Anteilnahme

Tödlicher Brand in Ladenburg: Die ganze Region zeigt Herz

Der tödliche Brand in Ladenburg ist mehr als einen Monat her. Ein Mädchen verlor ihre Mutter und ihren Halbbbruder. Derzeit läuft eine Spendenaktion, die Geld für die Grundschülerin sammelt - und das sehr erfolgreich

Von 
Peter Jaschke
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Sechs Wochen nach dem tödlichen Brand im Dachgeschoss: Die Schäden am und im ganzen Haus sind wohl bald behoben, die inneren Verletzungen bei Betroffenen heilen nur langsam. © Peter Jaschke

Ladenburg. Mehr als 2500 Menschen in Ladenburg und der ganzen Region haben großes Herz gezeigt: Mehr als 100 000 Euro sind inzwischen bei einer besonderen Spendenaktion zusammengekommen. Kommt doch dieses Geld, das treuhänderisch verwaltet wird, der Zukunft der Ladenburger Grundschülerin zugute, die den tödlichen Brand am 3. Januar als einzige ihrer im Dachgeschoss wohnenden Familie überlebt hatte. Für Mutter (47) und Halbbruder (22) war jede Hilfe zu spät gekommen.

„Jede Spende zählt gleichermaßen und jeder Spenderin und jedem Spender gebührt unser Respekt“, betont Klaus Kalinski zum aktuellen Stand. Der Rechtsanwalt hatte die Spendenkampagne auf der Internetplattform GoFundMe am 11. Januar gestartet, weil einer seiner Söhne mit dem ums Leben gekommenen 22-Jährigen befreundet war.

Bürgermeister dankt Spendern

„Die Hilfs- und Spendenbereitschaft ist enorm und die Marke von mehr als 100 000 Euro hierfür ein eindrücklicher Beleg“, erklärt Bürgermeister Stefan Schmutz auf „MM“-Anfrage. Sein Dank gelte allen Spenderinnen und Spendern und insbesondere Kalinski, der die private Aktion initiiert habe. Inzwischen haben die Bestattung mit Trauerfeier und - zu einem späteren Zeitpunkt - auch eine öffentliche Gedenkfeier stattgefunden. Das Haus und die in Mitleidenschaft gezogenen Wohnungen werden weiter renoviert. Vor dem Gebäude steht derzeit unter anderem das Fahrzeug einer Firma, die Brand- und Wasserschäden saniert.

Um auch alle weiteren Betroffenen „bestmöglich zu unterstützen“, hatte die Stadt Ladenburg im Januar ihrerseits einen weiteren Spendenaufruf gestartet. Auf diesem Konto sind nach Auskunft von Rathaussprecherin Nicole Hoffmann bis Mittwochmittag knapp 16 400 Euro eingegangen. Noch bis 29. Februar können Geldspenden unter Angabe des Verwendungszwecks „Spende Brand Bahndamm“ einbezahlt werden auf das Konto der Stadt Ladenburg bei der Sparkasse Rhein Neckar Nord (IBAN DE09 6705 0505 0066 0001 92).

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„Das Geld wird in gleichen Teilen den Bewohnern des Hauses zur Verfügung gestellt“, erklärt Hoffmann. Die Verwaltung stehe in Kontakt mit den Betroffenen und leiste „bei Bedarf Unterstützung“. Als das Feuer am frühen Morgen ausgebrochen war, hatten sich - einschließlich eines Besuchers - sieben Menschen im Haus befunden. Das Gebäude ist derzeit nicht bewohnbar.

Gutachten zur Brandursache steht noch aus

Zur Brandursache kann die Staatsanwaltschaft Mannheim nichts mitteilen: „Das schriftliche Ergebnis liegt weiterhin noch nicht vor“, antwortet die zuständige Pressesprecherin auf „MM“-Anfrage am Dienstagabend. Es sei jedoch „generell durchaus üblich, dass es mehrere Wochen bis Monate dauert, bis ein schriftliches Gutachten zur Brandursache vorliegt“. Da das erwartete Gutachten der Experten der Kriminalpolizei Teil der Ermittlungen sei, seien diese daher auch noch nicht abgeschlossen. Die zwischenzeitlich erfolgte Freigabe der Wohnungen durch die Staatsanwaltschaft habe damit nichts zu tun.

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Bald wird von außen am Haus wohl nichts mehr zu sehen sein. Doch innere Verletzungen bei Menschen heilen nur langsam. Vom Mädchen ganz abgesehen, das nun in einem anderen Viertel wohnt, wollen beziehungsweise können aus seelischen Gründen nicht alle Betroffenen wieder in ihre frühere Wohnung einziehen. Die Erinnerung an das tragische Unglück und das Entsetzen darüber sitzen wohl tief. „Meine Tochter ist im selben Alter, und ich will - man kann es nicht ansatzweise - mir dieses unfassbare Leid des kleinen Mädchens gar nicht vorstellen“, schreibt ein Spender auf der Kampagnenseite im Internet (https://bit.ly/3NYOZ0N).

Tochter der verstorbenen Frau soll finanziell unterstützt werden

Wie wohl alle weiteren, die zwischen zehn Euro und - in fünf größtenteils anonymen Fällen - jeweils 1000 Euro überwiesen haben, wünscht er der Grundschülerin „viel Kraft, Stärke, Mut, Zuversicht und Hoffnung, sowie ein Umfeld, das sie behutsam verarbeiten und trauern lässt“. Von Letzterem ist auszugehen: Teilt doch der Anwalt öffentlich mit, dass sein Team derzeit damit beschäftigt sei, „mit Fachleuten zu klären, welche Hilfen Anna zeitnah braucht und wie diese schnellstmöglich umgesetzt werden können“.

Gegenüber dem „MM“ hatte Kalinski kurz nach dem Start der Kampagne versichert, dass das Kind „gut versorgt“ sei. Die Patentante mache das großartig. Die eingegangenen Spenden ermöglichten es, das Mädchen auch zukünftig finanziell zu unterstützen - „egal, ob in der Schule, in der Freizeit, in Therapien, die nicht von Kostenträgern übernommen werden, oder auch bei der irgendwann anstehenden Ausbildung“.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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