerdings wurden hier rote Klinker verwendet, die Schillerschule erhält sandfarbene mit etwas lebhafterer Färbung.

Wie die Fenster aussehen, können sich Passanten selbst anschauen: Gleich neben dem Eingang zur Baustelle steht ein Musterexemplar. Die gelben Akzente sind genau auf die neue Fassade abgestimmt. Und auch ein großer Schriftzug liegt schon parat: „Schillerschule“ soll in weithin sichtbaren Lettern über dem Haupteingang zu lesen sein.

Dann ist zumindest der erste Bauabschnitt geschafft. Der zweite soll direkt im Anschluss angegangen werden: Auch die westlichen Gebäude auf dem Schulgelände werden abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Die Baustelle bleibt der Schillerschule also noch etliche Jahre erhalten. Der Regen endet hoffentlich in den nächsten Tagen.

Idee aus Skandinavien

Das Konzept der Cluster-Schule wird in Finnland und anderen skandinavischen Ländern bereits erfolgreich praktiziert. Wie Analysen zeigen, hat die Architektur einen ausschlaggebeneden Anteil am Lernerfolg.

Jede Jahrgangsstufe hat ihr eigenes Cluster - mit Klassenzimmern, aber auch Lernlandschaften und Differenzierungsräumen, eigenem Sanitärbereich, Lehrerstützpunkt und Funktionsräumen. sbo

Redaktion Redakteurin "Südhessen Morgen", Schwerpunkt Bürstadt

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