Ladenburg

Auch in Südafrika gibt es ein Heidelberg

Am 3. September gibt es in Ladenburg ein Konzert des Lesedi Show Choir. Er kommt aus Südafrika, und zwar aus einer Stadt namens Heidelberg. Er tritt gemeinsam mit der Jungen Philharmonie Rhein-Neckar auf

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Konstantin Groß
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2019 bereits begeistert der Lesedi Show Choir aus dem südafrikanischen Heidelberg in Ladenburg: „Mitreißende musikalische Zeichen der Weltoffenheit“ urteilt damals der „MM“. © Thomas Rittelmann

Ladenburg. Auf Ladenburg, ja die Region, wartet am ersten Septemberwochenende ein besonderes Musikereignis: Auf seiner Konzertreise nach Deutschland macht der Lesedi Show Choir, eine vielfach preisgekrönte Gruppe aus Südafrika, in der evangelischen Kirche der Römerstadt Station. Das Besondere: Er tritt gemeinsam mit der renommierten Jungen Kammerphilharmonie Rhein-Neckar auf.

2016: Bundespräsident Gauck begrüßt die für Afrika engagierte Ilse Schummer als Gast auf seinem Bürgerfest in Schloss Bellevue in Berlin. © Konstantin Groß

Das Alles würde nicht auch in der Römerstadt stattfinden ohne Ilse Schummer. Bei der seit Jahrzehnten engagierten Ladenburgerin fallen zwei Leidenschaften zusammen: der Spaß am Organisieren von Musik-Events sowie die Liebe zu Afrika und seinen Menschen. „In den zurückliegenden 33 Jahren war ich dort 45 Mal zu Besuch“, berichtet sie.

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Als Lehrerin in Lesotho

Entflammt wird ihre Liebe zu dem Kontinent in den 1980er Jahren. Damals unterrichtet die Lehrerin für den Deutschen Entwicklungsdienst (DED) in Lesotho, dem „Königreich ohne Männer“, das so heißt, weil die Männer in den Minen des benachbarten Südafrikas schuften müssen.

Nach zwei Jahren kehrt sie nach Deutschland zurück, doch Afrika lässt sie nicht los. 1990 sammeln die Sternsinger für Uganda, und die Berichterstattung über das vom einstigen Diktator Idi Amin geschundene Land bewegt sie zutiefst. Sie schreibt „an den Erzbischof von Kampala“ - nur mit dieser Anschrift, in Englisch. Und der antwortet. Mit einem kleinen Rucksack macht sie sich auf zu ihrem ersten Flug nach Uganda und reist mit dem Bischof durchs Land. Der Beginn eines inzwischen 33 Jahre währenden Engagements.

Ein Verein für die Freunde Ugandas

Denn in Ladenburg gründet Schummer den Verein der Freunde Ugandas. Eine der ersten Aktionen wird die Sammlung von alten Brautkleidern. Überflüssig, mag man meinen, doch man irrt. „Sich zu schmücken, sich schön zu machen, gerade bei einem wichtigen Anlass wie der Hochzeit, das gibt den Menschen Selbstwertgefühl“, weiß Schummer: „Und das ist die Voraussetzung für alles.“

Ihr jüngstes Projekt: In der Region Kapalebioyng, in der zehn Jahre lang ein War Lord mit Hilfe von Kindersoldaten brutal herrscht, unterstützt der Verein die Gründung einer Gewerbeschule für junge Mütter, von denen die meisten selbst fast noch Kinder sind. „In diesen Tagen wird sie eröffnet“, berichtet Schummer - und nach ihr benannt. Nicht die einzige Ehrung, mit der ihr jahrzehntelanges Engagement gewürdigt wird. Das Bundesverdienstkreuz und die Einladung zu Joachim Gauck 2016 sind da nur die spektakulärsten.

Doch all dies ist für sie nicht Abschluss, sondern Ansporn. Jüngstes Beispiel ist das anstehende Konzert. Es entspringt ihrer Freundschaft mit Eva Buckmann, ehemalige Musikschullehrerin in Heidelberg, und Thomas Kalb, dem Leiter der Jungen Kammerphilharmonie Rhein-Neckar. Beide von afrikanischer Musik begeistert, lernen sie 2006 in Heidelberg Tahbang Mokoena kennen, den Leiter des Lesedi Show Choir. Eine enge Freundschaft entsteht.

Heimat dieses Chors ist Heidelberg - ja, so heißt die Stadt -, konkret der Stadtteil Ratanda. Vor 15 Jahren gegründet, umfasst die Gruppe 20 Aktive zwischen 18 bis 25 Jahren, je zur Hälfte Männer und Frauen. Sie treffen sich jeden Abend im Begegnungszentrum. Viele leben in schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen - so ist das Singen, das Tanzen Abwechslung vom Alltag.

Das spiegelt sich auch in ihrem Repertoire wider: geistliche Lieder mit der Hoffnung auf Gottes Hilfe, aber auch Beschreibung des Alltags im Township, beides jedoch mit atemberaubender Lebensfreude.

Der Chor tritt in seiner Heimat oft auf, sei es bei privaten Hochzeitsfeiern oder in Konzerten. Vor kurzem kauft er eine Farm, die er herrichtet und bewirtschaftet, um den Lebensunterhalt seiner Mitglieder zu verbessern. Diesem Projekt fließt ein Teil der jetzigen Eintrittsgelder zu.

Drei Wochen sind die Aktiven in Deutschland unterwegs, gefördert vom Bundesentwicklungsministerium aus seinem Programm „Masiq-j-mane“, was bedeutet: „Kommt zusammen!“ Sie wohnen in der Heidelberger Jugendherberge und fahren von dort aus zu den Konzerten in der Region. Wenn sie nicht auftreten, treffen sie sich zu einem besonderen Projekt. In Afrika werden die Melodien ja nur mündlich tradiert. Thomas Kalb, Leiter der Jungen Philharmonie, nimmt die Lieder auf und fixiert sie in Noten - so bleiben sie für alle und auf Dauer bewahrt.

In Ladenburg tritt der Chor gemeinsam mit der Jugendphilharmonie auf, mehrfach national und international prämiert und regelmäßig auf Konzerten im Ausland (Frankreich, Kanada, USA). Das ausdrucksstarke traditionelle Afrika trifft also auf die klassische Musikkultur Europas - wirklich spannend.

Zunächst präsentiert jeder sein Repertoire, der Lesedi-Chor etwa einen Zulu-Tanz, dem die Philharmoniker mit Vivaldis Vier Jahreszeiten antworten. Aber sie intonieren auch Georg Gershwins „Summertime“ und „I got rhythm“, und irgendwann agieren beide Ensembles gemeinsam. Eben: „Kommt zusammen!“

Samstag, 3. September, 18 Uhr, Ev. Kirche, Abendkasse 15 Euro

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