Ladenburg

Ladenburger Mehrgenerationenprojekt lockt Interessenten aus Nah und Fern

Von 
Peter Jaschke
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Dass Brigitte Stratmann aus Wuppertal bald umzieht, liegt am Mehrgenerationen-Wohnprojekt der Planungsgemeinschaft (PG) Vielfalt im Ladenburger Neubaugebiet Nordstadt-Kurzgewann. „Wir haben uns für dieses wunderbare Projekt entschieden, weil unser Sohn mit Frau in Heidelberg wohnt, und wir später mal keine entfernten Besuchsgroßeltern sein wollen“, erklärt die Nordrhein-Westfälin. So ist sie mit ihrem Mann der Vielfalt-Genossenschaft beigetreten.

Das Paar hätte bei der PG ebenso Eigentum erwerben können. Und zwei Sozialwohnungen seien auch bereits fest eingeplant, erklärt die bereits online in der PG engagierte Noch-Wuppertalerin Stratmann stolz. Dahinter steht nämlich die Idee einer „dauerhaften sowie sozial und ökologisch verantwortlichen Wohnungsversorgung“. In vier Gebäuden mit einer Nettonutzfläche von 7800 Quadratmetern sollen nicht nur Jung und Alt sowie Menschen mit und ohne Behinderung miteinander leben, sondern auch Eigentümer und Mieter. Fürs ganze Quartier entwickelt die PG obendrein ein Begegnungszentrum mit Café, für das gerade der richtige Betreiber gesucht wird, und Gesundheitshaus „La Vie“ als soziale Mitte.

„Die Idee ist, von der Hebammen- bis zur Palliativstation Praxen anzusiedeln“, erklärt Architektin Inka Drohn (Berlin). Dank einer Großtante, die im nahen Feudenheim lebte, verbindet die Planerin ähnlicher Projekte lebhafte Kindheitserinnerungen mit Ladenburg. Der Siegerentwurf ihres Büros beim PG-Architekturwettbewerb nimmt mit vor- und rückspringenden Baukörpern die Kleinteiligkeit der Altstadt auf. „Das ist für mich eine architektonische Meisterleistung“, lobt Fred Hammerschlag als aktives Mitglied, auch von Habito. Dieser Verein bringt als Gründungsgesellschafter aus seinem Mehrgenerationenhaus in Heidelberg ebenso Erfahrungen im Aufbau von inklusiven Wohnprojekten ein.

Das Dorf in der Stadt

„Es geht darum, dörfliche Strukturen in der Stadt zu verankern“, so Hammerschlag. Wie das Modell veranschaulicht, weist das V-förmige Ensemble aus vier Holz-Hybrid-Gebäuden mit drei Stockwerken und Staffelgeschoss mit der Spitze zur Altstadt. Auf der Ostseite sind Vorgärten zu sehen, die von Maisonettewohnungen aus nutzbar sind. Die beiden südlichen Baukörper sind auf der Innenseite über einen Laubengang verbunden, was das Gemeinschaftsgefühl unterstreicht. Die Bewohner aller Häuser nutzen Gemeinschaftsräume an der Piazza. Der Platz grenzt an den verkehrsberuhigten Grünen Boulevard, der das neue Stadtgebiet mit dem bisherigen verbindet, und an die evangelische Kita für Unter-Dreijährige.

Mit einer solargeladenen Geothermieanlage wird „so energieeffizient wie möglich“ gebaut. Für Spitzenlasten im Winter dient das Nahwärmenetz. Das Vielfalt-Konzept lockt bereits deutschlandweit Interessenten an: „Mit 45 Prozent haben wir schon eine enorm hohe Belegungsrate, die mit jeder Kosten- und Planpräzisierung weiter steigt“, sagt Hammerschlag. Noch steht der Grundstückskauf bevor. Der Baubeginn wurde auf das erste Quartal 2023 verschoben. Der Grund: Lieferengpässe und Preissteigerungen wie noch nie in den letzten 30 Jahren. „Wir gehen davon aus, mit unserer Kalkulation auf der sicheren Seite zu stehen“, sagt Architektin Drohn.

„Wir tun uns wegen gestiegener Kosten jedoch schwer, alle Bevölkerungsschichten mitzunehmen, was eine ursprüngliche Idee war“, räumt Hammerschlag ein. Es gebe „Leute, die sich das nicht mehr leisten können, aber das wäre wahrscheinlich bei einem anderen Projekt genauso“, meint Hammerschlag. Dennoch versuche man „mit aller Kraft hinzubekommen, dass nachher weniger Porsche Cayennes in der Tiefgarage stehen als Fahrräder und normale Fahrzeuge“.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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