Ladenburg. Der Bürgermeisterwahlkampf in Ladenburg bleibt spannend: Beim ersten direkten Aufeinandertreffen der beiden einzigen Kandidaten für die Abstimmung am Sonntag, 2. Februar, punktet Amtsinhaber Stefan Schmutz (46) fleißig mit seiner Bilanz aus acht Jahren. Der Herausforderer Sophian Habel (27) zeigt sich unbeeindruckt und sieht stellenweise noch „Luft nach oben“. Das laut Stadtsprecherin Nicole Hoffmann aus rund 850 Personen bestehende Publikum erlebt ein faires und weitgehend ausgeglichenes Duell, wenn man die von der Stadt organisierte Veranstaltung so nennen mag.
Schmutz wirft seine Erfahrung in die Waagschale
Als sich die Bewerber in der ersten Runde nacheinander jeweils 15 Minuten lang selbst vorstellen, wirft Schmutz seine Erfahrung in die Waagschale: Von bislang 25 Jahren im öffentlichen Dienst, habe er 18 Jahre lang Führungspositionen ausgeübt. Als Bürgermeister habe er die „Stadt als Ganzes im Blick“. Das dauere oft länger, aber das Ergebnis sei besser. „Es reicht nicht aus, etwas nur zu wollen, sondern man muss es auch besser machen können“, so Schmutz. Angesichts der mauen Kassenlage seien Zukunftsinvestitionen nur über Kredite zu finanzieren. Immer wichtiger seien Fördergelder. Mehr als zehn Millionen Euro habe die Verwaltung in den vergangenen acht Jahren eingeworben. Ziel sei es, dass Ladenburg eine lebens- und liebenswerte Kleinstadt bleibe. Schmutz, der mit seiner Familie in Käfertal wohnt, macht geltend, pro Woche 50 bis 60 Stunden in Ladenburg zu verbringen.
Zwei weitere Kandidatenrunden
Nach der von Professorin Michèle Bernhard (Hochschule für öffentliche Verwaltung, Kehl) neutral moderierten städtischen Veranstaltung lädt diese Redaktion am Freitag, 24. Januar, um 18 Uhr zum Mannheimer-Morgen-Wahlforum in der Lobdengauhalle ein.
Die MM-Lokalredakteure Hans-Jürgen Emmerich und Torsten Gertkemper-Besse wollen gemeinsam mit dem Publikum die Bewerber aus der Komfortzone vorbereiteter Reden locken, wobei neben Themenkenntnissen auch Spontaneität und Schlagfertigkeit gefragt sind.
Ein drittes Format bietet der „Nachtcafé“-Talk am Samstag, 25. Januar, 19 Uhr, in der Pflastermühle, wo Ex-Diakon Thomas Pilz die Kandidaten zum Gespräch bittet. pj
Der in der Römerstadt aufgewachsene Habel, von Beruf Beamter bei der Bundespolizei und im Ehrenamt CDU-Stadtrat, sieht darin einen Vorteil für sich: „Ladenburg ist mein Zuhause.“ Er wolle sich im Falle seiner Wahl „mit Leidenschaft, Entschlossenheit und tiefem Engagement“ einbringen. Habel möchte „ein Bürgermeister sein, der nah bei den Menschen ist und der Ladenburg nicht als Arbeitsplatz ansieht, sondern unsere Stadt in seinem Herzen trägt.“ Er hält es für „notwendig, dass man sich gerade als junger Mensch etwas zutraut“. Die Voraussetzungen fürs Amt bringe er aufgrund seiner Berufserfahrung mit. Eine neue Idee aus seinem Wahlprogramm „Ladenburg 2033“, das er an diesem Abend erstmals vorlegt, ist der „Bürgerkoffer“, mit dem Rathausmitarbeitende „an den Küchentisch“ von Menschen kommen sollen, denen der Besuch im Bürgerbüro nicht möglich ist.
Auch zu Themen aus der Bürgerschaft, die teils von Besuchern persönlich auf dem Podium vorgetragen und teils zufällig aus vorab eingereichten Fragen gezogen werden, positionieren sich die Kandidaten. Zur Schulmensa betont Schmutz, dass er erst Sporthallenbau und Freibadsanierung zu Ende bringen wolle. Eine zentrale Mensa werde erhebliche Investitionen kosten. Habel fordert, dass „Zahlen und Fakten“ auf den Tisch kommen. Bei der Ganztagsbetreuung ab 2026 sei eine Bedarfsanalyse notwendig. „Politik agiert nicht mehr, sondern reagiert nur“, sagt Habel. Schmutz erwidert: „Wir reagieren ganz gut.“ Böten doch beide Grundschulen bereits zu mehr als 60 Prozent entsprechende Angebote. Von nicht kostenpflichtigen Ganztagsschulen würde er aus sozialen Gründen jedoch mehr halten.
Bei Fragen zu sicherem Schulweg und besserer ÖPNV-Anbindung für junge Leute gibt sich kein Bewerber eine Blöße. Schmutz zeigt bisweilen klare Kante. Zum Beispiel bei einer Frage zum Mobilitätspass des Landes („Gebrauchsanweisung - für mehr Bürokratie“) oder zur Aussage von Landwirt Dieter Hege, der Wochenmarkt sei ein „Trauerspiel“. Schmutz widerspricht: Die Innenstadt sei auch durch den Markt „hochattraktiv“. Dass sich laut Schmutz Gewerbetreibende kaum an Konzeptrunden beteiligten, kontert Habel: „Der Bürgermeister muss auch mal in ein Ladengeschäft kommen und mit den Leuten sprechen.“
Reaktionen von Zuhörern fallen unterschiedlich aus
Beim Thema Sauberkeit hört wiederum Schmutz Beifall, als er festhält, dass Müll nicht von alleine komme und dass die Festwiese nach dem Sundowner-Festival der Stadt mit mehr als 1000 Menschen sauber sei. „Da funktioniert´s, dass Menschen Eigenverantwortung wahrnehmen.“ Nach ihrem Demokratieverständnis gefragt, zeigen sich beide auf einer Linie: „Ich bin die Brandmauer gegen die AfD“, erklärt Habel. „Wir haben keinen Platz für Rassismus und AfD“, sagt Schmutz.
Die Reaktionen von Besuchern fallen unterschiedlich aus: Es ist zu hören, dass Schmutz verbindlich, sympathisch und überzeugend gewirkt habe. Zugleich wird gelobt, wie selbstsicher, locker und sachkundig Habel auftrete. „Ich weiß noch nicht, wen ich wählen soll“, sagt ein Handwerker, der seinen Namen nicht nennen will. Man kann an diesem Abend den Eindruck gewinnen, der Kopf vieler Wähler sage Schmutz. Doch erreiche Habel offenbar viele Herzen. Es bleibt spannend in Ladenburg bis zum 2. Februar.
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