So klang das Konzert

„Ti Amo“ schallt bei Dieter Thomas Kuhn in Ladenburg aus 10.000 Kehlen

„Hello Again“: Schlagerbarde Dieter Thomas Kuhn und Band beschwören beim ausverkauften Open Air auf der Festwiese große Gefühle und werden begeistert gefeiert. Die „singende Föhnwelle“ ist zurück in Ladenburg

Von 
Peter Jaschke
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Gefeiert in Ladenburg: Dieter Thomas Kuhn. © Marcus Schwetasch

Ladenburg. Er hat einfach mal wieder „Hello Again“ gesagt: Dieter Thomas Kuhn gastierte zum achten Mal seit 2009 in Ladenburg. Dort war er aber schon vor sechs Jahren zuletzt. Die Fans haben seine famose Schlagershow, für die er seit Gründung seiner siebenköpfigen Band 1992 bekannt ist, also vermisst. Deshalb wohl war die Festwiese ausverkauft. „Wir haben uns mega auf diesen Auftritt gefreut, und es ist Zeit, dass wir mal wieder da sind“, sagt die „singende Föhnwelle“ vor 10 000 Menschen. Lautstark begrüßt die Menge mit Sonnenblumen und in bunter oder glitzernder 70er-Jahre-Kleidung den Träger eines grotesken Brusthaartoupets in Herzform unter dem weit aufgeknöpften Hemd.

Dieter Thomas Kuhn auf der Festwiese in Ladenburg: Zaungäste machen es sich gemütlich

Es ist deutlich voller auf der Festwiese als am Vorabend bei den Deutsch-Rappern von Deichkind. Es ist noch schwüler, und an diesem Hochsommerabend haben es sich in den angrenzenden Straßen sowie am Neckarhäuser Ufer gegenüber etliche Zaungäste zum Zuhören und großen gemeinschaftlichen Liedtitel erkennen gemütlich gemacht. Stunden vor Konzertbeginn sind alle Straßenlokale in der Altstadt von Ladenburg voll besetzt mit der friedlich-fröhlichen Anhängerschaft des 59-Jährigen, der als Thomas Kuhn in Tübingen geboren wurde.

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Wie alle aus dieser geburtenstarken Boomer-Generation wächst er mit der samstäglichen ZDF-Fernsehsendung „Hitparade“ auf, die ab 1969 ein Schnellsprecher namens Dieter Thomas Heck moderiert. Als sich Kuhn mit seinem Leib- und Magengitarrist Philipp Feldtkeller und weiteren Urmitgliedern aufmacht, die bekanntesten Schlagerhits jener Zeit flott aufgepeppt zu interpretieren, gibt sich Kuhn den Dieter als Künstlervornamen.

Ein „Festival der Liebe“ mit Dieter Thomas Kuhn - und ein Karaoke-Abend für die Fans

Und er ist heute nach elf Alben und unzähligen Auftritten in ganz Deutschland ähnlich erfolgreich wie jene legendäre ZDF-Sendung, aus der wohl die meisten im Publikum alle Lieder dieses Abends kennen. Und so ist das nach dem 1973er Hit von Jürgen Marcus „Festival der Liebe“ benannte Konzert in seinen besten Momenten und auch im besten Sinne eine Art Karaoke-Abend: Lieder wie Peter Alexanders „Die kleine Kneipe“ und Katja Ebsteins „Wunder gibt es immer wieder“ werden Textzeile für Textzeile mitgesungen.

Auch jüngere Fans, die im Jahr 2000, als die „Hitparade“ eingestellt worden war, noch Kinder sind, kennen „Der Junge mit der Mundharmonika“, einst gesungen von dem zeitweise in Mannheims Lange Rötterstraße lebenden Bernd Clüver. Und es wird klar: Diese Lieder sind Kulturgut.

Kuhn und seine Kapelle sind aber auch eine Wucht. Der Gesang: tadellos. Die Musiker: grandios. Erstaunlich gut trifft Kuhn das Timbre von Schlagerstar Udo Jürgens bei „Ich war noch niemals in New York“ (1982). Da werden die Sonnenblumen noch heftiger geschenkt. „Einmal aus allen Zwängen fliehen“, wie es im Lied heißt, danach besteht offenbar damals wie heute große Sehnsucht. Nostalgie und Wehmut werden gefeiert, aber auch große Gefühle. Das wird bei den Konzerthöhepunkten deutlich: „Es war Sommer“ (Peter Maffay) und vor allem „Ti Amo“ (Howard Carpendale), das aus 10 000 Kehlen in die Nacht schallt.

Gute Laune und Optimismus in schwierigen Zeiten

Aber auch gute Laune und Optimismus werden beschworen, wenn es etwa „Tanze Samba mit mir“ und „Glaub´ mir, ich liebe das Leben“ heißt. Zeremonienmeister Kuhn kennt den Grund: „Die Zeiten haben sich Scheiße geändert.“ Von ihm bekommen die Konzertbesucher deshalb auch Tröstliches mit auf dem Heimweg: „Der einzige Grund, warum wir hier sind, ist das, was man Liebe nennt.“ Da scheinen selbst die Sonnenblumen in den Händen ergriffen zu beben.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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