Von Peter Jaschke
Rund zwei Meter messen die überlebensgroßen Fotoporträts von Luigi Toscano. Abgebildet sind Überlebende. Seit 2014 trifft und porträtiert der deutsch-italienische Fotokünstler aus Mannheim weltweit Menschen, die die nationalsozialistische Verfolgung überlebt haben. Mehr als 400 dieser Begegnungen gab es bereits. Der dafür mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Toscano weiß, dass es noch mehr werden, doch läuft ihm die Zeit davon: „In nicht allzu ferner Zukunft wird es keine lebenden Zeitzeugen mehr geben.“ Deshalb hat Toscano vor zehn Jahren das multimediale Erinnerungsprojekt „Gegen das Vergessen“ gestartet. Ab Samstag, 8. Juni, ist es zu Gast in Ladenburg.
Auf dem gemeinsamen Schulhof zwischen Carl-Benz-Gymnasium (CBG), Merian-Realschule (MRS) und Werkrealschule Unterer Neckar (WRS) erinnern Bilder von Holocaustüberlebenden an deren Geschichte. Organisiert haben diese Ausstellung im öffentlichen Raum Schüler aus unterschiedlichen Klassenstufen aus allen drei genannten Schulen. An mehreren Tagen hatte sich das eigens dazu gebildete Komitee getroffen und dafür von den jeweiligen Schulleitungen auch unterrichtsfreie Zeit zur Verfügung bekommen. Jeder durfte mitmachen.
Drei Schulen sind näher zusammengerückt
„So sind auch die drei Schulen enger zusammengerückt“, findet Johanna Heggemann. Die Sprecherin der Schülerinitiative besucht die zehnte Klasse, engagiert sich in der Schülermitverantwortung (SMV) am CBG und schreibt im Mailinterview mit dem „MM“: „Mir persönlich bedeutet das Projekt sehr viel, da ich mich sehr für Geschichte begeistere und es sehr wichtig ist, dass wir die Vergangenheit nicht vergessen und dass so etwas Furchtbares wie der Holocaust niemals wieder geschehen kann.“
Für Heggemann und das interschulische Team handelt es sich um „ein ganz besonderes und wertvolles Projekt“, an dem so viele gearbeitet haben. Alle Beteiligten dürfen stolz darauf sein, dass es gelungen ist. „Ich freue mich wirklich, dass wir die Möglichkeit hatten, uns so hautnah mit den unglaublichen Geschichten dieser Menschen beschäftigen zu können“, teilt Johanna Heggemann mit. Eröffnet wird die Freiluftausstellung am Sonntagnachmittag, 9. Juni, um 15 Uhr in der Ladenburger Lobdengauhalle. Bei der Vernissage sollen Zeitzeugen zu Wort kommen. Außerdem äußern sich auch beteiligte Schülerinnen und Schüler.
Unabhängig davon ist bereits am Dienstag, 28. Mai, um 18 Uhr der Holocaust-Überlebende Albrecht Weinberg zu Gast im Ladenburger Domhof (Hauptstraße 9). Der 99-jährige Zeitzeuge hat ab 1943 drei Konzentrationslager und Todesmärsche überlebt. Seine Erinnerungen hat er mit dem Journalisten Nicolas Büchse aufgeschrieben. Der Spiegel-Bestseller, aus dem auch gelesen wird, heißt: „Damit die Erinnerung nicht verblasst wie die Nummer auf meinem Arm: Eine wahre Geschichte vom Holocaust, dem Überleben und einem Versprechen, das die Zeit überdauert.“
Bürgermeister Schmutz empfindet diesen Besuch gleichermaßen als „besondere Ehre sowie Auftrag, damit sich Geschichte nicht wiederholt“. Der Eintritt ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Einlass ist ab 17.30 Uhr. Der Historiker Jürgen Zieher vom Arbeitskreis Jüdische Geschichte Ladenburg moderiert die Veranstaltung.
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