Schriesheim

Freiwillige Feuerwehr in Schriesheim übt den Ernstfall am Modell

Die Freiwillige Feuerwehr in Schriesheim hat neue Planübungplatten, an denen sie verschiedene Einsätze vorbereiten und üben kann. Was Planübungsplatten sind und wie die Feuerwehr zu ihnen kam

Von 
Rahel Adel
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Bernd Brand (l.) und Oliver Scherer zeigen die neuen Planübungsplatten, mit denen Einsätze bei der Feuerwehr geübt werden können. © Marcus Schwetasch

Schriesheim. Dass Bernd Brand seinen 60. Geburtstag vor vier Jahren Corona-bedingt nicht feiern konnte, hatte schließlich doch noch seine positiven Seiten. So überlegt er, was er der Freiwilligen Feuerwehr in Schriesheim, bei der er schon seit langem Mitglied ist, statt Bier und Schnitzel Gutes tun könnte, nachdem das geplante festliche Essen abgesagt werden musste. Und da kommt ihm die zündende Idee: Er möchte für die Wache sogenannte Planübungsplatten anschaffen.

Auf diesen Platten können Einsatzkräfte der Feuerwehr in kleinsten Schritten ihre Einsätze planen und üben - von der klassischen Katzenrettung aus dem Baum über einen Unfall im Branichtunnel bis hin zum simulierten Flugzeugabsturz über einem Wohngebiet. Verwendet werden die Modelle im Miniaturformat vor allem zu Schulungszwecken von den Führungskräften der Feuerwehr.

„Wir haben schon immer Planübungsplatten gewollt, aber leider sind die, wenn man sie einkauft, ziemlich teuer“, erklärt Brand. Nachdem auch Kommandant Oliver Scherer Feuer und Flamme für die Idee ist, als Brand ihm die Anschaffung vorschlägt, wendet sich dieser an einen Kollegen. Praktischerweise gibt es da nämlich einen leidenschaftlichen Modellbauer unter den Freiwilligen: Olaf Lang. Der kümmert sich um die Herstellung der Modelle. Das Erstellen von Planübungsplatten ist sehr aufwendig. Acht Monate lang und rund 300 Arbeitsstunden sitzt und tüftelt Lang in seiner Garage daran herum. Den Großteil der verwendeten Häuser und Gebäude für die Modelle kauft der 47-Jährige gebraucht im Internet. Als die Platten dann schließlich fertig sind, übergibt Brand sie an Scherer. Dieser ist über das Geschenk hocherfreut. „Wir können darauf alles ,nachspielen’. Übung macht den Meister. Für unsere Führungskräfte sind die Platten gut, denn darauf können ohne großen Aufwand die Taktiken geübt werden“, sagt er.

Drei Modelle mit verschiedenen Orten

Drei verschiedene Planübungsplatten, die Schriesheimer Örtlichkeiten nachempfunden sind, zählen jetzt zum Inventar der Freiwilligen Feuerwehr: ein Modell des Branichtunnels, ein Modell des Steinbruchs und ein Modell einer Wohnsiedlung inklusive Altstadt.

Es sind genau die Bereiche, in denen Einsätze schnell am brenzligsten werden können. Der 1800 Meter lange Tunnel ist beispielsweise bei Rauchbildung eine Herausforderung, da dieser nicht gut entweichen kann. Außerdem ist im Ernstfall die Zusammenarbeit mit anderen Feuerwehren gefordert: „Im Notfall besetzt Dossenheim das Ostportal des Tunnels“, erklärt Brand. Die Altstadt ist aufgrund der engen Gassen ebenfalls ein anspruchsvoller Einsatzort. Und auch der Steinbruch kann aufgrund des unwegsamen Geländes Probleme bereiten. „Im Steinbruch haben wir bis zu fünf Mal im Jahr einen Einsatz“, sagt Brand. Außerdem kann mit den dort platzierten Bäumen das Reagieren auf Waldbrände geübt werden.

Ein bestimmtes Muster für den Einsatz

Zu den Planübungsplatten gehören neben den Nachbildungen auch die grafische Darstellung des Ablaufplans, des Führungsvorgangs und die Gefahrenmatrix, auf der die verschiedenen Arten von möglichen Gefahren beschrieben sind. Die Einsätze laufen alle nach einem bestimmten Muster ab, das der Ablaufplan zeigt und das dann an den Platten nachgestellt wird. Dazu kommen Wochentag, Uhrzeit und Wetterlage. So werden Situationen genau simuliert, auf die die Führungskräfte dann reagieren sollen.

„Wenn nun beispielsweise Mittwoch, 11 Uhr, eingestellt ist, hat das Konsequenzen für die Planung. Da sind wahrscheinlich die meisten von uns gerade am Arbeiten, und es steht deswegen erst einmal wenig Personal zur Verfügung. Das sind alles Dinge, die in der Planung berücksichtigt werden müssen“, erklärt Kommandant Scherer.

Kleine und große Einsätze können geübt werden

Bei der Simulation der Einsätze zahlt sich auch die Flexibilität der Platten aus, die je nach Bedarf zusammengefügt werden können. „Das Modell lebt, man kann es auch erweitern“, erklärt Scherer. „Von kleinen bis großen Einsätzen ist alles möglich. Theoretisch kann man die Lage total eskalieren lassen und beispielsweise ein Flugzeug in eine Wohnsiedlung abstürzen lassen.“ In der Realität kommen solche Extremfälle glücklicherweise nur sehr selten vor. Die meisten Einsätze verzeichnet die Freiwillige Feuerwehr bei den technischen Hilfeleistungen. Aber auch die Rettung von Personen aus unwegsamem Gelände habe seit der Pandemie zugenommen.

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Und einen weiteren Vorteil bieten die neuen Modelle: Planübungsplatten werden auch bei der Ausbildung der Führungskräfte in der Landesfeuerwehrschule in Bruchsal verwendet. „Was mir am Herzen liegt: Unser Nachwuchs kommt schon mit Vorerfahrung zur Schulung“, sagt Brand. Und er kennt sich aus in dieser Hinsicht: Der heute 63-Jährige ist schon 50 Jahre bei der Freiwilligen Feuerwehr in Schriesheim und war vor der Pensionierung auch bei der Berufsfeuerwehr in Mannheim.

Nun, da es die Planübungsplatten in Schriesheim gibt, werden sie mehrmals im Jahr von den Fachkräften genutzt. Zukünftig können außerdem noch mehr verschiedene Einsätze geübt werden, denn Lang arbeitet schon an den nächsten Modellen: Diesmal sollen eine Baugrube und ein Supermarkt im Miniaturformat entstehen.

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