Herr Schmutz, warum wollen Sie Bürgermeister von Ladenburg bleiben?
Stefan Schmutz: Ich habe in den vergangenen acht Jahren vieles gemeinsam mit Verwaltung, Gemeinderat und Bürgern angestoßen und Weichen für die Zukunft gestellt. Jetzt geht es darum, das Begonnene weiterzuführen. Die nächsten acht Jahre werden anspruchsvoll und ich mache keine halben Sachen. Deshalb stelle ich mich der Verantwortung und werbe noch einmal um das Vertrauen von Bürgerinnen und Bürgern.
Die Umstände sind schwierig. Kommunen haben wenig Spielräume, viele Bürgerinnen und Bürger sind unzufrieden. Weltweit ist der Populismus auf dem Vormarsch. Das Amt des Bürgermeisters ist da sehr aufwendig.
Schmutz: Das ist richtig, aber deswegen ist es für mich umso wichtiger, mich der Verantwortung zu stellen. Wir bekommen das hin, es ist halt nur nicht so einfach. Mit Blick auf den Populismus kann man sagen: Der wirkt in Kommunen nicht so gut, denn hier wird es konkret. Hier kann man den Leuten nicht einfach irgendetwas erzählen, sie wollen Ergebnisse sehen.
Sie führen Wahlkampf, arbeiten aber gleichzeitig als Bürgermeister. Wie gehen Sie mit dieser Doppelbelastung um?
Schmutz: Gerade die Zeit im vergangenen November und Dezember war mit vielen Terminen gefüllt. Das ist schon kräftezehrend, wird aber aufgewogen durch die schönen Momente - zum Beispiel, wenn man positive Rückmeldungen bekommt.
Sie haben bereits vor Ihrem Bürgermeisteramt lange Zeit in Verwaltungen gearbeitet - ein Vorteil gegenüber Ihrem Mitbewerber?
Schmutz: Seit Beginn meines Berufslebens arbeite ich in Verwaltungen, mal in Mannheim, mal im Landtag in Stuttgart oder eben in Ladenburg. Ich bin mit den Entscheidungsprozessen vertraut, weiß um die Möglichkeiten und gesetzlichen Grenzen und bin gut vernetzt. Geholfen haben mir auch die unterschiedlichen Perspektiven. Ich kenne das Leben als befristet und prekär beschäftigter Sachbearbeiter, habe in Mannheim und Stuttgart aber auch große Entscheidungsprozesse in der Bildungspolitik mitgestalten können. Ob mir das und die acht Jahre als Bürgermeister einen Vorteil verschafft, müssen am Ende die Wählerinnen und Wähler entscheiden.
Stichwort Klimaschutz: Es warten große Aufgaben, der Planet erwärmt sich schnell. Aber die Möglichkeiten der Kommunen sind begrenzt, Projekte brauchen oftmals sehr lange. Wie können Sie da Tempo reinbringen?
Schmutz: Der Austausch zwischen Kommunen und dem Gesetzgeber ist wichtig. Manche Gesetze sind jedoch nicht zu Ende gedacht. Bezogen auf Ladenburg haben wir eine Situation, die Hoffnung macht, die Klimaziele überhaupt zu erreichen: zum Beispiel einen kompakten Siedlungskörper nah am Fluss, das Potenzial der Geothermie, eine aufgeklärte und aktive Bürgerschaft.
Was sind die Stärken von Ladenburg?
Schmutz: Ladenburg ist eine traumhafte Stadt, die sich in den vergangenen Jahrzehnten in eine herausragende Ausgangssituation gebracht hat. Angefangen bei meinen Vorgängern, die aus der Altstadt ein Identifikationsmerkmal geschaffen haben. Durch das Grünprojekt entstand eine ganz besondere Atmosphäre am Fluss. In meiner Amtszeit haben wir Schulden abbauen und zugleich Rekordinvestitionen tätigen können. Ladenburg ist hochattraktiv. Denken sie an das bürgerschaftliche Engagement und wie viele Veranstaltungen davon getragen werden. Es macht einfach Spaß, für diese Stadt zu brennen.
Was muss in den kommenden acht Jahren noch angegangen werden?
Schmutz: Ich möchte vieles weiter oder zu Ende zu führen, was in den vergangenen acht Jahren angestoßen wurde. Ab 2026 gilt ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule. Den müssen wir umsetzen. Die kommunale Wärmeplanung wird uns beschäftigen, da sie aufzeigt, wie wir in Zukunft klimafreundlich heizen könnten. Die Entwicklung des ABB-Geländes gilt es ab 2030 schrittweise anzugehen. Außerdem denke ich an Projekte wie den aktuell laufenden Bau der Dreifeldsporthalle oder die Sanierung des Freibads.
Stefan Schmutz
- Alter: 47
- Beruf: Bürgermeister
- Ausbildung: Studium der Politik- und Erziehungswissenschaften
- Ehrenamt/Vereine: AWO Ortsverein Ladenburg, Fördervereine Freibad, städtische Musikschule, Garangoverein, Heimatbund, Ladenburg Int.Akt, Liederkranz
- Partei: SPD
- Homepage: www.stefan-schmutz.de
- Mail: post@stefan-schmutz.de
Wenn wir beim ABB-Gelände sind: Was wünschen Sie sich konkret für diese Fläche?
Schmutz: Die Fläche muss einen Mehrwert für die ganze Stadt bieten. Zwei Beispiele: Die Zahl der Älteren steigt, das können wir bei der Entwicklung der Wohnformen berücksichtigen, genauso wie den Wunsch nach einer Kultur- und Veranstaltungsstätte. Außerdem geht es darum, den Ladenburger Osten und Western mehr miteinander zu verbinden, Flächen effizient für Wohnraum, Arbeit und Soziales zu nutzen und gleichzeitig Orte zu schaffen, an denen sich Menschen treffen und gerne aufhalten. Ganz wichtig: Wir sind und bleiben eine Kleinstadt. Diese Konversion darf uns daher nicht überfordern.
Wieso wurde dafür eine Stadtentwicklungsgesellschaft gegründet? Sie musste Schulden aufnehmen, um das Gelände zu erwerben.
Schmutz: Hätten wir dies nicht gemacht, wäre der Kauf gescheitert. Außerdem gibt es ja einen Gegenwert, unter anderem das Grundstück und die Gebäude darauf. Aber richtig ist, die Stadtentwicklungsgesellschaft hat den Auftrag die Flächen zu entwickeln und dabei wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben.

Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.
Kommen wir zurück zum kommunalen Haushalt. Die Finanzlage ist schwierig. Soll Ladenburg für Investitionen in die Zukunft Schulden aufnehmen?
Schmutz: Wir haben acht Jahre Schulden abgebaut. Jetzt haben wir keine andere Wahl als Kredite aufzunehmen, wir haben Millionenprojekte vor der Brust, die wir nicht aus den Rücklagen stemmen können.
Die Altstadt ist ein Schatz von Ladenburg, sie steht aber auch unter Druck, wenn man an Leerstände, Sanierungen und Aufenthaltsqualität denkt. Wie soll hier die Zukunft aussehen?
Schmutz: Die Altstadt ist für uns identitätsstiftend. Ihre Entwicklung dürfen wir nicht dem Zufall überlassen. Wir müssen mit einem Nahwärmenetz dafür sorgen, dass die Altstadt im Zuge der nötigen Energiewende bewohnbar bleibt. Wir werden uns für ein Sanierungsgebiet bewerben, um diesen Prozess mit Fördermitteln finanziell zu unterstützen. Ich will auch die Lebendigkeit der Altstadt bewahren. Der Generationenwechsel im Einzelhandel kann hier neue Chancen bieten. Eine gute Zukunft gibt es nur mit einem Konzept, das von Einzelhandel, Gastronomie, Anwohnern, Eigentümern und Verwaltung gemeinsam getragen wird. Keine einfache Aufgabe, aber der Erfolg ist für uns zentral.
Und wie wäre es mit einer autofreien Altstadt?
Schmutz: Ich würde sagen „weniger Autos“. Wir müssen über eine Lösung sprechen, in der es mehr Aufenthaltsqualität für Fußgängerinnen und Fußgänger gibt. Mit verkehrspolitischen Dogmen kommen wir aber nicht weit, sondern wir brauchen ein realistisches Ziel.
Bereits im Wahlkampf 2017 war die zentrale Schulmensa ein Thema. Acht Jahre später steht sie immer noch nicht, genauso wenig ein Datum für den Baubeginn. Warum dauert das so lange?
Schmutz: Ich verstehe den Wunsch und den Nachdruck der Eltern. Ich selbst habe an dem Konzept mitgearbeitet. Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg sind nur zwei Gründe für die Verzögerung. Hinzu kommen klamme Kassen und fehlende Zuschüsse. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie sind nun aber da, und wir stellen sie dieser Tage der Elterninitiative vor.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ladenburg_artikel,-ladenburg-warum-der-ladenburger-buergermeister-schmutz-wieder-antritt-_arid,2280265.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ladenburg.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html