Schriesheim/Ladenburg. Nach der zweijährigen Coronapause darf dieses Silvester wieder geböllert werden. Doch eine wachsende Mehrheit lehnt laut einer aktuellen Umfrage das Spektakel aus vielerlei Gründen ab. Denn abgesehen davon, dass Raketen, Knaller und Co. Tonnen von Müll hinterlassen, verursachen sie Feinstaub und bedeuten - vor allem für Tiere - großen Lärm. Beim Abbrennen von Feuerwerken kommt es leider immer wieder ebenso zu Unfällen. „Hände, Augen und Ohren sind besonders gefährdet“, warnt beispielsweise die Stadt Ladenburg vor Leichtsinn.
Warum das Zünden bestimmter Feuerwerkskörper, die nur Erwachsene kaufen dürfen, in den Altstädten von Schriesheim und Ladenburg sogar verboten ist, haben wir die Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehren gefragt. Grundlage ist das Landes-Sprengstoffgesetz. Es untersagt den Gebrauch der klassischen Krachmacher in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Kinder- und Altersheimen sowie „besonders brandempfindlichen Gebäuden“ wie Fachwerkhäusern.
„Das Problem ist, dass sich Raketen nicht steuern lassen und es in der Altstadt viele Häuser mit Fachwerk aus leicht brennbarem Holz gibt, die - meistens von außen unsichtbar - auch noch miteinander verbunden sind“, erklärt Pascal Löffelhardt als Chef der Brandschützer in der Römerstadt. Das bedeute, dass im Ernstfall ein Feuer in sowieso eng bebauten Altstädten leichter auf Nachbargebäude übergreifen könne als bei modernen Häusern.
Gefährdung für die Statik
Bauartbedingt ergeben sich weitere Probleme: „Lehmdecken saugen sich mit Löschwasser voll und geben nach“, führt Löffelhardt aus. Dadurch werde die Statik instabil und der Brand noch unberechenbarer. Ein größeres Feuer in der Altstadt ist für Fachleute ein Alptraumszenario: „Wir hoffen, dass so etwas nie passiert“, sagt Löffelhardt. Im Mai 2017 war ein Elektroheizungsbrand in der Altstadt gerade noch glimpflich abgelaufen. Zwar bereiten sich die Feuerwehren auf vieles vor, so gut es geht. Dazu gehören neben Übungen auch Probebefahrungen.
Doch immer wieder zeigt sich dabei, dass rücksichtlos geparkte Autos die Zufahrt der Löschfahrzeuge zumindest stark behindern. „Wir brauchen eine Durchfahrtsbreite von 3,05 Metern und entsprechende Kurvenradien, damit wir nicht steckenbleiben“, macht Löffelhardt auf einen weiteren Aspekt des Problems aufmerksam.
Dass in Altstädten nicht gezündelt werden darf, verdeutlicht auch Löffelhardts Kollege Oliver Scherer. Seit 18 Jahren Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Schriesheim, hofft Scherer, dass sich das Böllern im historischen Stadtkern wie in den Vorjahren „eher in Grenzen hält und nicht zu viel Nachholbedarf besteht“. Im Gegensatz zu früheren Zeiten regele inzwischen flächendeckend die Landesverordnung zum Sprengstoffgesetz, was an Silvester geht und was nicht.
Die betreffenden Kommunen müssen also keine Extra-Bestimmungen mehr erlassen. Die in den Altstädten verbotenen Artikel der Kategorie 2 sind ausschließlich zur Verwendung im Freien vorgesehen, dürfen erst ab 18 und allein in der Silvesternacht verwendet werden. Überall erlaubt ist dagegen sogenanntes Kleinstfeuerwerk der Kategorie 1 wie Knallerbsen, Bodenwirbel und Wunderkerzen, die ab dem zwölften Lebensjahr frei erwerblich sind.
Viele sensible Bereiche
Die entscheidende, wenn auch rein rhetorische Frage für Scherer und Löffelhardt lautet freilich: „Wer kontrolliert’s?“ Die Polizei könne dies nämlich nicht leisten. Es sei an die Vernunft der Menschen zu appellieren. Beide Kommandanten raten dringend dazu, sich an das Verbot im Altstadtbereich zu halten und jederzeit verantwortungsvoll mit Feuerwerk umzugehen. „Aber auch außerhalb der Altstadt ist zum Beispiel in der Nähe von Holzscheunen Vorsicht geboten“, sagt Scherer.
Er erinnert sich außerdem an einen Großbrand vor einigen Jahren, als sich trockenes Gestrüpp im Bereich der Strahlenburg wegen eines Feuerwerks entzündet hatte. Bei Trockenheit und Wind sei die Brandgefahr erhöht. Doch will Scherer, der an Silvester in Schriesheim auch Einsatzleiter vom Dienst ist, den sprichwörtlichen Teufel nicht an die Wand malen: „In den letzten Jahren hat sich zum Glück alles im Rahmen gehalten, und wir hoffen natürlich, dass es auch so bleibt.“
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar (mit Video-Umfrage) Silvester in Mannheim: Lasst es krachen - aber sicher!