Neckar-Bergstraße. „Wir hoffen, dass kein Neckarwasser in die Becken läuft und wir das Freibad am Dienstag wieder öffnen können“, sagt André Rehmsmeier als Chef der technischen Abteilung im Ladenburger Rathaus. Am Sonntagvormittag steht das Hochwasser nur noch wenige Meter von der Familienrutsche entfernt. Das Beachvolleyballfeld ist bereits „abgesoffen“. Am Morgen hatte Bauhofleiter Andreas Treiber vorsichtshalber eine Chlorpumpe ausgebaut. Auch am Montag bleibt das Schwimmbad auf jeden Fall noch geschlossen.
„Es lässt sich momentan schwer voraussagen, wie es genau weitergeht, weil wir den Höhepunkt des Hochwassers erst in der Nacht auf Montag erwarten und weder wissen, was über den Fluss runterkommt noch wie viel es regnet“, sagt Vizebürgermeister Günter Bläß, der sich vor Ort einen Eindruck verschafft. Stadtoberhaupt Stefan Schmutz ist da gerade auf dem Heimweg aus Ladenburgs Kärntner Partnergemeinde Paternion, wo am Wochenende das 40. Bestehen der Städtefreundschaft gefeiert worden war. Die Eröffnung ihres Kanuverleihs am Freibad hätten sich Marius Wenzel, Benjamin Breit und Sebastian Ockenfuß anders vorgestellt: Sie können am Sonntag niemand aufs Wasser lassen, tragen es als erfahrene Wassersportler aber mit Fassung.
So schätzt die Ladenburger Feuerwehr die Situation ein
Aus Sicht der Freiwilligen Feuerwehr Ladenburg ist die „Lage bisher entspannt“, so Vizekommandant Markus Karlberger. Man verfolge stündlich die Pegelstände. Der Pferdesportverein ist nicht von Hochwasser betroffen. Allerdings sind nur wenige Wochen nach der jüngsten Überschwemmung erneut Felder entlang des Losgrabens überschwemmt worden: Baumschulchef Julian Huben habe bereits am Samstag vergeblich Biberdämme geöffnet, teilt Landwirt Steffen Linnenbach mit: „Am Sonntag ist uns und auch dem Kollegen Betz wieder alles vollgelaufen.“ Obendrein habe der Kandelbach kaum Wasser geführt und den Losgraben nicht entlastet, da der Rechen bei Schriesheim verstopft gewesen sei.
Situation in Ilvesheim: Leinpfad in Kanalsiedlung und Radweg am Altarm gesperrt
„Wir sind noch ein gutes Stückchen von einer kritischen Lage entfernt“, sagt Ilvesheims Bürgermeister Thorsten Walther. Gleichwohl handele es sich um ein deutliches Hochwasser, dem alle mit Respekt und vor allem ohne Leichtsinn begegnen sollten. Der Hundesportverein habe seinen Anlagenzaun im Überschwemmungsgebiet vorsorglich abgebaut, um Schäden zu vermeiden. Der benachbarte Bolzplatz „Spargelacker“ ist in weiten Teilen überschwemmt. Die Gemeinde hat den Leinpfad in der Kanalsiedlung und den Radweg entlang des Altarms zwischen den Chemischen Betrieben Ladenburg und Ilvesheim gesperrt.
Nach dem Pegelstand von 4,64 Meter am Sonntag sei von einem etwa zehnjährigen Hochwasser auszugehen, so Walther. Das noch bis Montagabend laufende Fischerfest sei voraussichtlich nicht davon betroffen. „Nach aktuellem Stand kann das Feuerwerk zum Abschluss stattfinden, da sind wir sehr optimistisch, aber eine finale Entscheidung ist erst am Montag möglich, weil die Lage dynamisch ist“, erklärt Walther, der mit Bauhof- und Feuerwehrleitung ständig in Verbindung steht. Es sei die erste Alarmstufe von maximal vier erreicht. Ab einem Stand von 5,20 Meter sei Stufe zwei erreicht und ein Krisenstab einzurichten. Auch hier heißt es: Am frühen Montagmorgen sei die Scheitelwelle zu erwarteten, die über alles weitere entscheide.
„Die Auswirkungen des Hochwassers sind deutlich zu sehen und zu spüren“, sagt Hannes Henn als einer der beiden Vizekommandanten der Freiwilligen Feuerwehr in Edingen-Neckarhausen. Inzwischen seien viele Wege entlang des Neckars überschwemmt. Die Gemeinde hat Flusszugänge mit Warnhinweisen versehen. Der Fährbetrieb ruht. „Die Kette der Fähre wurde bereits am Freitag abgenommen und die Fähre mit einem zusätzlichen Stahlseil gesichert“, so Henn. Dieses Stahlseil sei sonntags nachjustiert worden und der Zugang zum Fähranleger komplett gesperrt, da durch das zusätzliche Sicherungsseil „höchste Verletzungsgefahr“ bestehe. Die Feuerwehr hatte am Sonntag jedoch keine Einsätze.
Appell der Feuerwehr: „Keinesfalls selbst in Gefahr bringen“
„Wir beobachten die Lage engmaschig und stehen in engem Austausch mit der Gemeinde“, führt Henn aus und versichert: „Unser Hochwassermaterial - wie etwa Pumpen - ist gecheckt, alle Aggregate sind betankt.“ Anwohner seien informiert und wirkten gut vorbereitet. Das sei wichtig, betont Henn: „Die Strömung und die Kraft des Wassers sind enorm, Hindernisse unter Wasser sind nicht sichtbar, und eine Rettung wäre - wenn überhaupt - nur unter größtem Aufwand und höchster Gefahr für die Einsatzkräfte möglich.“ Deshalb rufe die Feuerwehr dazu auf, „sich zu informieren, Hinweise der Behörden und Einsatzkräfte zu beachten und sich auf keinen Fall selbst in Gefahr zu bringen“.
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