Netzausbau

Darum werden in Ilvesheim Bodenproben an Strommasten genommen

Das Großprojekt Ultranet wirft seine Schatten voraus. Mit ihm soll das Stromnetz ausgebaut werden. Aktuell werden in Ilvesheim Bodenproben genommen. Doch wofür überhaupt?

Von 
Torsten Gertkemper-Besse
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Die Strommasten im Ilvesheimer Norden: Mit Bodenproben soll geklärt werden, ob sich durch den Anstrich der bestehenden Masten Schadstoffe in der Erde festgesetzt haben. © Torsten Gertkemper-Besse

Ilvesheim. Es ist ein Projekt von bundesweiter Bedeutung - und Ilvesheim ist mittendrin. Die Rede ist von Ultranet, einem Ausbauvorhaben für Hochspannungsleitungen. Wer dieser Tage im Ilvesheimer Norden unterwegs war, wird möglicherweise ein paar Leute gesehen haben, die mit Schaufeln über die Felder liefen und Bodenproben genommen haben. Unter anderem die Gemeinde hatte in ihren Veröffentlichungen darauf hingewiesen, dass der Boden untersucht wird.

Nach Angaben der Verwaltung wurden die Eigentümer der betroffenen Grundstücke noch einmal zusätzlich angeschrieben. Doch warum geht es genau? Diese Redaktion hat bei den zuständigen Stellen nachgefragt.

Eine Spezialfirma nimmt im Zeitraum zwischen 27. März und 6. April Proben des Bodens rund um die bestehenden Strommasten in Ilvesheim. Dabei geht es um die Frage, ob sich Schadstoffe von Anstrichen (also Farbe) in der Erde festgesetzt haben. Der Boden ist ein Schutzgut und die Untersuchung ist nötig, weil dort, wo die aktuellen Masten stehen, neue hingebaut werden sollen. Mit diesen sogenannten Ersatzneubauten soll es mehr Kapazitäten zum Stromtransport geben - womit wir beim Vorhaben Ultranet wären.

Bundesweite Bedeutung

Der Begriff bezeichnet ein Großprojekt, das von Osterath in Nordrhein-Westfalen bis nach Phillipsburg (bei Karlsruhe) reicht. Vereinfacht gesagt geht es darum, größere Mengen Strom zwischen Nord- und Süddeutschland transportieren zu können. Dafür gibt es drei verschiedene Vorgehensweisen: An manchen Stellen reicht es, weitere Seile auf die bestehenden Masten zu spannen und Isolatoren zu tauschen (Ertüchtigung). Manchmal müssen aber auch zusätzliche Masten neben der bestehenden Trasse errichtet werden (Parallelneubau).

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Wiederum an anderen Stellen werden exakt an der Position der alten Masten neue (und etwas größere) errichtet. Diese können dann mehr Seile tragen. Genau das wird auf einem Großteil der Ilvesheimer Gemeindefläche der Fall sein. Eine kleine Ausnahme gibt es aber. Auf einem Stück (von Norden kommend) bis zur Ilvesheimer Gemarkungsgrenze ist laut Transnet BW ein Parallelneubau vorgesehen. „Der südlichste Mast dieses Parallelneubaus ist auf Ilvesheimer Gemarkung geplant“, erklärt eine Sprecherin des Unternehmens auf „MM“-Anfrage.

Sie nennt auch weitere Details. In Ilvesheim bedeute das Wort „Ersatzneubau“ den schrittweisen Rückbau bestehender Masten und Leiterseile. Anschließend würden die neuen - und höheren - Hybridmasten gebaut. Diese können dann sowohl Gleich- als auch Wechselstrom transportieren. Die Sprecherin erklärt weiter: „Parallel dazu findet ein Ersatzneubau einer 110 kV Leitung statt. Bei dieser werden sich die Maste in der Höhe nur unwesentlich verändern.“

Beschluss in zweiter Jahreshälfte

Alle vorhin genannten Baumethoden haben eines gemeinsam: Indem man in den meisten Fällen die bestehenden Trassen nutzt, soll der Flächenverbrauch so klein wie möglich gehalten - gerade in dicht besiedelten Gebieten wie der Metropolregion. Für den Abschnitt B 1 (Wallstadt-Phillipsburg), in dem auch Ilvesheim liegt, ist die Transnet BW zuständig.

Doch wann starten die Arbeiten zum Ausbau der Masten überhaupt? Bis es so weit ist, wird es noch etwas dauern. Die Bodenproben sind nämlich nur die Vorboten des Ausbauprojektes. In der zweiten Hälfte dieses Jahres könnte der Planfeststellungsbeschluss ergehen, schätzt die Sprecherin von Transnet BW. Wenn der gefällt ist, kann gebaut werden. Aktuell läuft noch das Planfeststellungsverfahren (PFV). Die meisten Phasen des PFV hat das Projekt bereits durchlaufen. Dazu zählen zum Beispiel die Bürgerbeteiligung, die Anhörung anderer Behörden oder ein abschließender Erörterungstermin bei der Bundesnetzagentur, die nachher auch grünes Licht geben muss. Im Zuge der Bürgerbeteiligung war Transnet auch schon mit Infoständen vor Ort.

Die eingangs geschilderten Bodenproben laufen nach Angaben von Gemeinde und Transnet BW noch bis Donnerstag, 6. April. Hierfür gehen die Mitarbeiter der Fachfirma zu Fuß an die Masten und entnehmen mit einem Spaten einige kleine Proben. Beim Betreten der Flurstücke werde „sehr sorgsam vorgegangen“, versichern die Verantwortlichen.

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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