Hochwasser

Hochwasser in Heidelberg und im ganzen Südwesten: Scheitelpunkt in Heidelberg erreicht

Geflutete Wohngebiete und ein entgleister Zug: Der Dauerregen hinterlässt seine Spuren im Südwesten. In Heidelberg ist es der Neckar, der für überflutete Straßen sorgt

Von 
Helena Vollbrecht
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Der Neckar ist auf Höhe der historischen Altstadt von Heidelberg bei massivem Hochwasser über die Ufer getreten. © Boris Roessler

Heidelberg. Wegen des Hochwassers sind in Heidelberg weiterhin mehrere Bereiche der Altstadt überflutet, allerdings werden die Pegelstände nun voraussichtlich wieder sinken. Der Scheitelpunkt des Neckars von 5,10 Metern sei in der Nacht zum Montag erreicht worden, wie die Stadt am Vormittag mitteilte. Zuvor war die Bundesstraße 37 im Bereich der Altstadt in beide Richtungen komplett gesperrt worden. Wie lange die Sperrung bestehen bleibe, sei unklar, sagte eine Sprecherin der Stadt. Die Lage sei sehr dynamisch, Entwarnung könne noch nicht gegeben werden. Hochwasserschutzwände waren bereits am Wochenende aufgebaut worden, Evakuierungen waren den Angaben zufolge nicht notwendig gewesen.

Nur etwa alle zehn Jahre komme so ein starkes Hochwasser vor, der Normalpegel des Neckars in Heidelberg liegt normalerweise bei rund 2,2 Metern. Am Sonntagnachmittag lag der Pegel bei 4,61 Metern. Die Stadt Heidelberg rät, die Uferbereiche des Neckars zu meiden.

Hochwasser in Heidelberg hat Auswirkungen auf den Verkehr

Ab einem Pegel zwischen 4,8 bis 5 Metern wird die Ziegelhäuser Landstraße ab Hausnummer 45 voll gesperrt. Sollte dies der Fall sein, werden folgende Umleitungen eingerichtet: Der Pkw-Verkehr muss über die Ziegelhäuser Brücke fahren, der Schwerverkehr großräumig über Wilhelmsfeld das Neckartal umfahren.

Ab einem Pegel von fünf Metern wird zudem eine Überflutung der Neckarstaden erwartet, dort wird der Aufbau der mobilen Hochwasserschutzwände vorbereitet.

Stadt Heidelberg gibt Sandsäcke aus

Die Stadt Heidelberg hatte bereits am Freitag zum Schutz der Bevölkerung mehrere Maßnahmen eingeleitet und etwa Verkehrssicherungsmaßnahmen mit Umleitungen eingerichtet. Seit Samstagmittag ist aufgrund des Hochwassers zudem die B37 bei der Alten Brücke gesperrt, Umleitungen wurden eingerichtet. Auch der ÖPNV ist von den Auswirkungen der Sperrung betroffen.

Die Uferstraße in Heidelberg ist vom Neckar überflutet. © Boris Roessler/dpa

Zusätzlich bietet die Stadt Sandsäcke zur Abholung für die Bürgerschaft an exponierten Stellen wie Neckarmünzplatz, Große Mantelgasse und am Krahnenplatz an. Diese sind frei zugänglich und können bei Bedarf genutzt werden.

Nach heftigen Regenfällen kämpfen die Einsatzkräfte in ganz Baden-Württemberg weiter gegen die Wassermassen. Menschen mussten aus ihren Häusern in den betroffenen Gebieten in Sicherheit gebracht werden, Bundesstraßen wurden wegen der braunen Fluten gesperrt. Hunderte Einsatzkräfte sind seit Freitag im Einsatz. Zehntausende Sandsäcke wurden befüllt.

Gemeinde-Teile am Bodensee unter Wasser

Teile der Gemeinde Meckenbeuren im Bodenseekreis stehen trotz aller Bemühungen unter Wasser. Der Fluss Schussen sei in den Ortsteilen Kehlen und Brochenzell über das Ufer getreten und habe Straßen geflutet, sagte eine Gemeindesprecherin am Sonntag. Verletzte gab es demnach zunächst nicht. 

Rund 1300 Menschen seien am Samstag angehalten gewesen, ihre Häuser zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Es habe sich um eine Evakuierung auf freiwilliger Basis gehandelt. Manche Bewohner seien in ihren Häusern geblieben und hielten sich in den oberen Geschossen auf, hieß es. 

Ein Zug fährt über den höher gelegenen Bahndamm: Das Hochwasser des Flusses Schussen überschwemmt Teile von Meckenbeuren. © Felix Kästle/dpa

Der Pegelstand der Schussen sei am Samstagabend auf mehr als 4,86 Meter gestiegen. Damit führte der Fluss mehr Wasser als je zuvor. Seitdem falle der Pegelstand langsam ab. Normalerweise sei die Schussen dort nur 45 Zentimeter tief. 

Die wenige Kilometer entfernte und auch von Hochwasser bedrohte Stadt Weingarten bei Ravensburg gab unterdessen leichte Entwarnung. Die Lage sei stabil. Örtlich könne es weiterhin zu Verkehrsbeeinträchtigungen und Sperrungen kommen. Bürgertelefon und Notunterkunft würden aber geschlossen werden. 

Unwetter sorgt für Zugausfälle

Am Samstagabend waren zwei Waggons eines ICE mit 185 Passagieren an Bord in Schwäbisch Gmünd nach einem Erdrutsch entgleist. Die Passagiere blieben laut einem Bahnsprecher unverletzt und wurden in der Nacht zu Sonntag aus dem Zug evakuiert.

Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) befüllen am Logistikzentrum in Ulm Sandsäcke für Süddeutschland. © Jason Tschepljakow/dpa

Schwäbisch Gmünd liegt etwa 50 Kilometer östlich von Stuttgart. Der Zug sollte im Laufe des Vormittags geborgen werden, wie eine Bahnsprecherin sagte.

In drei Orten Trinkwasser abkochen

Weil Regenwasser in die Trinkwasserversorgung eingedrungen war, gilt in zwei Orten im Rems-Murr-Kreis und in einem Ort im Ostalbkreis seit Samstagabend ein Abkochgebot. Konkret handele es sich um Ortsteile in Altdorf, Kaisersbach und Gschwend, teilte das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenschutz mit. Es komme zu Verunreinigungen. Insgesamt könnten etwa 100 Haushalte betroffen sein, sagte ein Sprecher der zuständigen Wasserversorgung. 

Mehr Hilfe für Einsatzkräfte

Das Technische Hilfswerk (THW) stockte die Zahl seiner Einsatzkräfte in den Überschwemmungsgebieten in Süddeutschland deutlich. Mittlerweile seien mehr als 1800 Kräfte im Einsatz, teilte eine Sprecherin am Sonntagmorgen mit.

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Die Helferinnen und Helfer sichern demnach Dämme ab, helfen beim Befüllen von Sandsäcken und unterstützen bei Evakuierungen von Bewohnern in überfluteten Gebieten. Parallel zum THW sind Feuerwehr und andere Nothelfer im Einsatz. Vom Dauerregen betroffen ist auch Bayern.

Noch einmal viel Regen und Gewitter

Am Sonntag kommt laut Deutschem Wetterdienst erst einmal ein weiterer Schwung Regen und Gewitter ins Ländle. Örtlich kann es heftigen Starkregen geben. Bis zum frühen Montagmorgen wurden weiter schwere Gewitter vorhergesagt - besonders im Norden und in der Mitte des Landes. Der DWD sagte zudem bis zum Montagmittag vor allem im Süden Starkregen voraus. Danach soll es wieder trockener werden - vielleicht mit etwas Sonne. (mit lsw)

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