Ladenburg. Ein großes innerstädtisches Wohnbauprojekt der Familienheim Rhein-Neckar zeichnet sich in Ladenburg ab. Das Quartier zwischen Wichern- und Otto-Häußler-Straße ist sichtlich in die Jahre gekommen. Die 1950 errichtete Zeilenbebauung mit 51 Wohnungen westlich des Bahnhofs weist so starke Defizite in der Substanz aus, dass für die in Mannheim ansässige Wohnungsgenossenschaft inzwischen nur ein Abbruch in Frage kommt. An derselben Stelle sollen voraussichtlich ab 2027 bis spätestens Anfang 2031 vier L-förmige Baukörper mit 76 Mietwohnungen in unterschiedlicher Größe entstehen.
„Wir denken, dass wir keinen sozialen Aufschrei bekommen werden“, sagte Vorstandsvorsitzender Thomas Glatte am Mittwoch im Gemeinderat. Gut ein Drittel des vielleicht ältesten Bestands der Genossenschaft, die 1947 als kirchliches Unternehmen „Neue Heimat“ in Hockenheim gegründet worden war, sei nicht mehr bewohnt. Die Mieten dort seien aufgrund der Ausstattung günstig, aber nicht sozialgebunden. Die Familienheim will alle verbliebenen Mieter, darunter viele ältere Leute, bereits schriftlich über das Vorhaben informiert haben.
„Wir werden in den nächsten Wochen noch mit allen persönliche Gespräche führen“, kündigte Glatte an. Es sei geplant, „jeder individuellen Situation gerecht zu werden und zu schauen, ob die Mieter in unserem Bestand in Ladenburg oder anderswo umziehen wollen“. Zuvor hatte Stadträtin Angelika Gelle (SPD) betont, wie wichtig ihrer Fraktion „gute Vereinbarungen“ mit den aktuellen Mietern seien. Damit nach dem Neubau „Normalmietpreise“ entstehen können, so Gelle, sei die Bebauung maximal zu verdichten.
Auch ein Nachbarschaftstreff mit Außennutzung soll entstehen
„Wir sind froh, dass eine hohe Zahl sozial geförderter Wohnungen entsteht und das Viertel eine Aufwertung erfährt“, so Gelle. Dass es sich um eine „maßvolle Nachverdichtung“ handelt, erklärte der mit der Gebäudeplanung beauftragte Weinheimer Architekt Constantin Görtz in der Sitzung. Er und die mit dem vorgelegten Bebauungsplanentwurf betrauten Mitarbeiter des Planungsbüros BBP (Kaiserslautern/Mannheim) führten aus, dass das geplante Ensemble gegenüber der gegenwärtigen Situation „eine bessere Qualität im Straßenraum erzielen wird“.
Im südwestlichen Bereich der vier neuen Wohnhäuser entstehe ein fünftes als „Solitärgebäude“, das im Erdgeschoss einen „Nachbarschaftstreff mit Außennutzung“ erhält. Ein Kiosk, ein Café und nicht störendes Gewerbe wie etwa ein Friseurgeschäft erlaube der vorhabenbezogene Bebauungsplan. Der ruhende Verkehr verschwinde bis auf Besucherparkplätze vollständig in einer Tiefgarage unter dem Quartier. Bei der Bauhöhe orientiere sich das neue Viertel an den viergeschossigen Gebäuden, die in Richtung Ilvesheimer Straße entlang des Neckars stehen.
„Dieses Projekt bewirkt eine deutliche Steigerung der Attraktivität des Quartiers und sollte richtungsweisend für Ladenburg sein“, nahm Stadtrat Tillmann Jahn für die CDU-Fraktion Stellung zum Vorhaben in unmittelbarer Nähe des S-Bahnhaltepunktes am Ladenburger Bahnhof. Oliver Steigerwald (Grüne) sah in der Planung ein „tolles Vorzeigeprojekt“ und bekräftigte vor dem Hintergrund, dass ein Viertel des geplanten Bestands Sozialwohnungen sein werden und es gegenwärtig dort keine solche gibt: „Wir brauchen so etwas.“ Max Keller (Grüne) signalisierte Zustimmung, regte jedoch an, zur Begrünung doch Bäume mit etwas größerem Stammumfang zu verwenden. Dies sei kaum teurer, doch auf Anhieb ansehnlicher.
Ebenso zeigten sich Ernst Peters (FDP) und Thomas Lohmann (Bürger für Ladenburg, BfL) zufrieden mit dem „schönen Projekt“. So fasste der Gemeinderat einstimmig den Aufstellungsbeschluss zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan Otto-Häußler-Straße. Der weitere Prozess soll im so genannten beschleunigten Verfahren über die Bühne gehen. Der nächste Schritt ist die Anhörung der Träger öffentlicher Belange, also Behörden und Stellen, deren Einbeziehung gesetzlich vorgeschrieben ist. Familienheim-Architekt und -Prokurist Joachim Nelles geht davon aus, dass der Bebauungsplan Ende dieses Jahres als Satzung beschlossen werden kann, erwartet eine notwendige Förderzusage jedoch nicht vor 2027. „Bis Ende 2030 oder Anfang 2031 wollen wir aber fertig werden“, so Nelles. Bürgermeister Stefan Schmutz betonte, dass sämtliche Verfahrenskosten beim Vorhabenträger liegen.
Grünes Licht für Neubau im Sandgewann-Viertel
Das gilt ebenso für eine vorhabenbezogene Änderung des Plans, der die Bebauung im Sandgewann-Viertel nördlich der Altstadt regelt: Bereits 2010 hatte der frühere Eigentümer eine Bauvoranfrage für den Neubau eines Mehrfamilienhauses an der Ecke Schwarzkreuzstraße/An den Martinsgärten gestellt. Der Technische Ausschuss hatte mit der Begründung abgelehnt, die weitere Entwicklung am Standort alte Martinschule abzuwarten.
Nachdem diese 2016 abgebrochen wurde und dort 2020 das Neubauquartier Martinshöfe entstanden war, stieß der neue Eigentümer das Vorhaben erneut an. Mit Erfolg: „Wir können uns eine Nachverdichtung dort gut vorstellen“, so Christian Vögele (CDU), bevor der Rat auch für dieses innerstädtische Wohnbauvorhaben einstimmig grünes Licht gab.
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