Katastrophenschutz

Handbuch für Ladenburg soll im Notfall schnelle Hilfe sichern

Kein Strom, kein Trinkwasser, kein Mobilfunk? Es gibt viele Szenarien, in denen schnelle Hilfe nötig wird. Ein Handbuch soll jetzt in Ladenburg dabei helfen.

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Ein Stoßgebet zum Schutzpatron Antonius reicht im Krisenfall nicht. Bürgermeister Schmutz (l.) erhielt von Andreas Stampfer (r.) ein Handbuch. © Hans-Jürgen Emmerich

Ladenburg. Es ist mehrere hundert Seiten stark und enthält jede Menge Hinweise für den Krisenfall: Andreas Stampfer von Netze BW hat das druckfrische Exemplar des Krisenhandbuchs am Montag im Rathaus der Stadt Ladenburg an Bürgermeister Stefan Schmutz überreicht. Das kompakte Nachschlagewerk ist das Ergebnis einer anderthalbjährigen Arbeit in Workshops und in der Verwaltung. Die EnBW-Tochter Netze BW hat das Verfahren als Dienstleister begleitet und dafür rund 13 000 Euro in Rechnung gestellt.

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Das Handbuch geht auf den neuen Ordnungsamtsleiter Rüdiger Wolf zurück, wie Schmutz berichtet. Als er sein Amt antrat, stellte er fest, dass Ladenburg beim Katastrophenschutz besser aufgestellt sein muss. Deshalb bediente sich die Stadt der Unterstützung durch die Experten der Netze BW. Gemeinsam habe man zwei Szenarien exemplarisch beleuchtet, wobei die Erkenntnisse auch auf andere Krisensituationen übertragbar seien, wie der Bürgermeister betont.

Stromausfall und Hochwasser

Was tun, wenn der Strom längere Zeit ausfällt? Wie vorgehen, wenn der Neckar über die Ufer tritt und Hochwasser Teile der Stadt überschwemmt? Das sind die Fälle, mit denen sich alle Beteiligten beispielhaft beschäftigt haben. Wo ist das Lagezentrum, und wer sitzt da? Das ist die erste Frage, wenn der Bürgermeister den Eintritt des Krisenfalls festgestellt hat. Welche Folgen leiten sich daraus für die Infrastruktur, die Bevölkerung und die Industrie ab? Und wie geht man damit um? Antworten auf all diese Fragen gibt das Handbuch. Im Hochwasserfall zum Beispiel verrät es auch, wo sich die 10 000 Sandsäcke befinden. „In unterschiedlichen Workshops haben wir die Aufgabenbereiche durchdekliniert und gemeinsam das Handbuch gefüllt“, erläutert Schmutz, denn: „Wenn die Krise kommt, dann ist keine Zeit, lange nachzudenken, dann müssen wir funktionieren.“

Abläufe geben Sicherheit

Es ist „eine strukturierte Abfolge von Abläufen, die uns Sicherheit geben“, ergänzt der Bürgermeister. Entscheidend sei eine klare Aufgabenteilung und eine intakte Informationskette. Denn wenn der Strom flächendeckend ausfällt und das Mobilfunknetz auch noch zusammenbricht, muss das trotzdem alles funktionieren. Dass das Rathaus bei einem Blackout keinen Einspeisepunkt hat, um es mit Strom zu versorgen, ist einer der Mängel, die beim Erstellen des Handbuchs aufgefallen sind.

„Wenn die Krise eintritt, muss man schnell handlungsfähig sein“, erklärt Kommunalberater Stampfer. Spätestens nach der Flutkatastrophe im Ahrtal sei die Nachfrage nach Hilfe beim Erstellen von Krisenhandbüchern stark gestiegen: „Wir hoffen, dass es einmal in den Schrank kommt und nie wieder gebraucht wird.“ Verstauben wird es trotzdem nicht. Man werde immer wieder damit arbeiten und es fortschreiben, betont Schmutz: „Man muss Krise auch üben, sonst rostet man ein.“ Beim Üben stehe die Netze BW ebenfalls unterstützend zur Seite, versichert Stampfer.

Krisenhandbuch der Stadt Ladenburg

Pressemitteilung der Stadt

Ladenburg ist nun mit einem Krisenhandbuch für den Ernstfall gewappnet

Kommune erarbeitet gemeinsam mit Experten der EnBW ein Krisenkonzept

 

Ladenburg. Was tun im Krisenfall? Um dieser Frage nachzugehen und für den Ernstfall gerüstet zu sein, hat ein Arbeitskreis der Stadt Ladenburg zusammen mit EnBW-Krisenexperten verschiedene Bedrohungslagen und Szenarien diskutiert und Lösungsstrategien entwickelt. Die Ergebnisse hat die EnBW in einem individuellen Krisenhandbuch für Ladenburg festgehalten. Dieses übergab Andreas Stampfer, Kommunalberater der EnBW-Tochtergesellschaft Netze BW, nun im Rathaus offiziell an Bürgermeister Stefan Schmutz.

Die möglichen negativen Folgen klimatischer Veränderungen haben nicht nur Einfluss auf die natürliche Umwelt, sondern auch auf kritische Infrastrukturen und den ganz normalen Alltag. Von unterschiedlichsten Bedrohungsszenarien wie Hochwasser, Starkregen, Unwetter mit Hagel und Stürmen sowie langanhaltende Stromausfälle kann auch die Stadt Ladenburg betroffen werden. Selbst in solchen Situationen muss die Gemeinde handlungsfähig bleiben. Gemäß Artikel 5 des Katastrophenschutzgesetzes steht jede Kommune in der Pflicht, ein Notfallmanagement mit Alarm- und Einsatzplänen für ihren Zuständigkeitsbereich zu entwickeln.

Bereits im Sommer 2021 hat die Stadt Ladenburg diese Herausforderung erörtert und war zu dem Entschluss gekommen, für diese komplexe Aufgabe die Fachleute der EnBW als Unterstützung mit ins Boot zu holen. So wurden dann gemeinsam in drei intensiven Workshops unter anderem Kriseneinsatzpläne erstellt, das Starkregenrisiko der Schutzziele analysiert, die Krisenkommunikationsstrategie festgelegt und Alarmierungspläne erstellt. Auch die Notstromversorgung von wichtigen Schutzzielen sowie die Bevölkerungswarnung wurden dabei betrachtet. „Die örtlichen Strukturen sind überall unterschiedlich. Wichtig ist, dass jede Kommune individuell betrachtet wird, um in Krisenlagen schnell reagieren zu können und die Kräfte perfekt zu bündeln“, erläutert Kommunalberater Stampfer.

Ergebnis der Arbeit ist ein speziell auf die Kommune zugeschnittenes Handbuch, das ständig weiterentwickelt und an neue Gegebenheiten angepasst wird. „Natürlich hoffen wir alle, von Krisensituationen verschont zu bleiben“, so Bürgermeister Schmutz. „Aber ich bin froh, dass wir jetzt ein fundiertes und kompaktes Arbeitsmittel an der Hand haben, um für Krisenfälle aller Art gut gerüstet zu sein. Denn dann gilt es, schnell und professionell zu handeln. „Eine gute Vorbereitung ist im Falle eines Falles Gold wert,“ ergänzt Rüdiger Wolf, Fachbereichsleiter Ordnungsverwaltung.

Das Team rund um Bürgermeister Schmutz, darunter Mitarbeitende der Stadtverwaltung und des städtischen Bauhofs, der Freiwilligen Feuerwehr, des DLRG und der Johanniter erarbeiteten in gemeinsamen Workshops mit den Fachleuten der EnBW professionelle Abläufe und abgestimmte Konzepte für Bedrohungsszenarien, schwerpunktmäßig für Hochwassersituationen und langanhaltende und flächendeckende Stromausfälle, sogenannte Blackouts, aber auch Starkregen.

Ergebnis der Arbeit ist ein individuelles Handbuch welches im Krisenfall als wichtiges Tool zur Bewältigung der Situation dient. Es enthält alle relevanten Informationen, wie beispielsweise die Zusammensetzung des Krisenstabes, Analyse der kritischen Infrastruktur, die Aufbau- und Ablauforganisation sowie Alarmierungs- und Kriseneinsatzpläne

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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