Plage

Warum Nil- und Kanadagänse in Ladenburg zum Problem werden

Von 
Peter Jaschke
Lesedauer: 
Verschiedene Wildgans-Arten äsen auf einem Feld in Ladenburg. © Peter Jaschke

Ladenburg. „Was machen wir mit den Nilgänsen?“ Auf seine rhetorische Frage gibt sich SPD-Stadtrat Gerhard Kleinböck in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats der Stadt Ladenburg gleich selbst die Antwort: Aufgrund der deutlich sichtbaren Zunahme dieser massenhaft eingewanderten Tierart auf Neckarwiese und Feldern „müssen wir etwas machen“. Bei Bürgermeister Stefan Schmutz rennt er offene Türen: „Klar ist, dass wir ein exponentielles Wachstum haben.“

Füttern der Gänse in Ladenburg verboten

Zum Hintergrund: Vielerorts verdrecken ursprünglich nicht einheimische Wildgänse mit ihrem Kot Spazierwege, Liegewiesen, Schwimmbäder und Badeseen. Vor allem Kanada- und Nilgänse vermehren sich stark, verdrängen andere Arten und ärgern auch Landwirte. Der Naturschutzbund (Nabu) schätzt die Problematik dagegen eher gering ein. Der „Mannheimer Morgen“ beleuchtete das Phänomen mehrfach: „Behörden tun sich schwer“, titelte diese Redaktion 2016 erstmals. Seitdem vergrößern sich die Populationen zusehends.

Das Problem liegt laut Schmutz nach wie vor bei der Zuständigkeit: Es handele sich eigentlich um eine ganzheitliche Aufgabe auf der Ebene des Landes und des Regierungspräsidiums. Die invasiven Arten verbreiteten sich von Norden her entlang der Flussläufe. „Zugespitzt könnte man sagen: Wenn die Gänse Stuttgart erreichen, wird das Problem bewusster“, sagte Schmutz. Laut einem Artikel der Badischen Zeitung von 2019 tummelten sich zumindest Nilgänse jedoch schon damals in der Landeshauptstadt. Dort drohen beim wiederholten Füttern empfindliche Strafen. Auch in Ladenburg ist das Füttern von Wasservögeln schon länger verboten.

Mehr zum Thema

Ladenburg

Große Spende für Ort der Menschenrechte

Veröffentlicht
Von
Peter Jaschke
Mehr erfahren
Ladenburg

Werbung für die Perspektive des Bibers

Veröffentlicht
Von
Peter Jaschke
Mehr erfahren

Kommentar Bei Sicherheit und Sauberkeit hat die Stadt eine Vorbildfunktion

Veröffentlicht
Kommentar von
Thorsten Langscheid
Mehr erfahren

Allenfalls Symptombekämpfung

Als man das Thema vor zwei Jahren in Ladenburg diskutiert habe, erinnert sich Schmutz, hätten sich „zwei Ministerien in der Bewertung konträr gegenüber gestanden“. Dennoch habe die Stadt eine Ausnahmegenehmigung in Form einer Gatterbejagung erwirkt. „Das hat dazu geführt, dass wir zwar die Erlaubnis hatten, aber dem Regierungspräsidium vorher bekannt geben sollten, wo wir das Gatter aufstellen wollen - und da hätten wir ja die Gänse fragen müssen, was natürlich nicht möglich war“, so Schmutz. Fazit: „Es ist uns unmöglich, diese Vögel effektiv zu bekämpfen, denn wir müssen dazu ganze Reihen von Genehmigungen einholen, und sobald wir die haben, sind die Gänse schon wieder weg.“ Ohne Unterstützung durch das Land sei allenfalls eine Symptombekämpfung machbar.

Auf den Einwand von Günter Bläß (CDU), dass in anderen Kommunen Gänse geschossen würden, antwortete Schmutz: „Dazu müssen Jäger bereit sein, und man kann nicht auf freier Flur Gänse jagen, wenn nebenan ein Feld- und Wanderweg verläuft.“ Im öffentlichen Bereich wie auf der Neckarwiese sei dies unmöglich. Außerdem sei eine Bejagung auf diese Weise nur Symptombekämpfung, weil die Vermehrung um ein Vielfaches höher sei als die Erfolge.

Dies bestätigte CDU-Stadtrat Karl Meng als Jäger: „Wir bejagen Nilgänse, wo es uns möglich ist, aber es werden trotzdem immer mehr, und wir wissen auch nicht, wie das weitergehen soll.“ Der Nabu schreibt: „Wir werden uns mit dieser zunehmend häufigeren Vogelart arrangieren müssen.“

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen