Rathaussprecherin Nicole Hoffmann bleibt dabei: „Gemessen an der Einwohnerzahl hat die Stadt Ladenburg Stand heute die größte Zahl an E-Ladesäulen im regionalen Vergleich.“ Unseren Leser Arno Winnewisser aus der Römerstadt ärgert es dagegen, dass die örtliche „Ladesäulen-Infrastruktur als Erfolg vermarktet“ werde. „Das ist lächerlich“, findet er. Auch die zuletzt eröffneten Ladepunkte Nummer 17 und 18 seien nur „Schnarchnasen-Säulen“ wie allen bisherigen.
Winnewisser tritt dafür ein, dass es mehr Schnellladesäulen gibt, die mindestens 50 Kilowatt oder besser noch mehr Ladeleistung bieten -und damit ein Vielfaches der in der Regel mit 22 Kilowatt ausgestatteten Standardzapfanlagen für E-Autos. Denn es gebe Fahrzeuge auf dem Markt, die ihre Batterien an Schnellladestationen innerhalb von nur 20 Minuten zu achtzig Prozent aufladen könnten, was die Anschaffung eines E-Autos attraktiver mache.
Darüber hinaus kritisiert Winnewisser, dass die Säule des Mannheimer Energieversorgers MVV am Römerstadt-Rathaus für behinderte E-Fahrzeuglenker nicht benutzbar seien, weil die Bucht zu eng sei. Er habe bei der MVV bereits eine Umbaumaßnahme eingefordert. Obendrein seien zwei Ladesäulen im Neubaugebiet Nordstadt-Kurzgewann, die seit vergangenem Jahr in Betrieb seien, bei schlechtem Wetter wegen verschmutzter Wege nicht anfahrbar.
„Ladenburg ist, was die mobile Transformation betrifft, ungenügend initiativ“, findet Winnewisser zum Thema Verkehrswende. Den Vorwürfen hält die Stadtsprecherin entgegen: „Das Fehlen einer Schnellladesäule liegt daran, dass die bisherigen Betreiber dafür noch keine Wirtschaftlichkeit gegeben sehen.“ Die jüngsten aufgestellten Ladesäulen der Hirschberger Energiegenossenschaft „Hohe Waid“ entspreche mit 22 Kilowatt aber dem Standard. Und: „Bisher hatten wir keine anderen Beschwerden diesbezüglich“, so Hoffmann. Hinsichtlich Lademöglichkeiten im öffentlichen Raum sehe sich die Stadt mit Blick auf ihre Einwohnerzahl im regionalen Vergleich „sehr gut aufgestellt“.
Eine Übersichtskarte der Bundesnetzagentur mit deutschlandweit 67 288 Normal- und 13 253 Schnellladepunkten zeigt auf, dass im Verbreitungsgebiet dieser Ausgabe neben Dossenheim nur Edingen-Neckarhausen, Hirschberg und Ilvesheim über Schnellladepunkte verfügen. Dies bestätigt auch eine Umfrage der Redaktion. Tatsächlich liegt Ladenburg mit 18 Normalladepunkten quantitativ vorne. Die Notwendigkeit, das Netz auszubauen, wird unterschiedlich bewertet. So sieht Bürgermeister Florian König in Edingen-Neckarhausen „momentan keinen erhöhten Bedarf, kurzfristig weitere Ladesäulen anzuschaffen“. Mittel- und langfristig sei eine Erweiterung des Angebots an Ladesäulen jedoch „durchaus angedacht“. Neben vier kommunalen Normalladepunkten mit 22 Kilowatt an Schloss und Sportzentrum gebe es sieben privat betriebene, darunter drei Schnellladepunkte mit je 50 Kilowatt am Kaufland.
In Heddesheim stehen drei öffentlich nutzbare Ladesäulen. Der Gemeinderat hat laut Hauptamtsleiter Julien Christof inzwischen den Auftrag für ein Mobilitätskonzept erteilt. Dessen Erarbeitung dauere noch bis Ende des Jahres. Ein Bestandteil davon sei eine künftige Konzeption für eine Ladeinfrastruktur in der Gemeinde. „Die Ergebnisse dazu werden wir abwarten, um bedarfsgerecht und zielführend vorzugehen“, so Christof. In Hirschberg gibt es acht Ladepunkte mit 22 Kilowatt und drei Schnellladesäulen. „Wir sehen auch künftig noch Bedarf und werde das Netz weiter ausbauen“, teilt Hirschbergs Hauptamtsleiter Frank Besendorfer mit.
In Ilvesheim betreibt die MVV gegenüber der Tankstelle in der Brückenstraße vier Schnellladepunkte mit jeweils 300 Kilowatt. Das ist leistungsmäßig der Spitzenreiter in der Umgebung. Ansonsten gibt es noch vier Normalladepunkte an Feuerwehrgerätehaus und Rathaus.
Die Weinstadt Schriesheim hat derzeit zwei Normalladestandorte (Theodor-Körner- und Bismarckstraße). Im Rahmen des Mobilitätskonzeptes der Stadt, das derzeit erstellt werde, sei der Bedarf an weiteren Ladesäulen im Stadtgebiet zu ermitteln, heißt es aus der Kommunikationsabteilung im Rathaus. Darüber hinaus habe der Gemeinderat die Stadtverwaltung damit beauftragt, Angebote zur Erweiterung der Ladeinfrastruktur einzuholen. Die Bauverwaltung führe derzeit Gespräche mit verschiedenen potenziellen Betreibern.
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