Infrastruktur

Wie geht es den Straßen und Brücken in Ilvesheim?

Die Sperrung an der Feldwegbrücke hat die Sorge vor weiteren Schäden im Ort befeuert. Eine Recherche zeigt: Nicht überall ist die Infrastruktur gut.

Von 
Torsten Gertkemper-Besse
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Der Fuß- und Radweg an der Ilvesheimer Kanalbrücke ist wegen graviender Schäden gesperrt. © Marcus Schwetasch

Ilvesheim. Diese Ansage war deutlich: Als der Ilvesheimer Gemeinderat vor Kurzem über die Situation an der Feldwegbrücke diskutierte, hielten die Ratsmitglieder mit ihrer Kritik nicht hinterm Berg. Es sei ihm ein Rätsel, wie solch eklatante Fehlstellen unbemerkt geblieben seien, sagte Christian Kliebisch (Freie Wähler). Sarah Nick-Toma (Grüne) bezeichnete den Zustand als „erschreckend“. Im Januar war während des Winterdienstes eine Absenkung des Fuß- und Radwegs entdeckt worden, dieser wurde sofort gesperrt. Seitdem müssen Passanten und Radler über die Fahrbahn laufen, die deshalb verengt und nur einspurig befahrbar ist. Die Reparatur wird noch dauern.

Ilvesheimer Gemeinderäte wollen wissen, wie es den Brücken geht

„Es wäre auch gut zu wissen, wie der Zustand der anderen Brücken ist“, sagte Georg Sommer (CDU). Denn auch wenn die Kommune nicht direkt für den Unterhalt der meisten Brücken in Ilvesheim zuständig sei, sei man von deren Zustand ja direkt betroffen. Rolf Sauer (SPD) lenkte in derselben Sitzung seinen Blick auf den Zustand der Feudenheimer Straße: „Das wird dort immer schlechter, der unebene Belag erzeugt auch viel Abrieb an den Reifen.“

Straßen und Brücken rund um Ilvesheim © MM-Grafik

Anlass genug, einmal bei den zuständigen Stellen nachzufragen: Wie ist der Zustand der wichtigsten Straßen und Brücken in Ilvesheim? Stehen Sanierungen oder andere Maßnahmen an? Dabei soll es in dem Artikel neben den vier großen Brücken auch um die größeren Verkehrsadern im Ort gehen. Das sind neben der Ortsdurchfahrt (Seckenheim - Ilvesheim - Ladenburg) die Feudenheimer sowie die Wallstadter Straße.

Die Feudenheimer Straße in Ilvesheim hat einige Schäden

Die Feudenheimer Straße ist eine Landesstraße. Sie wurde im Jahr „2020 als erhaltungsbedürftiger Abschnitt eingestuft“ teilt das zuständige Regierungspräsidium (RP) auf Anfrage mit. Das heißt: Auch das Land sieht Handlungsbedarf, doch geschehen wird erst einmal nichts. Laut RP fehlt das Geld, außerdem gebe es „zahlreiche andere sanierungsbedürftige Landesstraßenabschnitte“. Daher sei die L 538 zwischen der Kanalbrücke in Ilvesheim und der Einmündung südlich von Feudenheim „nicht in das aktuelle Erhaltungsmanagement (Laufzeit 2022-2025) aufgenommen“ worden, schreibt die Behörde weiter.

Schäden an der Feudenheimer Straße in Ilvesheim, im Hintergrund ist die Brücke der Autobahn 6 zu sehen, die Ilvesheim und den Mannheimer Stadtteil Feudenheim voneinander trennt. © Torsten Gertkemper-Besse

Ganz hoffnungslos ist die Lage aber nicht. Im vergangenen Jahr wurden noch einmal alle Landesstraßen abgefahren und kontrolliert. Die Ergebnisse dieser Prüfung stehen noch aus. Sie fließen in das nächste Erhaltungsmanagement (Laufzeit 2026-2029) ein. Es bleibe abzuwarten, ob dann eine Sanierung der Feudenheimer Straße komme, heißt es vom RP. Besonders am Ortseingang und kurz vor der Auffahrt auf die Kanalbrücke gibt es Schäden an der Straße.

Apropos Kanalbrücke: Bei der sieht die Lage etwas besser aus. Sie bekam von den Kontrolleuren das Prädikat „ausreichender Zustand“ (2,5 auf einer Skala von 1,0 bis 4,0). Mögliche Schäden könnten während der laufenden Unterhaltung beseitigt werden, eine „darüber hinausgehende Bauwerkssanierung“ sei aktuell nicht vorgesehen.

Bei der Ilvesheimer Ortsdurchfahrt spielt auch die Zukunft der Schlossstraße eine große Rolle

Eine weitere wichtige Verkehrsader ist die Landesstraße 542, also die Ortsdurchfahrt in Ilvesheim. Sie liegt zwischen zwei Brücken – jener nach Seckenheim und jener nach Ladenburg (am Hochwassersperrtor). Sie ist aktuell nicht als erhaltungsbedürftig eingestuft. Ob sich daran etwas ändert, wenn das nächste Erhaltungsmanagement (2026-2029) ansteht, bleibt abzuwarten.

Die Schlossstraße in Ilvesheim. Sie ist Teil der Ortsdurchfahrt in Ilvesheim und wird sich in Zukunft erheblich verändern. Grund dafür ist die gerade im Bau befindliche Umfahrung (L 597 mit Neckarbrücke). © Torsten Gertkemper-Besse

Nicht ganz unerheblich ist außerdem, was in Zukunft aus der Schlossstraße wird, also dem Teil der L 542, der durch den Ortskern führt. Wenn in den kommenden Jahren die neue L 597 samt Neckarbrücke fertig ist, wird weniger Verkehr durch Ilvesheim fließen. Gut möglich, dass die L 542 dann ihren Status als Landesstraße verliert und heruntergestuft wird. Die Zukunft der Schlossstraße ist deshalb schon seit Längerem Thema in der Inselgemeinde.

Und was ist nun mit den beiden Brücken an der L 542? Das Überführungsbauwerk am Hochwassersperrtor hat eine gute Note bekommen (1,9). Ein wenig anders stellt sich die Lage bei der Brücke nach Seckenheim dar. Nach Angaben des RP bekommt sie eine 2,9 (ausreichender Zustand). Sie sei damit stand- und verkehrssicher, allerdings seien „die Traglastreserven der 1952 erbauten Brücke weitgehend aufgebraucht“.

Im Hintergrund ist die Brücke nach Seckenheim zu sehen. Ihr Zustand ist nicht allzu rosig, sie soll perspektivisch durch einen Neubau ersetzt werden. © Marcus Schwetasch

Vereinfacht gesagt, handelt es sich bei der Traglastreserve um den Unterschied zwischen der maximalen Belastbarkeit der Brücke und der Kraft, die tatsächlich auf das Bauwerk einwirkt. Eine Sanierung ist laut Regierungspräsidium unwirtschaftlich, „mittelfristig“ sei ein Ersatzneubau vorgesehen. Die Gemeinde Ilvesheim ist Ärger mit der Brücke gewöhnt. Im vergangenen Jahr hatte sich eine Sanierung der Rad- und Fußwege an beiden Seiten lange hingezogen. Grund dafür war das unbeständige Wetter.

Die Wallstadter Straße in Ilvesheim hat für den Rhein-Neckar-Kreis nicht die oberste Priorität

Noch einmal zurück in den Ilvesheimer Norden: Die Wallstadter Straße kommt vom namensgebenden Mannheimer Stadtteil und führt von Norden nach Ilvesheim hinein. Sie ist eine Kreisstraße (K 4137). Ihr Zustand ist durchaus verbesserungswürdig, was sich auch in den Werten widerspiegelt, die der Rhein-Neckar-Kreis in seiner Priorisierungsliste aufführt. Allerdings reichen diese nicht für einen vorderen Platz aus. In dem aktuellen sogenannten Substanzerhaltungskonzept taucht die Wallstadter Straße in Ilvesheim zwar auf, aber nur auf Platz 31 von 35.

Die Wallstadter Straße in Ilvesheim weist auch Schäden auf, wird aber so bald nicht saniert. © Torsten Gertkemper-Besse

Wann die Straße saniert wird, ist aktuell noch nicht absehbar. Gründe dafür sind neben dem Geld auch die „umfangreiche Koordinierung mit weiteren Bauprojekten wie zum Beispiel Leitungsverlegungen“, antwortet eine Sprecherin des Landratsamtes. In dem Konzept wird auch aufgeführt, welche Maßnahmen umgesetzt werden sollen. Es handelt sich dabei um eine Fahrbahnerneuerung der oberen vier Zentimeter in der Asphaltschicht. Auch zu den möglichen Kosten steht etwas im Erhaltungskonzept. Wenn man die Steigerungen nach dem Baukostenindex einrechnet, könnten das etwas mehr als 200.000 Euro sein.

Die Feldwegbrücke in Ilvesheim bleibt noch für längere Zeit ein Nadelöhr

Für die eingangs erwähnte Feldwegbrücke ist die Gemeinde Ilvesheim zuständig. Der Gesamtzustand des Gebäudes ist nach der jüngsten Überprüfung durch den TÜV in Ordnung. Nur der Geh- und Radweg muss komplett saniert werden, Gesamtkosten: rund 300.000 Euro. Außerdem soll es künftig ein Unterhaltungskonzept geben – geht man doch davon aus, dass das gestreute Salz beim Winterdienst mit zu den Schäden geführt hat.

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Die Arbeiten zur Sanierung sollen noch in diesem Jahr starten und bestenfalls vor dem Winter (größtenteils) abgeschlossen sein. Gelingt das nicht, drohen wegen des Wetters längere Verzögerungen. Größere Sperrungen während der Bauzeit sind nicht ausgeschlossen, davon wären vor allem Autos und eine Buslinie betroffen. Fußgänger sollen die Brücke bestenfalls jederzeit passieren können.

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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