Zu den größten Erfolgen des Ladenburger Jugendgemeinderats (JGR) in den vergangenen Jahren zählen die Pumptrack-Anlage an der Skaterbahn und die Calisthenics-Anlage fürs Training im Freien am Bleiche-Spielplatz. Die Jugendvertreter hatten sich für ihre Wünsche eingesetzt und sogar Spenden eingeworben. Man könnte also sagen: Mitmachen lohnt sich. Deshalb will die aktuell gewählte Jugendvertretung herausfinden, was Gleichaltrige auf dem Herzen haben und „Möglichkeiten bieten, an Projekten mitzuarbeiten“, wie es bei der 1. Zukunftskonferenz „You.Gend 2024“ im Jugendzentrum „Kiste“ heißt.
Jugendgemeinderat fungiert als Sprachrohr in den Gemeinderat
„Wir verstehen uns als Sprachrohr, um das, was uns an Wünschen und Ideen herangetragen wird, gegenüber Gemeinderat und Bürgermeister zu vertreten, und deshalb gilt: Wenn ihr was habt, sprecht uns an“, sagt Victor Lehrian vom JGR, den an diesem Abend außerdem Isabel Bach, Adriana Sciacca, Isabella Stahl und Havin Polat vertreten. „Uns geht uns darum, den JGR zu unterstützen“, fügt Dominik Alt hinzu. Der Leiter des pädagogischen „Kiste“-Teams betreut zugleich die JGR-Geschäftsstelle im Haus neben dem Veranstaltungsraum Pflastermühle, wo sich an diesem frühen Abend nach und nach einige Jugendliche einfinden, darunter die beiden Schülersprecher und die ehemalige Unterstufensprecherin der Merian-Realschulschule.
„Das ist immer so bei einem offenen Angebot zu einer untypischen Uhrzeit“, erklärt Alt zufrieden und betont: „Ich freue mich wirklich, auch wenn wir eine recht kleine Runde sind.“ Er, „Kiste“-Mitarbeiterin Theresa Neuberger und JGR Lehrian moderieren den in mehrfacher Hinsicht bemerkenswerten Abend. Denn die überwiegend unter 18-Jährigen beteiligen sich nicht nur zumeist ernsthaft an der Ideensammlung und der darauffolgenden Diskussionsrunde. Sie erfahren zugleich, wie vielschichtig die Dinge oft liegen und dass Entscheidungen in demokratischen Gremien langwierig sein können.
„Wir wollen überlegen, was machbar ist und wie wir was Tolles auf die Beine stellen können, um Eure Zukunft in der Stadt zu gestalten“, bringt Alt das Ziel von „You.Gend 2024“ auf den Punkt. Dazu zählt am Ende nicht etwa, die Filiale einer der populären Fastfoodketten in die Römerstadt zu bringen, was sich mehrere Jugendliche wünschen würden und seit Jahren ein Dauerbrenner ist. Chancen hätten dagegen wohl öffentliche Wasserspender, ein kleines Fußballfeld, Grill- und Filmabende, eine „Chill-Hütte“ oder ein Raum zum Mieten für größere private Feiern. Diese Vorschläge hatten die Teilnehmenden eingangs jedenfalls auf Zetteln mitgeteilt.
Die Ergebnisse einer älteren JGR-Umfrage an Schulen stellt Lehrian vor: „Stark durchgekommen ist dabei der Wunsch nach Veranstaltungen und Partys und ebenso der Hinweis, dass es an Räumen für private Feste fehlt.“ Zur damals gemachten Anregung, die Container am Pumptrack künstlerisch zu verzieren, kann Alt ebenso überraschend wie zur Freude der Jugendlichen eine Neuigkeit präsentieren: „Dort sollen Bänke zum Chillen reinkommen, und es wird bald ein Graffitiprojekt mit Jugendlichen gestartet.“
Als interessierter Zuhörer verrät Bürgermeister Stefan Schmutz, dass es sich lohnen könne, Engagement für eine vertretbare Sache zu zeigen: „Jeder Wunsch der Jugend, der über den Jugendgemeinderat an den Gemeinderat herangetragen wird, hat einen besonderen Stellenwert.“ Da er wissen wolle, was die Jugend beschäftige, sei er an diesem Abend „da um zuzuhören“. Auf die direkte Frage eines Jungen, ob die Wiese am Carl-Benz-Gymnasium für eine zentrale Schulmensa in Frage komme, antwortet Schmutz, dass derzeit für eine Machbarkeitsstudie „alle Standorte geprüft werden, aber da steht noch nichts fest“.
Bürgermeister Schmutz verweist auf Konzept fürs Römerstadion
Auch der Wunsch nach öffentlichen Sportflächen in Ladenburg kommt zum Ausdruck. Auf Anfrage eines Jugendlichen erklärt Schmutz, dass das vor der Umsetzung stehende Zukunftskonzept fürs Römerstadion eine teilöffentliche Nutzung vorsehe, und sagt: „Das dauert noch, aber euren Wunsch nach einem öffentlichen Volleyballfeld nehme ich mit.“ Mit der 1. Zukunftskonferenz ist Alt zufrieden - trotz der letztlich überschaubaren Teilnehmendenzahl: „Wir leben in einer Konsumgesellschaft, und man darf nicht vergessen, dass es viele Angebote in der Umgebung gibt.“
Doch auf sein Tagespublikum sei stets Verlass: Stolze 30 bis 40 Jugendliche zwischen elf und 16 Jahren kämen täglich in die „Kiste“. Fast alle fahren mit ins Sommercamp, das sich an die Survival-Reality-Show „7 vs. Wild“ anlehnt. Alt sagt: „Wir gehen seit unserem gut besuchten Tag der offenen Tür im vergangenen Jahr einfach mal andere Wege.“ Die Konferenz „You.Gend“ gehört jetzt wohl dazu.
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