Klimawandel

Bekommt Ladenburg bald Trinkwasserstellen?

Eine hitzige Diskussion über Trinkwasserbrunnen in der Altstadt hat der Gemeinderat in Ladenburg geführt. Eine Mehrheit ist dafür. Das sind die Gründe.

Von 
Peter Jaschke
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In Bensheim gibt es vor der Alten Faktorei in der Bensheimer Fußgängerzone bereits einen Trinkwasserbrunnen. Bald könnte dies auch in Ladenburg der Fall sein. © Stadt Bensheim

Ladenburg. Angesichts zunehmender Hitzetage wünscht sich die Mehrheit des Gemeinderats in Ladenburg Trinkwasserstellen in der Stadt. „Das wird uns immer wieder als Anliegen aus der Bürgerschaft vorgetragen“, sagt Fraktionsvorsitzender Sophian Habel, als er den gemeinsamen Antrag seiner CDU und der Grünen begründete. Demnach soll die Verwaltung bis „rechtzeitig vor den Haushaltsberatungen“ prüfen, wie und wo sich Wasserspender oder Brunnen technisch und finanziell am besten umsetzen ließen. Die Stadt Schriesheim hat es schon vorgemacht und für zwei barrierefrei zugängliche Brunnen mit integrierter Hygienespülung rund 40.000 Euro bereitgestellt. Das Land schießt dort rund die Hälfte zu.

Das wäre eine für die Einwohner Ladenburgs kostenfreie Maßnahme zur Vorbeugung von Hitzeschäden.
Sophian Habel CDU

„Das wäre eine für die Einwohner Ladenburgs kostenfreie Maßnahme zur Vorbeugung von Hitzeschäden“, führt Habel in der Sitzung am Mittwochabend im Domhofsaal aus. Wasserspender würden die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum verbessern und einen Anreiz setzen, weniger Einwegplastikflaschen zu benutzen.

Für CDU und Grüne ist ein solcher Trinkbrunnen ein „sichtbares Zeichen für Klimaanpassung und Bürgerfreundlichkeit“. Dies bekräftigte Grünen-Stadtrat Oliver Steigerwald, wenngleich er betont: „Uns ist bewusst, dass es finanziell derzeit nicht so einfach ist, weshalb wir ebenso auf Fördermittel hoffen“.

Wasserspender in Ladenburg: SPD und FDP sehen Probleme bei Betriebskosten und durch Vandalismus

Das sah Angelika Gelle (SPD) jedoch kritischer: „Wünschen kann man sich viel, aber wir müssen auch auf unseren Haushalt schauen und sollten ihn nicht weiter belasten.“ Doch seien weniger die Investitionen in solche Anlagen das eigentliche Problem, sondern vielmehr die Betriebskosten. Auch seien Schäden durch Vandalismus zu befürchten. Ihre Fraktion sei der Meinung, dass Ladenburg viele Schattenplätze biete und für den Klimawandel gut aufgestellt sei.

Ähnlich äußerte sich Jens Riemenschneider (FDP): „Wir sehen die Notwendigkeit nicht und haben ebenfalls vor allem wegen der laufenden Kosten Bedenken.“ Dagegen hielt es Thomas Lohmann (BfL) „erstmal für eine gute Idee, das zu überprüfen, denn wir beschließen damit ja noch keinen Brunnen“. Im Gegensatz zu seinem BfL-Kollegen Frank Kresse, der sich am Ende der Stimme enthielt, befürwortete Lohmann den Antrag als „Entscheidungsgrundlage“. Er würde diese gerne erweitert wissen um Schilder, die darauf hinweisen, wo man sich, beispielsweise in öffentlichen Einrichtungen, kostenlos Trinkflaschen auffüllen könne.

In der Zwischenzeit hatte CDU-Stadtrat Habel im Internet Hinweise gefunden, wonach die Stadt Heidelberg pro Jahr lediglich 5000 Euro aufwende, um fünf Trinkwasserstellen im Stadtgebiet instand zu halten. Schriesheim und Heidelberg, aber auch weitere Kommunen in der Region, folgen damit dem Rat von Experten, die sagen, dass sich Deutschland in Zeiten des Klimawandels rüsten müsse, um besser mit extremer Trockenheit und großer Hitze zurechtzukommen.

In Ilvesheim hat der Trinkbrunnen immer wieder Probleme gemacht. Das Gerät, das auf dem Bild zu sehen ist, steht aktuell nicht mehr vor dem Rathaus. Es hatte hygienische Probleme und soll durch einen neuen Wasserspender ersetzt werden. © Torsten Gertkemper-Besse

Besonders in dicht bebauten Stadtteilen wie auch in der Altstadt von Ladenburg steigt an solchen Tagen die gefühlte Temperatur stark an. Trinkwasserquellen im öffentlichen Raum seien daher nicht nur angenehm, sondern notwendig. Wer zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sei, möchte seine Flasche schnell und kostenlos auffüllen. In Kommunen, wo viele Menschen nachhaltig leben und denken, seien solche Angebote gefragt. Das regelmäßige Auffüllen spare Geld und reduziere Müll.

In Mannheim gibt es bereits zehn Trinkwasserbrunnen. In Heddesheim steht auf Initiative der Kommune seit Juni ein öffentlich zugänglicher Wasserspender in der Sparkassenfiliale. Dort können sich Bürgerinnen und Bürger vor allem an heißen Tagen in der Ortsmitte mit Trinkwasser versorgen.

Walldorf und Mosbach gehen andere Wege gegen die Hitze

Jedoch hat sich der Gemeinderat in Walldorf 2024 dagegen entschieden, im öffentlichen Raum Trinkwasserbrunnen zu installieren. Die Kosten für einen Trinkwasserbrunnen bezifferte die Verwaltung damals mit voraussichtlich 16.000 Euro für Anschaffung und Installation sowie jährlich 1500 Euro für den Betrieb. In Mosbach verfolgt man zunächst das Konzept der Refill-Stationen, die es Menschen ermöglichen, ihre Trinkflaschen kostenfrei aufzufüllen.

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Skeptisch zeigte sich in Ladenburg auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Gerhard Kleinböck. Er bezweifelte das Argument, dass sich angeblich viele Bürger Brunnen wünschten: „Ich bin viel unterwegs, aber darauf hat mich noch niemand angesprochen.“ Bürgermeister Stefan Schmutz wirkte ebenso wenig begeistert: „Auch nur ein Prüfauftrag ist Arbeit für uns und erzeugt zusätzlichen Aufwand.“ Dabei habe die Verwaltung mit zwei Schulsanierungen und der Reform der Altstadtsatzung „momentan bereits sehr viele Themen“ vor der Brust.

Das wollte Grünen-Stadrat Steigerwald so nicht stehen lassen: Man entspreche doch mit diesem frühzeitig gestellten Antrag, der noch genügend Zeit zur Bearbeitung lasse, einem früher geäußerten Wunsch von Schmutz, nicht erst bei den Etatberatungen mit aufwändigen Ideen aufzuwarten. Dass Schmutz dieses rücksichtsvolle Vorgehen nun auch entsprechend würdige, würde er, Steigerwald, sich wünschen.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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