Mit ihrer Forderung nach einer zentralen Mensa wollen Eltern seit acht Jahren erreichen, dass Kinder und Jugendliche am Schulcampus in Ladenburg ein zentrales Angebot für ein gesundes Mittagessen vorfinden. Vergebens. Jetzt wird der Geduldsfaden dünner: Am Donnerstag, dem 14. landesweiten „Tag der Schulverpflegung“, haben sie gemeinsam mit Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften von Carl-Benz-Gymnasium (CBG) und Merian-Realschule (MRS) demonstriert.
Verzögerungen nicht nachvollziehbar
Für die Teilnehmenden ist „nicht nachvollziehbar, warum noch keine Zeit war, wenigstens die angekündigte Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben“, erklärt Ulrike Lulei vom CBG-Elternbeirat als Aktive des schulübergreifenden „Mensa-Teams“. Es gehe doch auch darum, Vorbereitungen für die geplante Ganztagesbetreuung an Grundschulen zu treffen. Um ihrem Wunsch Nachdruck zu verleihen, haben Kinder und Jugendliche in einer Unterrichtspause am Donnerstag an der CBG-Fassade ein rund sechs Meter langes Banner mit der Forderung „Wir wollen eine Mensa“ und vielen Unterschriften entrollt. Zusätzlich waren Plakate und Karten ausgestellt, die Dalberg-Grundschüler und Unterstufenschüler zum Thema „Warum wir eine Mensa brauchen“ gestaltet haben.
Auch für künftige Generationen
„Wir wollen, dass zukünftige Schüler ein warmes Mittagessen bekommen, wie es in vielen Nachbarländern üblich ist und nur bei uns nicht“, sagen die MRS-Schulsprecher Vanessa Lipak und Noel Pretschker. An ihrer Schule existiert derzeit ein rudimentäres Verpflegungsangebot. „Wir freuen uns sehr, dass alle Ratsfraktionen vertreten und die im Rathaus für Kinder, Jugend und Bildung zuständige Frau Melanie Zanger da sind, weil es uns sehr wichtig ist, bei diesem Thema langsam in die Pötte zu kommen“, sagt CBG-Schulsprecher Mathis Gerber auch im Namen seiner Kollegin Johanna Wüst. Bei einer weiteren Aktion saßen Schülerinnen und Schüler vor leeren Tellern im Schulhof, um zu verdeutlichen, dass es weder Aufenthaltsraum noch warmes Mittagessen gibt.
"Sanfte Mahnung"
„Wir sehen den Protest als sanfte Mahnung“, so Teamsprecherin Lulei. Viel Vorarbeit habe das Team schon mit einem Verpflegungsleitbild geleistet, doch ohne Unterstützung aus dem Rathaus komme man nicht weiter. Eigentlich hatte Bürgermeister Stefan Schmutz die Forderung nach einer Mensa im Juni 2021 gegenüber dieser Redaktion als „schlüssig und die Umsetzung als mittelfristig zu erwarten“ bezeichnet. Das Mensa-Team baute darauf, dass es bald klappt. Es ist am Donnerstag jedoch spürbar, dass daran inzwischen „erhebliche Zweifel“ bestehen.
Immer wieder vertröstet
„Wir wollen nicht in Vergessenheit geraten“, sagt Tanja Hahn als frühere DGS- und heutige CBG-Elternvertreterin. Dabei waren im Januar alle Ratsfraktionen damit einverstanden, im Haushalt 35 000 Euro für eine Machbarkeitsstudie einzustellen. Doch nach etlichen Treffen und Telefonkonferenzen tut sich aus Sicht des Mensa-Teams zu wenig. An Gründen wurde seitens der Stadt genannt: Personalengpässe erst im Rathaus und dann bei angefragten Büros, Flüchtlingsproblematik seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs und weitere Folgen sowie dringende Arbeiten zur Schulsanierung. Die Vorgeschichte reicht jedoch weiter zurück. Schon in der Amtszeit von Bürgermeister Rainer Ziegler hatte der Elternbeirat um Sandra Helmstädter, Ralf Blasek und Ingo Preuß spätestens bei der Generalsanierung des CBG-Gebäudes 2014 eine zentrale Mensa als „unerlässlich“ betrachtet.
Seit Jahren schon Thema
Wie diese Redaktion Ende Januar 2016 berichtete, legte der Gemeinderat das Projekt wegen der damals angespannten Finanzlage ebenso auf Eis wie zunächst auch die neue Sporthalle im Römerstadion, die inzwischen aber geplant wird. Die Mensa steckt weiter in der Warteschlange. Kurioser Weise war 2006 am CBG das Cafe „Bertha“ unter anderem mit Hilfe des Schulfördervereins eröffnet worden. Das Angebot wurde jedoch kaum genutzt. Im Zuge des Umbaus musste es weichen. Im November 2019 brachte CBG-Schülermutter Alba Rosa Ziliani das Thema mit einer Online-Petition an Bürgermeister und Gemeinderat wieder auf die Agenda. Dabei kamen mehr als 880 Unterschriften für die Mensa zusammen.
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