Ladenburg. Der Dachstuhlbrand, der am 3. Januar in Ladenburg zwei Todesopfer gefordert hat, bewegt die Menschen in der Stadt weiterhin. Etliche kannten die 47-jährige Frau und ihren 22-jährigen Sohn. Viele nehmen Anteil am Unglück und sind in Gedanken beim einzigen überlebenden Familienmitglied, einer Grundschülerin. Sie war bereits in Sicherheit bei ihrer Patentante, die im selben Haus wohnte, als die Feuerwehr eintraf.
Vor diesem Hintergrund hat eine Ladenburger Familie am Donnerstagabend eine Spendenkampagne für das Mädchen gestartet. Der Spendenaufruf ist höchst erfolgreich: Innerhalb von 24 Stunden sind bereits knapp 70.000 Euro zusammengekommen (Stand Freitagabend). Die Summe steigt rapide an und könnte die 100.000 möglicherweise erreichen. „Wir sind mehr als überwältigt von Eurer Hilfsbereitschaft“, schreibt der Ladenburger Rechtsanwalt Klaus Kalinski, der die Kampagne ins Leben gerufen hatte. Einer seiner Söhne habe durch den tödlichen Dachstuhlbrand einen seiner besten Freunde verloren. „Und wir wollen helfen“, heißt es in dem Aufruf bei GoFundMe, einer Internetplattform für Spendenaktionen (Hier geht´s zum Aufruf: https://bit.ly/3NYOZ0N).
„Wir möchten dem Mädchen gemeinsam helfen, die Dinge anzuschaffen, die ein Kind und später ein Teenager auf dem Weg zum Erwachsenwerden benötigt“, erklärt Kalinski die Motivation seiner Familie. Mit bewegenden Worten, die sich über soziale Medien rasch verbreiten, wendet sich der Hilfsappell an die Gemeinschaft: Das Mädchen habe durch den Brand alles verloren. Ein Teil der Spenden werde dringend für eine Grabstätte für die beiden Brandopfer benötigt. Und: Das Mädchen müsse einen Ort zur Trauerbewältigung bekommen.
Stadt unterstützt Aufruf
Bereits wenige Stunden später ist die „Grabstätte ist längst gesichert“. Kalinski schreibt: „Mit allen darüber hinaus gehenden Zuwendungen werden wir zunächst notwendige Dinge, die bei dem Brand vernichtet wurden, ersetzen.“ Weitere Spenden würden es ermöglichen, das Kind auch zukünftig finanziell zu unterstützen - „egal ob in der Schule, in der Freizeit, in Therapien, die nicht von Kostenträgern übernommen werden, oder auch bei der irgendwann anstehenden Ausbildung.“
Anwalt Kalinski, der mit seiner juristischen Fachkompetenz für Seriosität steht, teilt auf „MM“-Anfrage mit, dass das Kind versorgt sei. Die Pflegemutter und Patentante mache das großartig. Es gebe auch eine psychologische Betreuung. Das Spendenkonto verwalte er treuhänderisch. Schon früh habe sich Bürgermeister Stefan Schmutz an ihn gewendet. Er selbst habe Schmutz dann um Stillschweigen gebeten, bis alles Rechtliche geklärt sei. Die Stadt, mit der er eng zusammenarbeite, habe eine Soforthilfe geleistet. Die Resonanz auf die Spendenkampagne sei „überwältigend“.
Die Stadt Ladenburg unterstützt den privaten Spendenaufruf „für das hinterbliebene Kind, das bei dem Brand zwei Familienmitglieder verloren hat.“ Am Freitag teilt Rathaussprecherin Nicole Hoffmann ebenso mit, dass das Haus aufgrund des Brandes derzeit unbewohnbar sei. „Um alle Betroffenen, mit denen die Stadtverwaltung im engen Austausch steht, bestmöglich zu unterstützen, hat die Stadt Ladenburg ein Spendenkonto eingerichtet“, schreibt Hoffmann. Geldspenden können ab sofort bis zum 29. Februar 2024 unter Angabe des Verwendungszwecks „Spende Brand Bahndamm“ einbezahlt werden bei der Sparkasse Rhein Neckar Nord auf das Konto der Stadt Ladenburg (Konto-Nr.: IBAN DE09 6705 0505 0066 0001 92).
Sieben Personen befanden sich beim Brandausbruch im Haus
Bereits ab dem Unglückstag am vorvergangenen Mittwoch standen Mitarbeitende der Stadtverwaltung in engem Kontakt mit allen Betroffenen und versorgten diese „mit allem Notwendigen“, hieß es in den Tagen zuvor. Als das Feuer ausbrach, befanden sich im Haus sieben Personen, darunter ein Gast. Über die Bürger-App wurde bsilang darum gebeten, „von privaten Aufrufen und Geldsammlungen abzusehen, auch wenn diese in guter Absicht geschehen“.
Der Mannheimer Morgen auf WhatsApp
Auf unserem WhatsApp-Kanal informieren wir über die wichtigsten Nachrichten des Tages, empfehlen besonders bemerkenswerte Artikel aus Mannheim und der Region und geben coole Tipps rund um die Quadratestadt!
Jetzt unter dem Link abonnieren, um nichts mehr zu verpassen
Die Hausbewohnern dürfen ihre Wohnungen bis zur Freigabe des polizeilich beschlagnahmten Gebäudes nicht betreten, da die Brandursache noch zu ermitteln ist. Dazu äußert sich die Staatsanwaltschaft Mannheim bisher noch nicht. Auf „MM“-Anfrage teilt eine Sprecherin am Dienstag mit, dass sich die Ermittlungen „aktuell am Anfang befinden“. Deshalb ließen sich derzeit auch noch „keine näheren Auskünfte“ erteilen. Weiter heißt es in der Antwort: „Wann mit dem Vorliegen weiterer Ermittlungsergebnisse zu rechnen ist, ist noch nicht absehbar.“ Die Brandursachenermittlung erfolgt prinzipiell durch Fachleute der Kriminalpolizei im Auftrag der zuständigen Staatsanwaltschaft. Gilt es doch routinemäßig in jedem Fall Brandstiftung auszuschließen.
Schwierige Ursachenermittlung
Bereits die Ermittlung des Brandherdes ist oft eine herausfordernde Aufgabe. Die Gründe für ein Feuer sind so unterschiedlich wie das Ausmaß des Brandschadens selbst. Laut einem Fachportal für Brandursachen und Prävention überwiegt die zivilrechtliche Bedeutung der Ursachenermittlung die strafrechtliche naturgemäß bei weitem, da Brandstiftung nur einen (anzahlmäßig kleinen) Bereich möglicher Brandursachen bilde.
Was tun ist, wenn jemand einen Brand entdeckt, erklärt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (www.bbk.bund.de unter „Warnung und Vorsorge“). Einen Brandherd „im Keim“ zu ersticken, sei nur ratsam, wenn dies gefahrlos möglich sei. Falls Löschversuche nicht möglich seien, sollten möglichst Fenster geschlossen und betroffene Räume verlassen werden. Nach Absetzen des Feuerwehrnotrufs 112 sollen weitere Personen in der Wohnung oder im Haus gewarnt und in Sicherheit gebracht werden. Niemand dürfe sich in Gefahr bringen, indem versucht werde, Gegenstände vor den Flammen zu retten. Zum Schutz gilt generell: Rauchwarnmelder können Lebensretter sein, vor allem nachts.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ladenburg_artikel,-ladenburg-ladenburg-spendenaufruf-nach-toedlichem-brand-fuer-hinterbliebene-und-bewohner-_arid,2165143.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/orte/ladenburg_artikel,-ladenburg-brand-in-ladenburg-fuer-mutter-und-sohn-kommt-jede-hilfe-zu-spaet-_arid,2162568.html
[2] https://bit.ly/3NYOZ0N
[3] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ladenburg.html