Ladenburg. An der ersten Fachwerkführung in Ladenburg haben gut 60 Personen teilgenommen. Das sind mehr als doppelt so viele wie sonst bei gut besuchten Führungen des Geschichtsvereins Heimatbund. „Mit so vielen Leuten habe ich nicht gerechnet“, freut sich Stadtführer Fred Hammerschlag über die Resonanz. Der Schreiner und Betriebswirt, der seit fast 25 Jahren in Ladenburg wohnt, hatte maßgeblich dazu beigetragen, dass die Römer- und Mittelalterstadt mit rund 120 Gebäuden in Holzskelettbauweise seit März zur Deutschen Fachwerkstraße gehört (diese Redaktion berichtete).
„Das ist die erfolgreichste Führung dieses Jahr“, sagt Heimatbund-Sprecher Jochen Liebrich. Eine Wiederholung sei geplant für Sonntag, 8. September, dem Tag des offenen Denkmals (Mail: info@heimatbund-ladenburg.de). Der Heimatbund bedauere, „dass wegen des Andrangs vor der Premiere Interessenten abgewiesen werden mussten“. Der Sprecher versichert, dass diese Gruppe für die Wiederholung im September „bevorzugt angeschrieben und eingeladen“ werde.
An diesem Nachmittag zieht Liebrich den Bollerwagen voller Anschauungsmaterial durch die historische Altstadt und bittet Autofahrende um Geduld, bis die Gruppe in der verkehrsberuhigten Zone weiterzieht. Das Motto des Rundgangs: „Von Zapfenschlössern, Klauen und Schlitzohren – 2000 Jahre Fachwerkgeschichte“. Durch einen mitgeführten Umhänge-Verstärker sind alle Ausführungen gut zu verstehen.
„Fred Hammerschlag bietet einen neuen Blick auf Stadt, und deshalb wird diese Führung keine Eintagsfliege bleiben“, sagt Bürgermeister Stefan Schmutz, der Hammerschlag auch für seinen Einsatz im Vorfeld der Bewerbung lobt.
Dass sich die Mitgliedschaft in der Arge Deutsche Fachwerkstädte „in moderner Form im städtischen Lobdengau-Museum niederschlagen“ müsse, kündigt dessen Leiter Andreas Hensen an. Er war in die Schlussphase der letztlich erfolgreichen Bewerbung eingebunden. „Bereits fürs antike Lopodunum konnten an zahlreichen Stellen Reste von Fachwerk nachgewiesen werden“, sagt Hensen.
Schon 70 nach Christus war die Bauweise bekannt
Einen besonderen Fund, der im gesamten ehemaligen Römischen Reich einmalig sei, stellt Hensen am Forum Romanum in der Metzgergasse vor: Eine Wand im Privatgemach des Kommandanten des ersten Kastells von 70 nach Christus sei nachweislich in Fachwerkbauweise errichtet worden.
Die Blütezeit ist freilich im 15., 16. und 17. Jahrhundert. Von 1366 stammt Ladenburgs ältestes Fachwerkhaus (Wormser Straße 8). Die nachhaltige Konstruktionsweise von Lebensräumen wahrnehmbar zu machen, die weit mehr als ein „irgendwie putziges Stilelement“ sei, ist Hammerschlags Motivation. „Da wohnen seit mehr als 500 Jahren Menschen drin“, verdeutlicht er die Langlebigkeit der ortsbildprägenden Bauweise. Um scherzhaft zu bekräftigen, warum nach überliefertem Wissen errichtete Holzbauten so dauerhaft sind, zitiert Hammerschlag einen Spruch: „Handwerker haben die Arche gebaut, Ingenieure die Titanic.“ Am ehemaligen Taglöhnerhaus (Ecke Eintrachtgasse/Kirchenstraße) aus der Zeit um 1500 führt Hammerschlag aus: „Im Mittelalter wurden keine Nägel verwendet, denn das wäre viel zu teuer gewesen.“ Stattdessen waren rund 3000 verschiedene Holzverbindungen bekannt. Auch Altbürgermeister Rainer Ziegler ist begeistert von dieser Führung: „Echt stark!“
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