Ladenburg. Annika Breitwieser und ihr Mann sind beide in Vollzeit berufstätig – und sie haben ein Problem: Ihr bald dreijähriger Sohn bekommt fürs kommende Kindergartenjahr voraussichtlich keinen Platz. Wie den Breitwiesers geht es in Ladenburg 100 Elternpaaren oder Alleinerziehenden, wie Bürgermeister Stefan Schmutz auf Anfrage dieser Redaktion mitteilt. Annika Breitwieser will das nicht hinnehmen und hat auf der Internetplattform change.org eine Petition gestartet, auf der sie innerhalb weniger Tage an die 500 Unterschriften sammelte.
„Ich möchte nicht nur meckern, sondern etwas tun, auch damit die betroffenen Familien nicht alleine dastehen“, erklärt Breitwieser. Bei ihr hat sich viel Frust aufgestaut. „Von der Stadt bekommt man keinerlei Info, wie nun weiter verfahren wird, und wir Eltern haben nicht das Gefühl, dass sich überhaupt bemüht wird, Lösungen zu finden“, schreibt sie dem „MM“.
Die betroffenen Familien seien „sauer, verzweifelt und fühlen sich teils ohnmächtig“, so ihr Eindruck. Mit ihrer Petition will die Initiatorin die „Dringlichkeit des Themas“ betonen. Viele Zuschriften bestärken sie darin. „Ohne einen Kindergartenplatz um die Ecke ist die Berufstätigkeit beider Elternteile im jetzigen Umfang nicht mehr stemmbar“, hinterlässt etwa die dreifache Ladenburger Mutter Hannah Prokesch auf der Beschwerdeseite (https://bit.ly/42ftLjN).
Verbesserung „schwer möglich“
Auch ein Gespräch mit Bürgermeister Stefan Schmutz überzeugt Annika Breitwieser und zwei weitere Mütter nicht. Sie befürchten: „Die aktuelle Platzsituation zu verbessern, ist kurzfristig schwer bis gar nicht möglich.“ Die Stadt zeige sich obendrein „nicht bemüht, die Eltern einheitlich zu informieren“. Aus ihrer Sicht „dringend zu ändern“ sei das zentrale Anmeldeverfahren der Stadt, da es nicht den tatsächlichen Bedarf der Eltern erfrage. Schmutz räumt ein, dass die Nachfrage fürs kommende Kindergartenjahr das verfügbare Angebot um 100 Plätze übersteige.
„Durch diesen Mangel kommt es zu kritischen Rückfragen, da für die Platzvergabe die Priorisierung der Einrichtung maßgeblich ist“, bestätigt Schmutz und gibt Breitweiser insofern Recht, dass „demzufolge eine Konstellation möglich ist, welche durch eine alternative Priorisierung eine Zusage ermöglicht hätte“. Deshalb sei es wichtig, so Schmutz, dass Eltern sich im Vorfeld über die jeweilige Situation in der Wunscheinrichtung informierten. Die Plätze vergebe jedoch die jeweilige Einrichtung anhand vereinbarter Kriterien. Darauf habe die Stadtverwaltung keinerlei Einfluss. Dagegen sei der Ausbau der Kinderbetreuung seit 2018 ein zentraler städtischer Aufgabenschwerpunkt.
Infoveranstaltung im Mai
Derzeit entstünden durch Neubauten in Ladenburg West (Eröffnung Mitte 2024) und in der Nordstadt (Eröffnung spätestens Frühjahr 2024) sowie durch die geplante Erweiterung des Johannes-Kindergartens der katholischen Kirchengemeinde (Eröffnung Herbst 2025) 60 zusätzliche Krippen- und weitere 80 Kindergartenplätze. In den kommenden Jahren sollen 17 Millionen Euro allein in den Ausbau fließen. Schmutz geht davon aus, dass „im Laufe des kommenden Kitajahres 65 zusätzliche Kindergarten- und zehn Krippenplätze geschaffen werden und der prognostizierte Fehlbedarf signifikant verringert wird“. Konkret bemühe sich das Rathaus um die Nachbelegung des Provisoriums Brenngässel für März 2024. Ebenso gebe es Gespräche über einen weiteren Naturkindergarten.
Schmutz kündigt für diesen Mai eine Infoveranstaltung an, um über den weiteren Ausbau zu informieren. Der Mangel resultiert nach Auskunft von Schmutz aus einer schwer planbaren Nachfrage – vorrangig durch die zeitgleiche Aufsiedlung dreier Neubaugebiete. Zusätzlich werde die Nachfrage durch geflüchtete Kinder erhöht. Leider lasse der Fachkräftemangel größere Gruppen in bestehenden Einrichtungen nicht zu. Der seit 2017 amtierende Schmutz sieht aber „auch ein planerisches Versäumnis der Vergangenheit“ als maßgeblich. Die Suche nach geeigneten Standorten sowie die Schaffung von Baurecht habe zu einem Zeitverzug geführt.
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